Die Geisha - Memoirs of a Geisha
lavendelfarben und blau gemusterten Kimono aus Seidenchiffon und einen robusten Silberobi. Was meine Untergewänder betraf, so hatte ich mein koshimaki – mein Hüfttuch – verkürzt, indem ich es in der Taille einrollte, so daß der Minister, falls ich ihn denn tatsächlich verführen sollte, keine Mühe hatte, den Weg hinein zu finden. Als ich jetzt seine Hände von mir löste, sah er mich verständnislos an, vermutlich weil er glaubte, ich wolle ihn zurückweisen. Als ich mich auf die Matte legte, wirkte er sehr erleichtert. Es war keine Tatami-Matte, sondern nur ein simples Strohgeflecht, durch das ich den harten Boden spürte. Mit einer Hand schlug ich Kimono und Unterkleid zur Seite, so daß meine Beine bis zu den Knien entblößt waren. Der Minister, immer noch voll angekleidet, warf sich so heftig auf mich, daß sich der Knoten des Obi in meinen Rücken drückte und ich eine Hüfte anheben mußte, um es mir ein wenig bequemer zu machen. Auch den Kopf hatte ich zur Seite gewandt, und zwar, weil ich eine Frisur trug, die tsubushi shimada genannt wurde, mit einem riesigen Knoten am Hinterkopf, der völlig zerstört worden wäre, wenn ich mich daraufgelegt hätte. Es war eine höchst unbequeme Position, doch das war nichts im Vergleich zu dem Unbehagen und der Sorge, die ich empfand. Unvermittelt fragte ich mich, ob ich überhaupt klar gedacht hatte, als ich mich in diese mißliche Lage brachte. Der Minister hob den Arm und begann in meinem Kimono herumzufingern und mir die Schenkel mit seinen Fingernägeln zu zerkratzen. Ohne zu überlegen, was ich tat, legte ich ihm die Hände auf die Schultern, um ihn zurückzustoßen… doch dann stellte ich mir Nobu als meinen danna und das hoffnungslose Leben vor, das ich dann würde führen müssen, und ließ die Hände auf die Matte sinken. Die Finger des Ministers waren inzwischen an der Innenseite meiner Schenkel immer höher emporgekrochen, so daß es mir unmöglich war, sie zu ignorieren. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich angestrengt auf die Tür starrte. Vielleicht wurde sie ja geöffnet, bevor der Minister noch weiter ging, doch im selben Moment hörte ich das Klirren seines Gürtels, gleich darauf, wie er den Reißverschluß seiner Hose öffnete, und dann drängte er sich in mich hinein. Irgendwie kam ich mir wieder vor wie eine Fünfzehnjährige, denn dieses Gefühl erinnerte mich auf höchst unangenehme Weise an Dr. Krebs. Ich hörte mich sogar wimmern. Der Minister hatte sich so auf die Ellbogen gestützt, daß sein Gesicht direkt über meinem war und ich ihn nur aus dem Augenwinkel sehen konnte. So aus der Nähe betrachtet, mit seinem Kinn, das sich mir entgegenreckte, wirkte er eher wie ein Tier als wie ein Mensch. Aber das war noch nicht das Schlimmste, denn durch dieses vorgereckte Kinn wurde die Unterlippe des Ministers zu einem Gefäß, in dem sich reichlich Speichel sammelte. Ich weiß nicht, ob es von dem Tintenfischgekröse kam, das er gegessen hatte, aber sein Speichel war so grau und zähflüssig, daß er mich an die Rückstände erinnerte, die sich beim Ausnehmen eines Fisches auf dem Tisch ansammeln.
Als ich mich an jenem Morgen ankleidete, hatte ich mir mehrere Schichten saugfähiges Reispapier hinten in den Obi gesteckt. Eigentlich hatte ich erwartet, sie erst hinterher zu benötigen, wenn sich der Minister damit reinigen wollte – das heißt, falls ich mich tatsächlich entschloß, den Plan auszuführen. Jetzt aber schien es, als würde ich schon sehr viel früher einen Papierbogen brauchen, und zwar, um mein Gesicht von dem Speichel zu säubern, der auf mich herabtropfte. Bei seinem schweren Gewicht, das auf meine Hüften drückte, wollte es mir jedoch nicht gelingen, die Hand hinten in meinen Obi zu schieben. Während ich mich abmühte, begann ich ziemlich stark zu keuchen, und der Minister interpretierte das wohl leider als Erregung, auf jeden Fall wurde er immer energischer, und plötzlich wurde der Speichelteich in seiner Unterlippe durch einen so heftigen Stoß erschüttert, daß ich mich wunderte, wieso er dennoch an Ort und Stelle blieb, statt sich als Wasserfall auf mich zu ergießen. Ich konnte nur noch die Augen zukneifen und abwarten. Mir war so übel, als läge ich auf dem Boden eines kleinen Bootes, das von den Wogen umhergeworfen wird, so daß mein Kopf immer wieder gegen die Seiten gerammt wurde. Dann stieß der Minister plötzlich ein Grunzen aus, hielt einen Moment lang inne, und dann fühlte ich, wie sich der
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