Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
Vom Netzwerk:
Im Café Kreutzkamm haben sie sich das erste Mal getroffen. Ein frisches Veilchen am Hut als Zeichen. Wie zwei Verschwörerinnen oder Verliebte zum geheimen Stelldichein haben sie sich gefühlt. Ein Kitzel, der ihnen gut gefiel. Und sie lieben beide das Abenteuerliche, wie sich bald herausstellt. Oh, was für eine wunderbare Freundin Louise doch ist. Ihre Hände, so zart und weich, und das Haar, es duftet und glänzt. Ein richtiges „Kaninchen“. Bist du böse, wenn ich dich „Kaninchen“ nenne? Ach nein, wo werd ich. Fühl mich ja selber wie so ein kleines, weiches Kuscheltier. Ja, die Louise ist eine Freundin zum Liebhaben. Und dann hat sie gleich von Anfang an auch Interesse an spiritistischen Sitzungen gehabt. Einmal, bei einer solchen Séance, in der Wohnung der Häußlers in der Albertstraße, ganz in der Nähe der neuen Markthalle, hat die Louise unter dem Tisch langsam und sacht eines von ihren Beinen zwischen die Emmas geschoben. Oh, was für ein erregendes Gefühl war das. Und es ist niemandem aufgefallen. Von da ab ist ihr Verhältnis noch zärtlicher geworden. Karl hat sie, als sie sich auf dem Sofa im unteren Salon geküsst haben, eines Abends erwischt. Er hat nichts gesagt, sondern sich mit einem „Pardon!“ zurückgezogen. Auch an den nächsten Tagen ist er auf diese Sache nicht zu sprechen gekommen. Warum sagt er nur nichts? hat sie gedacht. Und dieses Schweigen hat sie, Emma, mit der Zeit so gequält, dass sie eines Tages von selber angefangen hat, von der Freundschaft zu ihrem „Kaninchen“ zu reden. Karl hat schweigend zugehört, hat sich eine von seinen Zigarren angesteckt. Dann hat er ganz leise und eindringlich gesagt, sie sei eine erwachsene Frau und müsse wissen, was sie tue, er wolle ihr den Umgang zu diesem „Karnickel“ (ja, er hat tatsächlich „Karnickel“ gesagt und Louise auch später nur noch so genannt) nicht verbieten, sie müsse aber bedenken, dass es keinen Skandal geben dürfe. Er stehe als Schriftsteller in der Öffentlichkeit und sein Ruf müsse untadelig sein. Bestimmte Kreise warteten nur darauf, dass sie irgendetwas fänden, um ihn in den Schmutz zu ziehen. Also Vorsicht, mein Liebes! Sie erinnert sich, wie froh sie über Karls Reaktion gewesen war, und da hat sie sofort und hoch und heilig geschworen, dass er sicher sein könne, es werde keinen Skandal geben, und es sei ja auch nur eine Freundschaft unter Frauen. Und Frauen zeigten ihre Zuneigung zueinander eben anders als Männer, und sie seien herzlicher und zärtlicher, während es bei Männern immer gleich den Geruch einer Strafbarkeit habe, Frauenliebe könne man mit der Liebe zu den Kindern vergleichen, ja die Liebe unter Frauen habe etwas von Kindesliebe an sich, harmlos und hingebungsvoll, zärtlich und opferbereit, nein, nein sie werde achtgeben, dass alles im Rahmen bleibe und dass keine Gerüchte entstünden. Dann, erinnert sie sich, hat sie Karl auf die Stirn geküsst und sich bedankt. Er schien zufrieden und ist ein Liedchen pfeifend in sein Arbeitszimmer gegangen. Am Surehand hat er damals geschrieben, das weiß sie noch. Am nächsten Tag hat sie Louise alles erzählt, und sie haben Likör getrunken, in verschiedenen Zeitschriften geblättert und dann sind sie spazieren gegangen, immer an der Elbe entlang, sich an den Händen haltend, ziemlich weit sind sie gelaufen und in der Ferne haben sie in der Elbbiegung schon die Uferhäuschen von Sörnewitz erkennen können. Manchmal sind sie stehen geblieben oder haben sich ins Gras gesetzt und den vorbeifahrenden Schiffen nachgeschaut. Louise hat ein paar junge Zickel gefüttert, die um ihre angepflockte Mutter herumsprangen. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Alles so friedlich, so liebevoll, und Karl hat davon gewusst und ist nicht erzürnt gewesen. Wenn sie nur die Zeit hätte anhalten können. Ach ja, die liebe Louise … und dann, als Karl 99 allein in den Orient gereist war, hat sie die Freundin zu sich nach Radebeul eingeladen. Die schönste, die beste, die üppigste Zeit ihrer Frauenliebe. Ein paar Mal haben sie sogar in den Ehebetten geschlafen. Louise wollte zuerst nicht, und auch ihr, Emma, ist es wie ein Sakrileg vorgekommen, aber dann ist es so natürlich gewesen, dass sie nichts mehr dabei gefunden haben. Freilich, das hat sie Karl verschweigen müssen, sie war sich zu unsicher, wie er es aufnehmen würde. Aber über alles andere, was sie mit ihrem „Kaninchen“ unternommen habe, hat sie berichtet. Freimütig und offen. Was ist schon

Weitere Kostenlose Bücher