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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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zerschlagen. Er konnte sich nicht setzen. Alles in ihm sträubte sich dagegen... als würde dies noch irgendwie die Wahrheit hinaus zögern. Die Apokalypse seiner Welt.
„Gut... dann steh halt. Ich werde mich setzen.“
Seine Mutter nahm Platz, klopfte die überflüssige Asche ihrer Zigarette über dem Aschenbecher ab und nahm dann einen kräftigen Zug.
„Was ich dir jetzt sage, bleibt unter uns. Dein Vater und Sayuri brauchen dies nicht unbedingt zu erfahren, okay?“
Er schaute sie nicht an. Sie saß an dem kleinen Tisch und er stand einen Schritt neben ihr, den Blick stur in die andere Richtung gerichtet. Sein Herz schien explodieren zu wollen und er hatte seine Finger zu zitternden Fäusten geballt. Seine Gedanken rasten, machten aber keinen Sinn. Er konnte nicht wirklich denken, keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Zu viel schoss auf einmal durch seinen Kopf. Er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde und war es tausend Mal im Kopf durchgegangen. Aber am Ende hatte ihn das nicht vor der Realität beschützen können.
Vor jener Realität, die er am liebsten in alle Ewigkeit verdrängt hätte. „Wie sag ich das jetzt am besten... nun, Yuki. Die Wahrheit ist, ich... ich bin eigentlich seit einiger Zeit... „geheilt“.“, begann sie leise zu erzählen.
„Ich weiß nicht, warum es plötzlich besser wurde... warum ich begann den Tod Megumi's zu akzeptieren. Es kam so plötzlich, dass ich es selbst erst nicht begriff. Als hätte... als hätte mich irgendetwas davor immer noch glauben lassen, dass Megumi noch lebte... Etwas, dass dann schlagartig verschwand und mir die Augen öffnete.“ Yuki schluckte, den er wusste nur zu gut, von was seine Mutter redete. Es war noch nicht lange her und es passte einfach zu genau... jener Tag, als Mikoto in seine Klasse kam und ihm sagte, dass der Geist seiner toten Zwillingsschwester ihn noch immer Schritt für Schritt begleitete.
Ihr Dasein hatte seine Mutter unbewusst in dem Status gehalten, in dem sie dachte, dass ihre Tochter noch leben würde. Ihr Verlust... musste Auswirkungen haben.
Mikoto hatte... ihn verdammt?
Ja... es schien so. Seine beste Freundin war diejenige, die seine gesamte Welt in den Abgrund gestoßen hatte.
Oh, wie wünschte er sich, dass er sie damals im Klassenzimmer einfach ignoriert hätte.
„Mein Psychiater hat mir nicht geglaubt. Ich war jahrelang für verrückt erklärt worden... ich konnte nicht von heute auf morgen gesund sein. Aber ich war es. Es war ein Wunder, aber ich erkannte alles. Ich sah, wie du dich für mich bemüht hast, in Megumi's Rolle zu schlüpfen. Wie du jeden Tag hin und her gewechselt bist... dein Leben an mir verschwendet hast.“
„Mutter...“, begann er einen zaghaften Versuch die Dinge noch irgendwie in die richtige Richtung zu biegen, wurde jedoch sofort wieder von seiner Mutter unterbrochen.
„Ich wollte das eigentlich langsam machen... in langsamen Schritten so tun, als würde es sich bessern. Damit die Psychiater... und damit ihr mir glaubt. Ich spielte meine Rolle, so wie du die deine gespielt hast. Aber... ich kann das nicht mehr verantworten. Als Mutter bringe ich es einfach nicht mehr über mein Herz.“
Yuki drehte sich zu seiner Mutter um und sah, wie sie mit den Tränen kämpfte, obwohl der Rest ihrer Miene zu Stein erstarrt war. „Ich kann es nicht länger mit ansehen, wie du dein Leben für mich wegwirfst, wie du dich nach mir richtest, statt dein eigenes Leben zu leben!“
Er sagte nichts, sondern stand nur daneben. Es lag nicht daran, dass er nichts sagen wollte... er konnte einfach nichts sagen. Er brachte das, was ihm auf der Zunge lag einfach nicht heraus.
„Außerdem... tust du mir damit sehr weh. Ich mag inzwischen verstanden haben, dass meine Tochter tot ist, aber wie soll ich es denn wirklich jemals ganz verarbeiten, wenn ich ständig sehe, wie du sie nachahmst?“
„Aber...“
„Du bist nicht sie und du musst es auch nicht sein. Lebe dein eigenes Leben, Yuki... ich komme schon damit zurecht.“
Yuki nickte, obwohl ihm innerlich zum Schreien zumute war. Er wollte einfach nur den Mund aufmachen und seine Mutter anschreien. Dafür, dass sie ihnen die letzten Wochen etwas vorgespielt hatte... und vor allem dafür, dass es ihn nicht interessierte, ob sie „Megumi“ nicht mehr sehen wollte.
„Du kannst die Sachen also ruhig zurück bringen und dein Taschengeld wieder holen, Yuki. Tut mir leid, wenn ich früher gewusst hätte, dass du so viel Geld für mich ausgeben willst, dann hätte ich

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