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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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welche Frauen seine Ritter anrühren, wenn ich das mal so sagen darf …« Er grinste. »Aber Barbara … also Schwester Barbara … wenn sie wegen mir schon ein solches Gewese machen – was haben sie dann mit ihr getan?«
    Amra wollte gerade antworten, als Barbara, eine Karre voller Mist vor sich herschiebend, aus den Ställen trat.
    »Herr Miladin?«
    Amra beobachtete fasziniert, wie die kleine Novizin zunächst erbleichte und dann glühend rot wurde. Ihre Ahnung hatte sie also nicht getrogen. Barbara hegte sichtlich Gefühle für den jungen Ritter.
    »Dann lass ich euch mal allein«, brummte Amra und eilte mit ihrem Grünkohl in Richtung Küche. »Aber bleibt hier im Schatten der Mauer und achtet darauf, wenn der Hund bellt. Auch wenn es sonst kaum vorkommt, irgendwer könnte in den Stall kommen. Und wenn sie Euch hier erwischen … dann gnade Euch Gott!«
    »Da war gar nichts. Wirklich, da war gar nichts, was … was Mutter Clementia nicht hätte sehen dürfen. Er hat sich nur entschuldigt. Er ist so zuvorkommend, so höflich …«
    Als Barbara ihr zum dritten Mal versicherte, wie unschuldig ihr Treffen mit Ritter Miladin gewesen war, sehnte sich Amra zum ersten Mal nach der Einhaltung des Schweigegebots. Aber natürlich sprach aus diesem Gedanken der blanke Neid. Erinnerte sie Barbaras Begegnung mit ihrem Ritter doch nur zu genau an ihre eigenen heimlichen Treffen mit Magnus im Garten des Hofes zu Braunschweig. Leider auch daran, wohin das geführt hatte …
    »Barbara, wenn die Ehrwürdige Mutter das gesehen hätte, hätte sie dich bis in alle Ewigkeit verbannt!«, hielt sie der jungen Schwester vor. »Egal, wie höflich dein Ritter ist und wie keusch eure Treffen – es darf um Himmels willen niemand davon erfahren. Es sei denn, du willst aus dem Kloster verwiesen werden. Das hätte ja durchaus seine Vorteile …«
    Barbara sah Amra entsetzt an und bekreuzigte sich. »Aus dem Kloster verbannt? Aber … aber ich werde im nächsten Jahr meine Gelübde ablegen. Das kann doch nicht sein, ich … Wo sollte ich denn hingehen?«
    Amra wollte die Augen verdrehen, dann jedoch dachte sie daran, dass Barbara seit ihrem achten Lebensjahr in diesen Mauern weilte. Sie konnte sich kein anderes Leben mehr vorstellen als das einer Ordensfrau.
    »Na, vielleicht mit Miladin auf sein Lehen?«, schlug sie geduldig vor. »Sofern er eins hat oder bekommt. Was weißt du denn über ihn? Bestehen da Aussichten?«
    Barbara blickte ratlos. »Woher soll ich das denn wissen? Wir … also da war wirklich nichts, und da wird auch nichts sein, und er hat sich nur entschuldigt … Aber er war so …« Sie begann von Neuem, Miladin in Schutz zu nehmen.
    Amra seufzte. Sie glaubte nicht daran, dass dies das letzte Mal gewesen war, dass Barbara den jungen Ritter gesehen hatte, und natürlich bestätigte sich ihre Vermutung.
    Miladin kam wieder. Nicht mehr als Bote seines Fürsten, damit wurde ein anderer Ritter betraut, aber jedes Mal, wenn der junge Ritter irgendetwas bei Walsrode zu tun hatte, schlich er sich zunächst am Nachmittag, zwischen Non und Vesper, und dann, als die Tage länger wurden, am Abend zwischen Vesper und Komplet an die Mauer des Klosters heran und kletterte in den Nutzgarten. Solange Barbara noch mit Amra zusammenarbeitete, konnte sie jederzeit in den Garten gehen und ihn treffen. Im Winter begegnete sie dort niemandem, mit dem bisschen Wintergemüse wurde Amra allein fertig. Die anderen Schwestern waren froh, wenn sie nicht in die Kälte hinausmussten, und so bestand kaum eine Gefahr, dass Barbara und Miladin ertappt wurden.
    Aber dann kam der Frühling. Barbara hatte ihre Strafe verbüßt und durfte zurück an ihren Arbeitsplatz im Skriptorium. Dafür teilten die Äbtissin, die Kellermeisterin und die Schwester Apothekerin andere Novizinnen zur Mithilfe im Nutzgarten ein, um Gemüse und Heilkräuter zu pflanzen und zu ernten. Amra musste höllisch aufpassen, dass der Ritter ihnen nicht in die Arme lief. Wenn der Garten frei war, musste sie Barbara von Miladins Kommen benachrichtigen, die Schwester brauchte dann einen Grund, ihren Platz im Skriptorium zu verlassen. Es wurde also komplizierter, und die zur Verfügung stehende Zeit auch kürzer. Zwischen Vesper und Komplet lagen das gemeinsame Abendessen und die kurze Freizeit der Klosterfrauen, und je wärmer es wurde, desto häufiger hielten sie sich dabei im Kreuzgang oder im Garten auf.
    Amra blieb das Herz fast stehen, als sie Miladin eines Tages im Stall antraf, wohin

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