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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hoffte sie auf die notwendige Aufmerksamkeit, die den Fund des
     Jebel Tur’an und das Leben und die Existenz ihrer Vorfahrin publik werden lassen würde. Damit konnte sie ihre Regierung und
     ihre Universität in Haifa zum Handeln zwingen. Daß sie ganz nebenbei weltweit bekannt werden würde, mußte sie in Kauf nehmen.
    |177| Die Frauen brachen in frenetischen Beifall aus, vereinzelt wurde Sarahs Name gerufen. Regine von Brest umarmte sie herzlich,
     beinahe so, als hätten sie ihren gemeinsamen Kampf schon gewonnen.

|178| 20.
62 n. Chr. – Paulus
    Der Morgen hätte ein schöner Morgen werden können, hätte sich das Unheil nicht in Form eines alten, keifenden Mannes genähert.
    »Was, im Namen des Herrn, machst
du
hier?« rief der Alte überaus unhöflich, als er Mirjam vor der Hütte des Jaakov erblickte.
    Im gleißenden Sonnenlicht betrachtete Mirjam mitleidig seine gekrümmte Gestalt. Wenn sie sich recht besann, war es falsch,
     ihm zu zürnen. Paulus war immer ein Sturkopf mit schlechten Manieren gewesen. Seufzend machte sie sich daran, eine Schüssel
     mit Wasser zu holen, um ihm Füße und Hände zu waschen, wie es nach alter jüdischer Sitte üblich war. Doch Jaakov kam ihr zuvor.
    »Paulus, alter Freund«, begrüßte er den selbsternannten Apostel Jeschuas freundlich. »Komm zu mir und laß dich umarmen.« Er
     schlug dem alten Mann auf seinen Buckel und drückte ihn an sich. Paulus zierte sich ein wenig, ließ es aber dann doch zu,
     daß Jaakov es übernahm, ihm Füße und Hände zu waschen, und ihm einen Becher Wein anbot.
    Dann widmete sich Paulus den beiden Maultieren, die schwer beladen hinter dem Haus standen und ebenfalls eine Erfrischung
     benötigten.
    Mirjam stand mit Paulus im Streit, seit er ihr das erste Mal in Ephesus über den Weg gelaufen war. Er nahm für sich in Anspruch,
     alles zu wissen, was Jeschua jemals gesagt hatte, und behauptete gar, er sei ihm des Tags und des Nachts erschienen. Nur daß
     es Mirjam war, mit dem sein großes Vorbild nicht nur das Bett geteilt hatte, sondern auch all seine Geheimnisse, hatte er
     geflissentlich ignoriert.
    |179| »Ich bin es müde, einem solchen Tölpel erklären zu müssen, daß Mann und Frau vor Jeschua füreinander geschaffen waren und
     es immer noch sind, und das, ohne sich in dauernder Keuschheit ergehen zu müssen«, ereiferte sich Mirjam gegenüber Jaakov,
     während Paulus sich weiterhin um seine Maultiere kümmerte. »Er verfälscht
seine
Lehre. Jeschua wollte weder Tempel noch Hohepriester, er wollte nicht bekehren, er wollte lehren, und zwar nur solche Menschen,
     die freiwillig zu ihm fanden.«
    »Im Grunde genommen ist Paulus kein schlechter Kerl«, versuchte Jaakov zu beschwichtigen. »Er hat auch nicht grundsätzlich
     etwas dagegen, Frauen als Priesterinnen und Apostelinnen wirken zu lassen.«
    »Ja, ausgesprochen großzügig«, spöttelte Mirjam. »Allerdings sollte eine Frau möglichst keusch bleiben und nur mit männlichem
     Beistand die Verbreitung der wahren Lehre vornehmen. In seinen Augen ist es zu gefährlich für eine Frau, wenn sie nur unter
     ihresgleichen durch die Lande zieht. Ich frage mich aber, was die Frauen machen sollen, die keinen treuen Gefährten finden,
     der darauf verzichtet, sie zu begehren und ihnen gleichzeitig die Unversehrtheit ihres Leibes garantiert. Sollen sie fortan
     für immer schweigen?«
    »In einer Sache muß ich Paulus recht geben«, brummte Jaakov mit Blick auf Mirjams zierliche Gestalt. »Es ist gefährlich dieser
     Tage, aber nicht wegen Räubern und Tagedieben, sondern wegen der Andersdenkenden, die zum Teil überaus mächtig sind und es
     nicht dulden, wenn Anhänger Jeschuas auf Straßen und Plätzen ihre Botschaft verbreiten. In früheren Jahren wußten wir stets,
     wo der Feind steht, doch heutzutage, wo das Volk sich mehr und mehr gegen die Römer auflehnt, gelten die Gesetze des Untergrunds.
     Jeder Hund verwandelt sich in einen reißenden Wolf, sobald die ungeliebten Besatzer Judäa auch nur für einen Augenblick den
     Rücken kehren. Es brodelt und kocht an allen Ecken. Zwar trauen sich nur wenige, öffentlich aufzubegehren, jedoch |180| bereitet sich ein jeder auf den Moment vor, wenn Israel endlich frei sein wird, und dann wird es auch eine Frage der Religion
     sein, wer den Königsthron für sich in Anspruch nehmen kann.«
    »Ja, ich weiß«, bemerkte Mirjam mit einem Seufzer. »Eine unselige Entwicklung, die Jeschua ebensowenig gutgeheißen hätte.
     Er wollte Freiheit

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