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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Stärken.
    Dennoch war Vaclav entschlossen, die junge Frau nach allen Regeln der Ritterlichkeit zu umwerben – er war die dummen, willfährigen Mädchen leid, die ihn umschwärmten wie Darja, und erst recht die schreienden Geschöpfe, denen er sich auf Raubzügen nach Dänemark aufzwang. Amra entsprach all seinen Vorstellungen von einer perfekten Gattin: Sie war schön, und sie war klug – ein bisschen kratzbürstig vielleicht, auf keinen Fall langweilig. Von Adel war sie zwar nicht, aber es gab nur wenige ranische adlige Familien auf Rujana, und es gab kaum passende Frauen. So war es nicht ungewöhnlich, dass ein Ritter auch mal ein Mädchen aus dem Volk zum Weib nahm. Und Amra … gut, man konnte sie einen Bastard nennen, sie war lange nach dem Tod von Mirnesas Gatten geboren. Doch der Kaufmann Baruch zeigte auffallendes Interesse an ihr – und es war sicher kein Zufall, dass ihr Haar so rot leuchtete, wie seines es in jüngeren Jahren getan haben musste. Die junge Frau stand ganz klar unter seinem Schutz, und auch das konnte Vaclav nützlich sein. Der Kaufmann war reich und großzügig. Es lohnte sich, etwas Zeit und Anstrengung in die Eroberung Amras zu investieren.
    Um sich die Wartezeit zu verkürzen, vertiefte Vaclav von Arkona sich noch einmal in die Kapitulationsbedingungen der Belagerer.
    Gefangene Christen sollten ohne Lösegeld ausgeliefert werden. Das war leicht zu machen, augenblicklich befanden sich ohnehin nur zwei Seefahrer im Verlies, die den Fischern von Vitt beim letzten Überfall auf ein vorbeisegelndes Handelsschiff ins Netz gegangen waren. Baruch von Stralow hätte sie sicher gegen einen geringen Betrag ausgelöst, die paar Münzen waren jedoch ohne Weiteres zu verschmerzen. Und die Äcker der Götter sollten für die Zwecke der christlichen Priesterschaft verwendet werden.
    Vaclav nickte. Auch kein Verlust für den Adel. Ob das Korn der einen oder der anderen Priesterschaft zugutekam, blieb gleich, und irgendwie mussten schließlich auch die Christenpriester verpflegt und bei Laune gehalten werden.
    Danach folgten die Tributforderungen, aber auch hier blieb Vaclav gelassen. Die Beträge waren nicht höher als die aktuellen Abgaben an den Tempel; womöglich sparte man sogar noch etwas ein, wenn nicht ständig ein Orakel befragt werden musste. Das war bei den Christen wohl nicht üblich, ihr Gott schien verschlossener, aber auch genügsamer zu sein als Svantevit.
    Blieb die Sache mit den Geiseln …
    Vaclav hatte Baruch zugesichert, dass Arkona sie stellen würde, erkannte jetzt aber, dass sich hier vielleicht ein kleines Problem ergab. Zweifellos dachten die Dänen an adlige Geiseln, die einen gewissen Wert darstellten, nicht an Fischer und Bauern. Doch König Tetzlav war mit seiner Familie in Karentia. Selbst wenn Vaclav sich selbst und all seine Ritter zur Verfügung stellte – was er nicht vorhatte –, kämen gerade mal ein Dutzend Geiseln zusammen.
    Natürlich war auch ein Teil der Priester von Adel, aber Vaclav scheute sich davor, sie zu rekrutieren. Zweifellos würden sich Muris und seine Männer mit Händen und Füßen wehren – und womöglich die Tempelgarde aufbieten, um sich zu schützen. Das bedeutete dann Kämpfe im Inneren der Burg – und die konnte Vaclav so gar nicht gebrauchen.
    Schließlich erinnerte er sich an die Volksversammlung. Gut, sie bestand nicht aus Adligen, aber doch aus den Honoratioren der Ortschaften. Sofern Baruch die entsprechenden Erklärungen abgab, würden die Dänen sich nicht beschweren, wenn er ihnen die Familienmitglieder der Ortsvorsteher und der Richter schickte. Vaclav lächelte. Eine hervorragende Idee. Das würde den Kerlen ein bisschen das Maul stopfen und sie lehren, dass mit Macht auch Opfer verbunden waren! Zumindest dann, wenn man nur Worte und keine Waffen hatte, um zu kämpfen. Für Ritter galt das selbstverständlich nicht …
    Vaclav lehnte sich zufrieden auf König Tetzlavs Thron zurück. Doch, die Herrschaft über die Burg bereitete ihm Vergnügen, allen aktuellen Widrigkeiten zum Trotz. Sobald Amra ihm den Wein gebracht hatte, würde er nach Admir und den anderen Großmäulern aus Vitt und Puttgarden rufen lassen und ihnen die Sache mit den Geiseln erklären. Er freute sich fast schon auf ihre entsetzten Gesichter …
    Von Amra war allerdings vorerst nichts zu sehen.Vaclav griff noch einmal nach dem von König Waldemar unterzeichneten Pergament, das Baruch von Stralow ihm zuvor feierlich übergeben hatte.
    Das Götzenbild und der

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