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Die geheime Braut

Die geheime Braut

Titel: Die geheime Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Dame.«
    Jan ging zu ihm und legte ihm besänftigend die Hände auf die Schultern.
    »Frauen sind etwas Wunderbares«, sagte er. »Merk dir das ganz genau, wenn du es im Leben gut haben willst! Ich weiß das, seit ich ungefähr so alt war wie du – vielleicht sogar schon ein bisschen früher. Ich verehre und liebe sie. Niemals könnte ich einer ein Leid zufügen. Das musst du mir glauben, Luc!«
    Der Junge nickte tapfer. Dann jedoch wandte er jäh den Kopf ab.
    »Aber zum Weinen bringst du sie«, sagte er gepresst. »Das habe ich selbst gehört. Wie ist das möglich, wo du sie doch alle angeblich so lieb hast?«
    Was sollte er ihm antworten?
    Dass er wie ein sonnentrunkener Schmetterling von Blüte zu Blüte geflattert war, ohne zu ahnen, dass die Eine, die ihm alles bedeuten könnte, bereits in seiner Nähe war?
    Wieder sah er Susannas Antlitz vor sich. Doch dieses Mal erinnerte er sich voller Wehmut an die Süße ihres langen Kusses.
    Seine Gesichtszüge wurden weich.
    Sie war nun seine geheime Braut, das hatte er ihr ins Ohr geflüstert. Ein glückseliges Strahlen war ihre Antwort gewesen. Er hoffte nur, dass sie ihr Glück auch bald vor aller Welt zeigen durften.
    »Manchmal muss man eben viele Umwege gehen, bevor man erkennt, welcher Weg der richtige ist«, sagte er. »Nur so kann man herausfinden, was man will – und vor allem, was nicht.«
    »Und die wunderschöne Hofdame willst du nicht?« Die hellen Jungenaugen sahen ihn fragend an.
    »Sie gehört einem anderen«, erwiderte Jan. »Außerdem ist mein Herz bereits vergeben.«
    »Als ob das eine Rolle spielen würde!« Auf einmal stand Hans neben Jan, das Gesicht hasserfüllt, die eckigen Schultern hochgezogen. »Er nimmt sich doch von den Weibern, was er will. Ohne Rücksicht oder Schamgefühl. Das sagen alle in der Stadt, und sie haben verdammt recht damit. Und ausgerechnet so einen himmelst du an. Hättest du dir keinen anderen aussuchen können, kleiner Bruder? Denn er führt ja auch dich hinters Licht, sobald er den Mund aufmacht.«
    Auf Lucs Jungengesicht stritten sich Hoffnung und Angst.
    »Jan lügt mich nicht an«, sagte er schließlich. »Niemals. Das weiß ich.«
    »Gar nichts weißt du!«, trompetete Hans. »Dann frag ihn doch einmal, was er drüben in der Farbenkammer so heimlich zu schaffen hat!«
    Scheinbar gleichgültig zuckte Jan die Achseln. Die Grazien waren seine und Cranachs Sache. Diese Antwort musste er schuldig bleiben.
    »Oder hat er dir vielleicht gestanden, dass er zur Apothekerin geschlichen ist?«, fuhr Hans fort. »Natürlich nur in jenen Nächten, in denen Vater und Relin beim Kurfürsten in Meißen waren. Na, was sagst du jetzt?«
    »Woher willst du das wissen?«, flüsterte Luc. »Das behauptest du doch bloß, um mich traurig zu machen!«
    »Weil ich ihn beobachtet habe, du Kalb! Er hält sich für oberschlau. Dabei muss man ihm lediglich auf der Spur bleiben, um herauszubekommen, was er als Nächstes im Schilde führt. Und den hat Vater zum Stellvertreter ernannt und damit über uns alle erhoben. Bin sehr gespannt, wann er diesen Fehler endlich einsehen wird.«
    Hans starrte Jan herausfordernd an.
    Auf diesen Augenblick schien er lange gelauert zu haben. Endlich öffentlich zu demonstrieren, dass er der Erbe und künftige Leiter der Werkstatt war.
    Wie viel vom Meister selbst steckte in diesem Ausbruch? Hatte Cranach seinem Ältesten etwas anvertraut, von dem Jan nichts wusste?
    Ihm wurde mulmig zumute.
    Wie jemand, der auf einem reißenden Fluss über Eisschollen zu balancieren versucht, fühlte er sich plötzlich. Ohne die geringste Sicherheit, jemals das rettende Ufer zu erreichen.
    Die Lage wurde ernst. Beängstigend ernst sogar.
    Hatte er in Wittenberg mehr Feinde, als er bisher vermutet hatte?
    »Mit Margarethas Tod habe ich nichts zu tun«, sagte Jan, so entschieden er nur konnte. »Ebenso wenig wie mit Dilgin von Thanns Verschwinden. Und du solltest nachts lieber schlafen, Hans, anstatt dich in Dinge einzumischen, von denen du nichts verstehst.«
    Hans blieb stumm, seine Augen aber verrieten, wie sehr es weiterhin in ihm wütete.
    Luc dagegen hatte plötzlich mit den Tränen zu kämpfen.
    »Warum tust du mir das an?«, murmelte er. »Du warst mein Vorbild seit jenem Tag, an dem du zu uns in die Werkstatt gekommen bist. Für mich der beste aller Maler und mein Freund dazu – doch nun ist alles …« Er presste die Hand vor den Mund und rannte hinaus.
    »Du hast ihn verloren«, sagte Hans triumphierend. »Und d as

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