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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Gaukler verbreiteten Neuigkeiten aus allen Teilen des Abendlandes. Pribislav und Niklot, so erzählten sie, wüteten auf den dänischen Inseln.
    »Sie machen einen Überfall nach dem anderen«, berichtete ein Fiedler. »Der König kann gar nicht so schnell reagieren. Bevor er Truppen zu Hilfe schickt, sind die Slawen wieder fort. Man sagt, sie hätten schon siebenhundert Gefangene auf ihre Stammburg gebracht – da soll ein großer Sklavenmarkt sein, die Fürsten machen gewaltige Profite.«
    Der Bischof schaute unerwartet zufrieden drein, und Magnus ahnte, dass die Slawen ihre Profite wohl würden teilen müssen. Mit der christlichen Kirche – und sicher auch mit ihrem Lehnsherrn Herzog Heinrich. Pribislav allein wäre wohl kaum auf die diese Nadelstichtaktik gekommen. Hier durfte jemand in bischöflichem Ornat beratend nachgeholfen haben …
    Magnus war entsprechend schlecht gelaunt, als es am nächsten Tag weiterging. Mit der Entsendung der Obodriten wandte sich Heinrich offen gegen seinen ehemaligen Waffengefährten Waldemar, und Magnus würde sich entscheiden müssen, wo seine Loyalität lag. Vielleicht sollte er nach Dänemark zurückkehren …
    Doch zunächst würde er Amra wiedersehen. Obwohl er fortgegangen war, um sie zu vergessen, sehnte er sich jetzt mit jeder Faser seines Herzens nach ihr. Immer noch fühlte er ihren Körper wie damals, als sie sich an ihn geschmiegt hatte, und auf seiner Zunge brannte der Geschmack ihrer Küsse. Er konnte das Wiedersehen kaum erwarten.

Kapitel 9

    N un, was ist, reitet Ihr morgen aus mit mir, Frau Amra?«
    Der Herzog wandte sich seiner Favoritin lächelnd zu. Er hatte sie an diesem Abend an den erhöhten Tisch bitten lassen, den er mit seinen vertrautesten Rittern und geehrten Gästen teilte. Amra saß unglücklich zwischen einem slawischen Fürsten und einem stutzerhaften Troubadour aus Aquitanien, der immerhin Mathilde zum Lächeln brachte, indem er ihr schmeichelte und Anekdoten aus der Heimat ihrer Mutter erzählte. Amra versuchte, mit dem Slawen ins Gespräch zu kommen, dessen Anwesenheit diesmal wenigstens eine Ausrede dafür bot, warum der Herzog die ranische Hofdame seiner Frau an seinen Tisch holte. Der Mann sprach kaum Deutsch und kein Französisch, und Amra konnte ihn in seiner Sprache unterhalten. Leider verstand er das falsch. Er schien sie für eine Art Geschenk des Herzogs an ihn zu halten und versuchte immer wieder, sie mit seinen fettigen Händen anzufassen oder unter dem Tisch seine Beine an die ihren zu drücken. Amra hasste das, und den Herzog machte es rasend vor Eifersucht. Wohl um seine Ansprüche klarzustellen, wandte er sich ihr huldvoll zu, sprach über die gemeinsame Jagd und lud Amra zu einem Ritt für den nächsten Tag ein. Amra versuchte, sich mit dem in der letzten Zeit schier unstillbaren Regen herauszureden, doch das ließ Heinrich nicht gelten.
    »Aber Ihr kommt doch aus einer recht regenreichen Gegend«, lächelte er. »Diese Inseln im Osten … Ja, wenn meine geliebte Gattin und der Herr Florestide sich damit entschuldigen, Aquitanien ist schließlich ein warmes, sonniges Land …«
    Er nickte Mathilde und dem Aquitanier zu, und Amra wand sich vor Unbehagen. Sie verstand inzwischen die am Hof üblichen feinen Anspielungen. Heinrich signalisierte den beiden damit deutlich, dass sie bei dem jagdlichen Ausritt nicht erwünscht waren.
    »Meine Mutter pflegt auch stets davon zu schwärmen«, bemerkte Mathilde mit süßer Stimme. »Ich bin jedoch in Britannien aufgewachsen, wie Ihr wisst. Da regnet es eher häufiger als hier. Ich schließe mich Eurem Ritt also gern an – schließlich muss ich ja lernen, meinen Falken zu beherrschen.«
    Die Ausbildung des weißen Falken war Heinrichs bevorzugte Ausrede, mit Amra zur Jagd zu reiten. Dabei machte er sich kaum auch nur die Mühe, das Tier auf seinen Sattel zu nehmen. Der mitreitende Falkner behielt den Terzel bei sich und ließ ihn auf, wenn die Hunde Wild aufscheuchten. Aber meist schickte Heinrich die Setter nicht einmal auf die Suche. Lieber ritt er einfach neben Amra her, plauderte mit ihr, machte ihr Komplimente – und immer häufiger lenkte er sein Pferd näher an ihres heran, sodass ihre Beine einander berührten. Er nahm ihre Hand, um ihr irgendetwas zu zeigen, führte sie zu Lichtungen, auf denen Diener als Überraschung Wein und einen Imbiss bereithielten. Er reichte ihr die besten Happen, teilte seinen Teller mit ihr – und immer wieder streifte seine Hand dabei die ihre, strich

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