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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geschätzter Kardinal hätte seine Finger im Spiel.«
    »Sind Sie verrückt? Wie kommen Sie auf eine solche Idee?«
    »Nach Ihren Äußerungen zu urteilen, erscheint mir eine solche Vorgehensweise geradezu als erwünscht.«
    »Wir sind keine Mörder, Pater Padrig. Ich finde es ungeheuerlich, daß Sie so etwas auch nur annehmen. Trotzdem muß man handeln.
     Oder sind Sie etwa anderer Meinung?«
    »Ich stimme Ihnen zu«, erwiderte Padrig kühl. »Man könnte das kanonische Recht ändern, und zwar bevor man auf einer Kundgebung
     mit Tausenden von Frauen dazu aufgefordert wird.«
    »Himmelherrgott, McFadden, was ist mit Ihnen passiert? Hat man Sie einer Gehirnwäsche unterzogen?«
    »Ich bin Realist, Bruder. Und meine Einblicke ins Weltgeschehen sind zur Zeit etwas tiefer als die Ihren.«
    »Gut«, beschied Mendez zerknirscht. »Ich werde Kardinal Lucera einen entsprechenden Hinweis geben, aber zuvor werde ich unsere
     Brüder in unserem archäologischen Zentrum in Karfanaum am See Genezareth anrufen. Sie sollen Nachforschungen anstellen, ob
     dort unten jemand etwas von den Ausgrabungen auf dem Jebel Tur’an mitbekommen hat.«
    |250| »Sicher«, pflichtete Padrig nicht ohne Ironie in der Stimme bei. »Damit können Sie natürlich ein wenig Zeit gewinnen, bevor
     Ihnen der Löwe den Kopf abbeißt.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden«, entgegnete Mendez. »Egal, was auch geschieht, ich möchte es wissen.«
    Eine Weile starrte Padrig sein Mobiltelefon an, nachdem er aufgelegt hatte, und dann ging er ins Wohnzimmer und blickte aus
     dem Fenster. Im Licht der Straßenlaterne konnte er erkennen, daß der Wagen, der gestern abend noch dagestanden hatte, weggefahren
     war. Vielleicht sah er bereits Gespenster. Bei all dem Wirbel kein Wunder. Möglicherweise war es aber auch ein Wagen der Polizei
     gewesen, die versprochen hatte, sie im Auge zu behalten.
    Wieder einmal fühlte sich Padrig an die unselige Zeit vor seiner Inhaftierung erinnert, in der er monatelang von der Polizei
     und dem Geheimdienst verfolgt worden war. Man hatte das Gefühl, verrückt zu werden, sah hinter jeder Säule jemanden stehen
     und lief ständig zum Fenster, um hinauszuspähen. Man führte das Leben einer Kellerassel und traute sich schließlich kaum noch
     hinaus.
    Plötzlich wurde das Licht angeschaltet. Padrig schnellte herum.
    »Wie war die Nacht?« fragte Sarah lächelnd. Ihr schönes Gesicht wirkte noch herrlich verschlafen, und ihre schwarzen Locken
     waren zersaust wie nach einem Sturm. Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihre Beine. Sie waren nackt und endeten bei den Oberschenkeln
     am Saum eines Männerhemdes, während ihre Füße in dicken, umgekrempelten Wollsocken steckten.
    »Zu kurz«, sagte er und löste seinen Blick demonstrativ vom Saum ihres Hemdes, dabei setzte er sich mit einem unterdrückten
     Gähnen auf, damit kein Zweifel darüber entstand, daß er seinen Schlaf meinte und nicht über ihre ungewöhnliche Garderobe sprach.
    |251| Bei ihrem Anblick empfand er ein spontanes Gefühl von Zärtlichkeit. Sie erinnerte ihn an seine drei Jahre jüngere Schwester
     Eileen, auch wenn diese blond und blauäugig war. Bis zu seinem sechzehnten Geburtstag hatte er ein Zimmer mit ihr geteilt,
     und auch später, als er bereits in den Untergrund abgetaucht war, hatte sie ihn ab und an bei sich aufgenommen, wenn er völlig
     erschöpft durch einen geheimen Zugang in ihre kleine Wohnung geschlüpft war. Dann hatten sie oft bis spät in die Nacht in
     ihrer Küche gesessen, Kaffee getrunken und von alten Zeiten gesprochen. Eileen hatte dann, nur mit einem Männerhemd bekleidet,
     auf einem Holzstuhl gesessen und ihre nackten Beine übereinandergeschlagen, während sie an den Füßen dicke, selbstgestrickte
     Wollsocken trug.
    Padrig spürte, daß Sarahs Blick auf seinem nackten Oberkörper ruhte, was ihn dazu brachte, rasch nach einem Hemd zu greifen
     und es überzuziehen.
    »Du siehst ziemlich sportlich aus«, bemerkte sie lächelnd. »Aber das ist bei deinem Job sicher Pflicht.«
    »Ich jogge viel«, antwortete er ausweichend. »Eigentlich jeden Morgen. Danach ein paar Liegestütze. Das wär’s dann auch schon.«
     Und für gewöhnlich besuche ich jeden Morgen die Frühmesse, hätte er noch hinzufügen können, aber das ließ er besser.
    »Ich vermisse meinen Sport«, erklärte sie ihm. »In den letzten Wochen bin ich zu rein gar nichts gekommen. Ich hab bestimmt
     fünf Kilo zugenommen.« Sie blickte an sich hinunter.
    »Du brauchst

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