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Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Die Geister schweigen: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister schweigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Care Santos
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diesem Haus willkommen, das auch euch eine neue Heimat sein wird«, sagte sie, bevor sich die Truppe auflöste und sich jeder wieder um seine Aufgabe kümmerte.
    Die Atmosphäre im Haus wurde von dem Provisorischen bestimmt, das alle zu bekämpfen versuchten. Eutimia befehligte ein Heer von Dienstmädchen, das eifrig damit beschäftigt war, die Utensilien aus Steingut, Aluminium und Glas auszupacken. Jemand hatte unverzüglich die Teppiche festgenagelt, und an den großen Fenstern hingen schon die schweren goldfarbenen Damastvorhänge, wobei jeder Gardinenhalter in seiner passenden Zwinge steckte. Einige Tische erhielten bunt gemusterte Decken, und so mancher fragte sich angesichts von so vielen feinen Dingen nur noch, wie sie sich im Winter die Kälte vom Leib halten sollten.
    Denn in Zeiten von Öfen, Kohlebecken und gusseisernen Salamanderöfen stellte die Kälte einen Feind dar, dem der Kampf angesagt werden musste. Gegen sie wurde in den ungemütlichen Monaten ein ganzes Arsenal an Hilfsmitteln aufgefahren, das nicht nur dazu führte, dass das Haus ein strenges Winterkleid anlegte und man sich ordentlich mit Holz für den Kamin bevorratete. Auf den Betten lagen so viele und so schwere Decken, dass die Jungen manchmal darüber klagten, keine Luft mehr zu bekommen. Man schlief mit Mütze, Wollnachthemd und Strumpfhosen. Wer meinte, im Bett etwas mehr als nur den Kopf hinausschauen lassen zu müssen, legte geeignete Kleidungsstücke wie Überzüge oder Bettjäckchen an. Eine der winterlichen Hauptaufgaben der Zimmermädchen bestand darin, jeden Abend die Bettwärmer mit Glut zu füllen und zwischen den Laken der Herrschaften zu verstauen, und zwar eine halbe Stunde bevor diese Lust verspürten, zu Bett zu gehen. Nichts war trostloser als ein aufgestelltes Wärmepfännchen, dessen Glut längst verglimmt war.
    Tagsüber hielt man sich gut eingepackt in den Räumen auf, und eine von Eutimias Hauptsorgen bestand darin, auf Bitte der Señora dafür zu sorgen, dass es dem gesamten Personal nicht an entsprechender warmer Kleidung mangelte. An den kältesten Tagen konnte man nur noch in einen der wenigen beheizten Winkel des Hauses flüchten. In dieser Beziehung traf es die Hausangestellten übrigens besser als die Herrschaften, denn in der Küche gab es immer einen Glutrest oder einen Topf auf dem Feuer, um den herum man Zuflucht finden konnte. Dieser Platz neben dem Herdfeuer stellte vom ersten Tag an den bevorzugten Versammlungsort des Personals dar. Und im Sommer war es der Tisch mit den langen Bänken, der dann gleichermaßen vielen Menschen Platz bot sowie dem Austausch von Vertraulichkeiten diente.
    Für die wenigen eiskalten Tage, von denen es in Barcelona höchstens ein halbes Dutzend im Jahr gab, hatte man in der Bibliothek einen Eisenofen der Marke Tortuga aufgestellt, der mit Holz oder mit Kohle befeuert wurde. Der ausladende Kamin im großen Salon war zu umständlich zu beheizen und wurde nur an Sonntagen und an einigen besonderen Feiertagen wie Weihnachten benutzt. Ansonsten gab es immer noch die üblichen Kohlebecken, auch wenn die Señora diese nur akzeptierte, wenn ihr keine andere Wahl blieb.
    »Diese Dinger sind wie Kleinkinder. Man muss andauernd auf sie aufpassen, oder sie führen zu einem Unglück.«
    Da der Umzug in einen gnadenlos harten Winter fiel, wurde auf solche Details besonders geachtet. Die Sommerausstattung, mit der das Haus sich von all seinem Ballast befreite, sobald das Wetter besser wurde, wartete in den Lagerräumen im Untergeschoss auf seine Verwendung. Diese war viel leichter und bestand fast zur Gänze aus bedruckten Stoffen mit Pflanzenmotiven, die man in Paris gekauft hatte.
    In den letzten Monaten waren einige Entscheidungen gefallen. Als besonders schwierig gestaltete sich die Frage, wo eine der weiteren Errungenschaften untergebracht werden sollte, die der neue Wohnsitz bot: das Telefon. Don Rodolfo fand diese modernen Apparate sehr nützlich für seine Geschäfte. Also ließ er seine Büros und Fabriken mit ihnen ausstatten, damit er ab sofort schnell und direkt kommunizieren konnte. Doch als der Zeitpunkt gekommen war, zu Hause den Standort des Gerätes festzulegen, wusste er genau: »In meinem Kabinett kann es nicht stehen. Schon seine Anwesenheit würde mich von der Arbeit abhalten«, stellte er überzeugt fest.
    »Aber nur du allein wirst es benutzen«, murrte Maria del Roser.
    »Der beste Platz wäre die Bibliothek«, erwiderte der Hausherr.
    »Nein, kein Gedanke! Ich

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