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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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auf einen Schemel.
    »So gönnt mir wenigstens ein paar Stunden Ruhe«, murmelte er. »Ich will um mein totes Weib trauern.«
    *
    Hatte Katharina sie abgepasst?
    Jedenfalls schlich die Lutherin so lange in der Küche herum, bis Bini mit den beiden Kindern im Garten war.
    Halb im Gehen, hatte sie Susanna noch einen jener seltsamen Blicke zugeworfen, zu denen es in letzter Zeit immer häufiger kam. Bini schien vor Unruhe innerlich zu vibrieren, als ob etwas sie riefe, doch auf alle Nachfragen Susannas hin leugnete sie diesen Zustand hartnäckig.
    »Was du dir immer einbildest! Ich genieße es nur, manchmal allein zu sein. Dann spricht die Elbe mit mir. Und ich höre den Stimmen der Vögel zu.«
    »Du – ausgerechnet am Fluss? Früher hätte man dich nicht einmal in die Nähe eines fließenden Wassers bekommen, so groß war deine Furcht. Sogar vor dem Gang zum Brunnen hast du dich im Kloster nach Möglichkeit gedrückt …«
    »Haben wir uns nicht beide seit Sonnefeld verändert?«, hatte Binis Antwort gelautet.
    »Ich habe mich mit meinem Mann besprochen«, drang nun Katharinas Stimme in Susannas Gedanken. »Ihr beide könnt bei uns im Schwarzen Kloster bleiben, wenn ihr wollt. Mit der Arbeit geht es gut voran, und die Kinder mögen euch. Ich bin sogar in der Lage, euch ein paar Kreuzer zu geben, denn meine Studenten haben endlich für Kost und Logis bezahlt. Allerdings …«
    Susanna wurde hellhörig.
    Was mochte als Nächstes kommen?
    »… verlangen wir, dass ihr uns keine Schande bereitet. Mägde, die tändeln oder gar herumhuren, passen nicht ins Luther-Haus.«
    Scheinbar unbeteiligt rupfte Susanna weiterhin das Huhn, das heute in den Suppentopf sollte. Vier andere lagen bereits mit nackter Haut in dem Kübel vor ihr. In Sonnefeld war das stets die Arbeit der Küchenschwestern gewesen, doch inzwischen hatte sie das leise Grauen überwunden, das die ersten Versuche begleitete.
    »Ich wüsste nicht, womit wir eine solche Mahnung verdient hätten«, sagte sie schließlich. »Das gilt sowohl für Binea als auch für mich.«
    Katharina berührte leicht Susannas Schulter, dann zog sie die Hand wieder zurück.
    »Nicht, dass du mich missverstehst«, sagte sie. »Niemand verlangt, dass ihr bis zum letzten Atemzug jungfräulich und keusch bleiben sollt. Aber gerade für ehemalige Nonnen ist es wichtig, auch außerhalb des Klosters ein ordentliches, geregeltes Leben zu führen, sonst entsteht schnell böses Gerede. Das Beste wäre, ihr würdet bald heiraten.«
    Sie trat zum Herd und gab Schweineschmalz in eine Pfanne.
    »Falls also ein rechtschaffener Mann um Binea oder dich anhält, wären Martin und ich die Letzten, die diesem Glück im Weg stehen würden.«
    »Was wollt Ihr mir wirklich sagen?«, fragte Susanna, inzwischen ganz auf der Hut.
    Gut, dass sie bislang den Mund gehalten hatte!
    Niemals durfte sie Katharina von Bora anvertrauen, was damals in Leipzig geschehen war, ohne Gefahr zu laufen, von ihr abgestempelt und als liederlich verurteilt zu werden. Und auch Luther gegenüber musste sie weiterhin schweigen, das beschloss sie in diesem Augenblick. Sie würde alles wie bislang allein mit sich selbst ausmachen.
    Katharina legte die klein geschnittene Geflügelleber in das zischende Schmalz.
    »Ich hab deinen Blick auf dem Kirchhof gesehen«, sagte sie. »Als Jan mit der Kurprinzessin und ihrer Hofdame gesprochen hat. Schlag ihn dir aus dem Kopf! Er ist nicht der Mann, der dich glücklich machen wird.«
    »Das höre ich nun bereits zum zweiten Mal. Woher glaubt Ihr eigentlich zu wissen, was in meinem Kopf vor sich geht?« Susanna erschrak über ihre direkten Worte, aber nun waren sie schon heraus.
    »Weil ich unerwiderte Liebe kenne«, sagte Katharina, »und weiß, wie sie brennen und wüten kann.«
    Dann war es also wahr, was die Muhme neulich angedeutet hatte? Dass es vor Luther einen anderen gegeben hatte, der Katharina zurückgewiesen und unglücklich gemacht hat?
    Die Leberstückchen in der großen Pfanne wurden langsam goldbraun.
    »Ich hab nicht vor, mich ihm an den Hals zu werfen«, sagte Susanna. »Und auch keinem anderen Mann. Dafür gibt es triftige Gründe.« Mehr würde sie nicht dazu sagen. »Soll ich die Suppe ansetzen?«
    Katharina nickte zunächst zerstreut, dann aber schüttelte sie den Kopf.
    »Die Muhme wird es sich nicht nehmen lassen«, sagte sie. »Obwohl ihre Rückenschmerzen sie so übel plagen wie seit Monaten nicht mehr. Lauf du zu Barbara Cranach und bitte sie um ihr Beinwellöl. Sie

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