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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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verstehe«, erwiderte der. Seine Augen glitzerten. »Glaub mir, ich weiß genau, wie viel dir dieses Buch bedeutet.«
    Avi warf einen Blick auf Brucie, die kurz nickte. Während er Foster das Buch reichte, wurde ihm klar, dass er sich, was die Schwierigkeit seiner Mission anging, falsche Vorstellungen gemacht hatte. In die Burg einzudringen, war nicht das Problem. Viel schwerer war es, seine Vergangenheit loszulassen.

    Etwas, das Avi eigentlich auch nicht herausgeben wollte, war Durins Mantel. Doch das warme Kleidungsstück hätte ihn beim Schwimmen behindert, weshalb ihm nichts anderes übrig blieb.
    Als er endlich aufbrach, wurde er kurz von Panik ergriffen. Kann ich überhaupt schwimmen? Ich erinnere mich nicht!
    Aber schon im nächsten Moment begann er mühelos zu kraulen, wobei er rasch vorankam, ohne zu ermüden. Bald befand er sich unter der mächtigen London Bridge und schwamm von einem Pfeiler zum nächsten, um nicht bemerkt zu werden. Mehr als einmal musste er frierend im Schatten verharren und Wasser treten, weil jemand über die Brüstung spähte.
    Das Verrätertor war ein niedriger Torbogen in der Burgmauer, durch den das Wasser des Flusses ungehindert in eine Grotte floss. Über dem Torbogen war eine Reihe von Eisenpfählen angebracht, an denen die abgeschlagenen Köpfe verschiedener Lebewesen von Goblins über Menschen bis hin zu seltsamen, unbekannten Geschöpfen aufgespießt waren. Einige waren noch so frisch, dass man beinahe damit rechnete, sie würden die Augen aufschlagen, andere bis auf den Schädelknochen verwest. Auf einem Schädel saß eine schwarze Möwe und pickte einen Fleischstreifen aus dem aufgerissenen Mund eines Goblins: die Zunge des Hingerichteten.
    An der grausigen Pforte hielt er inne und stemmte sich gegen die Strömung, die ihn hineinziehen wollte. Obwohl sich das Wasser warm anfühlte, stand ihm der Atem als Wolke vor dem Mund. Er fühlte sich sehr schutzlos. Drinnen würde er wenigstens vor Kellens Patrouillen sicher sein.
    Allerdings auch in noch größerer Gefahr.
    Ein Ruf hallte über den Fluss. Avi kam aus dem Takt und ging unter. Beim Auftauchen hatte er den Mund voller Wasser, das er schluckte, um kein Plätschern zu verursachen. Es schmeckte nach angebranntem Zucker.
    Ein weiteres Schiff glitt an der Mauer entlang. Seine Segel waren zwar schlaff, doch die Katzenmenschen an Bord stakten es mit langen Stangen vorwärts.
    Seit Avis Aufbruch hatte der Himmel sich langsam bewölkt, so dass die Sterne nicht mehr zu erkennen waren.
    Aber wenn ich sie sehen kann …
    Noch ein Ruf ertönte aus dem Boot. Avi duckte sich unter den Bogen und verlor das Boot einen Moment aus den Augen, dann jedoch erschien der Rumpf so beängstigend dicht vor ihm, dass er einen Aufschrei unterdrücken musste.
    Im nächsten Moment war das Boot verschwunden.
    Avi atmete tief durch, versuchte, seinen rasenden Puls zu beruhigen, und schwamm langsam durch das Verrätertor in die Grotte.
    Es war keine natürliche Grotte, denn sie hatte gemauerte Wände und eine hohe Gewölbedecke. Dennoch hingen Stalaktiten daran, von denen milchiges Wasser tropfte. Avi fühlte sich wie in einer Gruft.
    »Foster«, sagte er leise. »Wehe, wenn du dich geirrt hast.«
    Obwohl er geflüstert hatte, fing die gewölbte Decke seine Worte auf und verstärkte sie. Am Ende der Grotte ertönte ein Platschen, gefolgt von einem heiseren Bellen, das Avi das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er wich zurück, wobei er sich die Mühe sparte, leise zu sein.
    Aber es war zu spät zur Flucht. Der Wassergeist kam schon bedrohlich näher.
    Er tauchte aus dem Schatten auf und erhob sich, bis er Avi überragte. Wasser troff zischend aus seiner mit Seetang verfilzten Mähne und von dem spitzzackigen Kamm auf seinem Rücken. Seine roten Augen blitzten. Das Ungetüm sah aus wie eine Mischung aus Pferd und Hai.
    Mit klopfendem Herzen stieß Avi sich von der Wand ab. Der Wassergeist schleuderte den Kopf hin und her und spie eine dampfende Fontäne aus. Zug um Zug schwamm Avi durch das schäumende Wasser, wobei sich seine Arme bleischwer anfühlten. Als er nahe genug herangekommen war, fing er an, Wasser zu treten.
    Schwarzer Qualm quoll aus den Nüstern des Wassergeistes.
    »Ich …«, begann Avi, doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Also nahm er einen Schluck Flusswasser, spuckte es wieder aus und unternahm einen erneuten Anlauf. »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
    Der Wassergeist brüllte und riss sein Pferdemaul

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