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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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verlustreich sein, diese Festungen einzunehmen, obwohl sie nur aus Erdreich und Holz bestehen.«
    Albrecht war ein Veteran der Slawenkreuzzüge. Er hatte gegen Zirzepanen und Obodriten gekämpft und kannte sich aus in der Kriegführung der Stämme. Magnus war ihm als Verbindungsmann zu den Dänen gestellt worden. Er hatte Heinrich zwar um ein eigenes Kommando gebeten, aber das hatte der Herzog abgelehnt, schließlich hatte der junge Däne erst zwei Jahre zuvor seine Schwertleite gefeiert. Für die Führung eines Heereskontingents fehlte es ihm an Erfahrung. Umso wichtiger waren seine Sprachkenntnisse. Albrecht und seine Männer verstanden kein Dänisch.
    »Ihr meint, wir können unbehelligt anlanden und vor die Burg ziehen?«, wunderte sich Magnus.
    Im Morgenlicht kamen die Burg Arkona und die Bucht von Vitt langsam in Sicht. Die Kapitäne der Schiffe tasteten sich behutsam in das flache Wasser des Boddens, wie man diese Randgewässer der Ostsee nannte, vor. Ihre Galeeren hatten mehr Tiefgang als die Boote der Ranen und waren zudem schwer beladen. Bis zu siebenhundert Söldner passten in den Bauch eines der Transportschiffe.
    »Mit größter Wahrscheinlichkeit«, meinte Herr Albrecht. »Aber ich wollte Euch bitten, Euch gleich zum Flaggschiff des Königs rudern zu lassen, um ebendies zu erfragen. Wann und wo will er anlegen lassen? Wir müssen uns da bald entscheiden.«
    Als Magnus das Schiff des Königs erreichte, über dem stolz die dänische Flagge wehte, traf er auch schon auf eine Versammlung von Heeresführern, die fast alle unterschiedliche Vorstellungen vom idealen Landeplatz hatten. Fürst Pribislav stritt mit zwei Pommernherzögen, Bogislav und Kasimir, die sich aus für Magnus unverständlichen Motiven mit ihren Männern dem Feldzug angeschlossen hatten. So gute Christen konnten sie kaum sein, eher ging es hier wohl um Landansprüche. Wobei Magnus nicht glaubte, dass Waldemar und Heinrich bei der Verteilung der ranischen Besitztümer noch jemand anderen mitreden lassen würden als bestenfalls einige Bischöfe. Die Kirchenmänner waren auch jetzt anwesend, hatten ebenfalls ihre Meinung zum idealen Landeplatz und sprachen teils auf Deutsch, teils auf Dänisch auf die Pommern ein, die wohl keine der beiden Sprachen wirklich verstanden. Dem König fiel es sichtlich schwer, dabei ruhig zu bleiben, aber Magnus konnte mit der Einschätzung des Herrn Albrecht weiterhelfen – sie deckte sich mit der des Slawenfürsten Pribislav. Mit Angriffen vom Land war nicht zu rechnen, allerdings war das Meer zu flach, um die Flotte direkt in Vitt anlegen zu lassen. Magnus erinnerte sich an die Hilge Maget . Auch sie hatte vor der Bucht geankert.
    Pribislav hatte dazu aber schon eine Idee. »Ist sich Dorf leer, sicher alle in Burg. Schicken mich mit paar Leute, stehlen Boote, setzen über, ganze Heer in Nacht«, radebrechte der Slawe auf Dänisch.
    »Und dabei können sie uns von der Burg aus nicht beschießen?«, fragte der König besorgt.
    Magnus schüttelte den Kopf. »Es sieht nah aus, aber es liegt mehr als eine Meile zwischen Dorf und Burg. Wenn sie nicht den Höhenweg bemannen …«
    »Sind alle in Burg, bestimmt«, versicherte Pribislav.
    Er war ein großer, vierschrötiger Mann mit rundem Gesicht und üppigem Bartwuchs, dem man das Geschick kaum zugetraut hätte, das er später beim nächtlichen Landemanöver bewies. Nachdem er den König von seinem Plan überzeugt hatte, setzte er tatsächlich mit wenigen Ruderbooten über, sicherte mit seinem Bruder Niklot und einigen weiteren erfahrenen Streitern die Matrosen, die rasch die Fischerboote von Vitt zu Wasser brachten, und grunzte zufrieden, als das Dorf sich tatsächlich als menschenleer erwies.
    Magnus hatte sich ausgebeten, bei dem Vorstoß dabei zu sein. Denn aller Erfahrung der alten Kämpen zum Trotz: Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie das Dorf verlassen vorfinden würden. In seiner Vorstellung wartete dort Amra – und es war nicht auszudenken, dass sie durch seine Schuld in die Hände der grobschlächtigen Slawen fiel.
    Nun half Magnus, eines der sorglich von den Fischern am Strand vertäuten Boote loszumachen und über den Sand zum Wasser zu ziehen – wobei ihm die Szene seltsam vertraut schien. Er hatte schon einmal eins dieser flachen Boote gerudert. Auch jetzt setzten die Männer keine Segel, obwohl es windig genug war. Sie brachten ihre Flotte lautlos aus der Bucht heraus neben die ankernden Schiffe. Die Söldner sprachen weisungsgemäß kein Wort,

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