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Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

Titel: Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Tenner
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Für die wirklich wichtigen Dinge sollte man sich Zeit nehmen, selbst dann, wenn man sie nicht hat.“
    Er nahm wieder auf dem Drehstuhl Platz. In diesem Augenblick klopfte es laut an der Tür und ohne auf eine Aufforderung zum Eintreten zu warten, betrat einer der Bodyguard-Klone das Zimmer. „Ein dringender Anruf für Sie, Mister Smith.“ Der Angesprochene schaute wenig erfreut über die Störung den Hereinkommenden an. „Nicht jetzt. Ich bin in einem wichtigen Gespräch.“ Der Klon zögerte einen Augenblick, meinte dann leise: „Es ist der Gorilla, der Sie unbedingt sprechen will.“ Mister Smith schien jetzt ernsthaft böse zu werden. Mit schneidender Stimme sagte er: „Und wenn es der Teufel persönlich wäre, ich bin in einer wichtigen Besprechung. Sagen Sie ihm, ich rufe in einer Viertelstunde zurück.“ Ohne einen weiteren Einspruch zu wagen, nickte der Klon und verließ den Raum. „Verzeihen Sie, Herr Turner. Nichts hasse ich mehr, als bei wirklich wichtigen Dingen gestört zu werden. Diese Bankfuzzies glauben, sie seien der liebe Gott und würden mit ihrem Geld die Welt regieren. Und wenn morgen ein Tumor in ihrem Kopf diagnostiziert wird, heulen sie wie die Kleinkinder und würden alle ihre Millionen gerne für einen kompetenten Arzt ausgeben oder einem Hilfswerk spenden, damit sie zur Belohnung diese paar Zentimeter bösartiges Gewebe wieder los werden. Begreifen nichts von der Welt und vom Leben, wollen aber die Gesetze für beide verfassen. Erbärmlich. Vergessen Sie die Störung. Kommen wir zu unserem Gespräch zurück. Ich weiß, dass Sie nebenbei Filmkritiken schreiben.“
    „Gibt es etwas über mich, dass Sie noch nicht wissen?“
    „Ihre paranormalen Anlagen sind uns entgangen. Aber ich bin jetzt nicht mehr böse über dieses Manko. Auch ich lerne gerne dazu. Vorgestern zum Beispiel. Und dies ist ein Tipp für Sie, der Sie doch Movies so mögen. Könnte eine interessante Rezension aus Ihrer Feder werden. Ich habe den neuen Batman gesehen. Grandios. Einfach grandios. Normalerweise sehe ich mir solche Filme gar nicht erst an, diese Super-, Spinnen- und Fledermausmänner, langweiliger Kinderkram. Aber der tragische Tod von Heath Ledger im Januar dieses Jahres, hat mich doch neugierig gemacht. Ich habe den jungen Mann kurz vor Drehbeginn auf einer Party kennengelernt und mir erlaubt, ihm einige Hinweise zu geben, wie er aus seinem Potential noch mehr machen könnte. Er hat damals nur gelacht, aber seine Augen sprachen doch eine andere Sprache. Er wirkte traurig, gehetzt wie ein Wild, dass die Treiber schon in dichter Nähe hört. Wahrscheinlich lebte er schon zu diesem Zeitpunkt mehr von Tabletten als von Hamburgern. Wobei die Letzteren ihn wahrscheinlich auch umgebracht hätten, bloß später und mit der Figur des alten Marlon Brandos. Na, wie auch immer. Ich sah mir den Film nur Heath wegen an. Was soll ich sagen – ich habe es nicht bereut. Das Drehbuch ist besser als die gewöhnlichen Vorlagen für solche Comicverfilmungen. Ich habe mir 1989 aus Sympathie für Jack Nicholson, den ich damals zu meinen Freunden zählte, das letzte Mal solch einen Batman Film angesehen. Zugegeben, die darstellerische Leistung von Jack war nicht schlecht, aber er spielte den Joker, Heath dagegen ist der Joker. Das alte Drehbuch blieb noch zu vielen Klischees verhaftet, das Gute war letztlich stärker als das Böse und der Joker als Bösewicht besaß noch eine Vergangenheit, die sein Verhalten zumindest ansatzweise erklären sollte. Dark Knight macht Schluss mit diesem verfehlten und naiven Ausgangspunkt. Hier sind Gut und Böse endlich einmal gleichwertig, wie im realen Leben. Eigentlich - und auch dies scheint der Drehbuchautor dem richtigen Leben entnommen zu haben, ist das Böse sogar stärker, raffinierter, vor allem ironischer als das Gute. Der Joker besitzt kein Bat-Mobil, keinen Spezialanzug und Superwaffen, keine moderne Technik, nur seinen Verstand und seine Schminke und die tarnt ihn nicht, sondern offenbart ihn.
    Und es geht dem Antihelden nicht ums Geld, um Frauen, um Macht im herkömmlichen Sinne. Nein, nur um - Spaß. Er ist Batman immer voraus, er spielt mit ihm, ist ihm überlegen, weil er die Struktur des Seins begriffen hat, der nicht Ordnung, sondern Chaos zugrunde liegt. Ordnung ist immer nur zeitweilig und punktuell, jedes Bemühen, sie dauerhaft herzustellen, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ich hatte fast Mitleid mit Batman. Er war eigentlich chancenlos, aber der Film konnte so

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