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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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einer Dienerin übernommen wurde. Als das Foto schließlich geschossen war, stolperte Kürbisköpfchen ein paar Schritte zur Tür hinaus und wandte sich dann noch einmal um. Die anderen waren schon unterwegs, um sich ihr anzuschließen, doch sie sah mich an – mit einem Ausdruck, der zu sagen schien, es tue ihr leid, daß alles so gekommen sei.
    Am Ende jenes Tages war Kürbisköpfchen offiziell unter ihrem neuen Geishanamen Hatsumiyo bekannt. Das »Hatsu« kam von Hatsumomo, und die Tatsache, daß Kürbisköpfchens Name von einer so bekannten Geisha wie Hatsumomo abgeleitet war, hätte ihr eigentlich weiterhelfen müssen, doch es kam ganz anders: Nur sehr wenige Leute erfuhren überhaupt ihren Geishanamen, die meisten nannten sie, genau wie wir, einfach Kürbisköpfchen.
    Nur allzugern hätte ich Mameha von Kürbisköpfchens Debüt erzählt, aber sie war in letzter Zeit weitaus beschäftigter gewesen als sonst und mußte auf Geheiß ihres danna ständig nach Tokyo reisen, so daß wir einander fast ein halbes Jahr lang nicht gesehen hatten. Es vergingen dann noch ein paar Wochen, bis sie endlich Zeit hatte, mich in ihrer Wohnung zu empfangen. Als ich eintrat, hielt die Dienerin hörbar die Luft an, und als gleich darauf Mameha aus dem hinteren Zimmer kam, hielt sie ebenfalls die Luft an. Ich wußte nicht, was los war. Doch als ich mich dann hinkniete, um mich vor Mameha zu verneigen und ihr zu versichern, wie geehrt ich mich fühle, sie wiederzusehen, schenkte sie mir überhaupt keine Beachtung.
    »Meine Güte, ist es so lange her, Tatsumo?« fragte sie ihr Mädchen. »Ich habe sie kaum wiedererkannt.«
    »Ich bin froh, daß Sie das sagen, Herrin«, erwiderte Tatsumo. »Ich dachte, ich hätte was mit den Augen.«
    Damals fragte ich mich wirklich, was sie wohl meinten. Aber ich hatte mich in dem halben Jahr, die wir uns nicht gesehen hatten, weit stärker verändert, als mir bewußt war. Mameha wies mich an, den Kopf hierhin und dorthin zu wenden, und sagte immer wieder: »Du meine Güte, sie ist ja eine junge Frau geworden!« Einmal befahl mir Tatsumo sogar, aufzustehen und die Arme zu heben, damit sie mit den Händen meine Taille und meine Hüften messen konnte, und sagte zu mir: »Also wirklich, kein Zweifel möglich! Ein Kimono wird dir passen wie der Strumpf an den Fuß.« Das meinte sie sicher als Kompliment, denn sie machte ein freundliches Gesicht, als sie es sagte.
    Schließlich bat Mameha Tatsumo, mit mir ins hintere Zimmer zu gehen und mich in einen passenden Kimono zu kleiden. Ich war in dem blau-weißen Baumwollgewand gekommen, das ich am Vormittag zum Unterricht in der Schule getragen hatte, nun jedoch kleidete Tatsumo mich in dunkelblaue Seide mit einem Muster von winzigen Kutschrädern in verschiedenen Gelb- und Rottönen. Es war nicht der schönste Kimono, den man sich vorstellen kann, doch als ich mich in dem hohen Spiegel betrachtete, während Tatsumo mir einen leuchtendgrünen Obi um die Taille wickelte, fand ich, daß ich bis auf meine schlichte Frisur ohne weiteres als junge Lerngeisha auf dem Weg zu einer Party durchgegangen wäre. Ich war sehr stolz, als ich das Zimmer verließ, und dachte, Mameha würde wieder die Luft anhalten oder etwas Ähnliches. Aber sie erhob sich nur, steckte sich ein Taschentuch in den Ärmel und ging zur Tür, wo sie in grüne Lackzoris schlüpfte. Dann wandte sie sich um und sah mich an.
    »Was ist?« sagte sie. »Willst du nicht mitkommen?«
    Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gingen, war aber bei dem Gedanken, mit Mameha auf der Straße gesehen zu werden, freudig erregt. Die Dienerin hatte mir ein Paar Lackzoris in weichem Grau herausgestellt. Als wir auf die Straße traten, blieb eine ältere Frau stehen, um sich vor Mameha zu verneigen, und verneigte sich fast mit der gleichen Bewegung auch vor mir. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte, denn sonst nahm auf der Straße kaum jemand Notiz von mir. Der helle Sonnenschein hatte mich so geblendet, daß ich nicht feststellen konnte, ob ich sie kannte, verneigte mich aber ebenfalls, und gleich darauf war sie verschwunden. Ich dachte, es wäre vielleicht eine von meinen Lehrerinnen gewesen, doch kurz darauf geschah das gleiche noch einmal, diesmal mit einer jungen Geisha, die ich schon oft bewundert hatte, von der ich aber nie beachtet worden war.
    Während wir die Straße entlanggingen, wechselte nahezu jeder, dem wir begegneten, ein paar Worte mit Mameha oder verneigte sich vor ihr, um mir anschließend

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