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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Dunkelheit ein kleiner gelber Vogel hin und her. Als Avi das Gesicht an das Guckloch presste, steuerte der Vogel direkt auf das Fenster zu.
    »Aviaviavi!«, kreischte er.
    Avi wich zurück. Kurz darauf ertönte ein Poltern, und das Guckloch füllte sich mit Federn. Mit einem Plopp zwängte sich der kleine Vogel durch das Loch, schüttelte sich und hüpfte auf Avis Schulter. Er erinnerte an die Miniaturausgabe eines Papageis, war nicht größer als ein Spatz und hatte einen Kamm, der genauso gelb war wie sein Gefieder.
    »Aviaviavi«, wiederholte er.
    »Offenbar kennt er deinen Namen«, meinte Hannah. »Wer mag ihn wohl geschickt haben?«
    »Xanderxanderxander«, erwiderte der Papagei, putzte sich unter jedem Flügel und richtete sich dann auf. Er schien sehr stolz auf sich zu sein.
    »Hat Xander dich beauftragt?«, hakte Avi nach.
    »Rausrausraus«, antwortete der Papagei.
    »Das ist leichter gesagt als getan«, seufzte Hannah.
    Der Papagei sprang auf die Rückenlehne des Sofas und riss weit den gebogenen Schnabel auf. Würgegeräusche stiegen aus seiner Kehle auf, und sein Hals zuckte, bis etwas in seinem Schnabel erschien. Stück für Stück erbrach er einen Gegenstand, der offenbar ein menschlicher Fingerknochen war.
    »Igitt!«, rief Hannah. »Das ist ja ekelhaft.«
    Der Papagei hustete den Knochen aufs Sofa und marschierte dann auf und ab.
    »Schlüsselschlüsselschlüssel«, verkündete er.
    Ein wenig angewidert griff Avi nach dem Knochen. Da er klebrig war, wischte er ihn am Polster ab. Ein Ende des Knochens war eingekerbt und sah wirklich wie ein Schlüssel aus.
    »Kann man damit die Tür öffnen?«, fragte er.
    »Rausrausraus«, bestätigte der Papagei.
    Avi kam sich ein wenig albern vor, als er in die Knie ging und dem kleinen Vogel in die Augen blickte. »Was ist mit den Wachen?«
    Der Papagei neigte den Kopf zur Seite und schien zu überlegen. Dann flog er zur Tür und spähte, wie Avi zuvor, durch das Schlüsselloch. Anschließend flatterte er zum oberen Rand des Türrahmens und öffnete den Schnabel.
    »Ihr zwei«, sagte er mit Arethusas Stimme. »Steht nicht dumm herum – sie fliehen!«
    Der Papagei klang nicht nur wie die Feenkönigin, sondern besaß auch die Fähigkeit, seine Stimme so umzuleiten, dass sie vom Flur zu kommen schien. Avi beobachtete durch das Schlüsselloch, wie sich die Wachen zögernd von der Tür entfernten.
    »Sie sind auf der Treppe, ihr Schwachköpfe!«, schimpfte der Papagei. »Ein bisschen Tempo, sonst landet ihr im Kerker!«
    Dieser Anreiz genügte. Mit einem letzten Blick zu der Tür, die sie bewacht hatten, hasteten die beiden Männer um die Ecke und waren bald nicht mehr zu sehen.
    Der Papagei kehrte auf Avis Schulter zurück.
    »Schnellschnellschnell«, drängte er. Diesmal war es Xanders Stimme.
    Sie folgten dem Papagei durch den Palast. Als Avi sich erkundigte, wohin sie gingen, lautete die Antwort »Tortortor.«
    »Zum Haupttor?«, wunderte sich Avi. »Glaubt Xander, wir könnten einfach so hinausspazieren?«
    »Rausrausraus«, wiederholte der Papagei.
    Avi blieb so ruckartig stehen, dass Hannah, die hinter ihm herhastete, mit ihm zusammenstieß.
    »Schnellschnellschnell«, beharrte der Papagei.
    »Was soll das, Avi?«, fragte Hannah. »Bestimmt merken die Wachen jeden Moment, dass wir sie reingelegt haben.«
    »Erinnerst du dich noch an unsere letzte Flucht aus einem Gefängnis?«, entgegnete Avi. »Da gab es etwas, das wir zuvor erledigen mussten.«
    Sie sahen einander an. »Brucie!«, riefen sie im Chor.
    Trotz der heftigen Proteste des Papageis hasteten sie zur Krankenstation. Während Hannah McPanacea mit einer Debatte über die Vorzüge der Feenmedizin im Vergleich mit der Heilkunst der Sterblichen ablenkte, schlich Avi sich im Kauergang zu Brucies Bett.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    »Wir fliehen«, erwiderte er. »Aber nicht ohne dich. Geht es dir gut genug?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich werde mich nicht davon abhalten lassen.«
    Avi und Hannah hatten vor der Flucht aus ihrer Luxuszelle dicke Pelzmäntel angezogen. Unter dem von Avi war mehr als genug Platz, damit Brucie sich in das warme Futter kuscheln konnte.
    »Das ist ja fast wie früher«, meinte die Elfe, als sie sich aus der Krankenstation pirschten. »Aber erwartet keine Flugkunststücke von mir.«
    »Apropos fliegen«, sagte Hannah. »Wo ist denn der Papagei abgeblieben?« Der kleine Vogel war spurlos verschwunden.
    »Kein Problem«, antwortete Avi. »Wir kennen ja den

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