Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
weiter steigen …«
    Entsetzt schlug Marcel die Zeitschrift zu. Josiane sah, wie er kreidebleich wurde und sich immer wieder mit der Zunge über die Lippen fuhr, als sei sein Mund völlig ausgetrocknet.
    »Was ist los? Ist dir schlecht?«
    Niedergeschlagen reichte er ihr das Heft.
    Sie überflog den Artikel und ließ das Magazin sinken.
    »Es bringt doch nichts, uns jetzt verrückt zu machen«, sagte sie. »Der Doc hat unsere Ergebnisse, und er wird uns schon sagen, was Sache ist …«
    »Ich träum von ’nem kleinen Kraftprotz, und bei uns beiden reicht’s vielleicht gerade mal zu’nem mickrigen Fliegengewicht.«
    »Hör auf, Marcel! Ich verbiete dir, schlecht über deinen Sohn zu sprechen.«
    Sie rückte von ihm ab, verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich auf die Lippen, um nicht zu weinen. Gott, sie wünschte sich dieses Kind doch genauso sehr wie er! Dreimal hatte sie ohne das geringste Zögern abgetrieben, und jetzt, wo sie sich nichts sehnlicher wünschte, als schwanger zu werden, klappte es einfach nicht. Jeden Abend zündete sie eine weiße Kerze vor der Statue der Jungfrau Maria an, kniete nieder und betete das Vaterunser und das Gegrüßet seist du Maria. Sie hatte den Text erst wieder neu lernen müssen, denn sie hatte ihn längst vergessen. Sie betete vor allem zur heiligen Jungfrau: »Du bist doch auch Mutter, du weißt, wie das ist. Ich will doch gar nicht so einen wie deinen Sohn, einen, von dem man noch heute spricht, ich wünsch mir nur ein ganz normales, gesundes kleines Kerlchen, bei dem alles am richtigen Platz ist, einen kleinen Sohn mit einem großen, lachenden Mund. Einen, der die Arme um meinen Hals legt und sagt: ›Ich hab dich lieb, Maman‹, einen, für den ich mich vierteilen lassen würde! Andere bitten dich doch um viel schwierigere Sachen, ich möchte doch nur, dass es in meinem Bauch endlich
klick macht, das ist doch nicht zu viel verlangt …« Sie war sogar zu einer Hellseherin gegangen, die ihr versichert hatte, dass sie ein Kind bekommen würde. »Einen hübschen kleinen Jungen, ganz sicher, ich sehe ihn … Das schwöre ich bei meiner Gabe!« Sie hatte einhundert Euro dafür verlangt, aber Josiane wäre jeden Tag zu ihr zurückgegangen, nur um sich beruhigen zu lassen. Ob Junge oder Mädchen war ihr herzlich egal! Sie wollte nur ein Baby, ein kleines Baby, das sie lieb haben, verhätscheln und in ihren Armen wiegen konnte. Je länger dieses Kind auf sich warten ließ, desto mehr liebte sie es. Mittlerweile war es ihr auch völlig egal, ob Marcel den Zahnstocher verließ oder nicht! Hauptsache, sie bekam ihr Baby…
    Sie saßen eine Weile schweigend da, bis die Arzthelferin kam und ihnen mitteilte, dass der Herr Doktor nun bereit für sie sei. Marcel stand auf, zog seinen Krawattenknoten fest und fuhr sich erneut mit der Zunge über die Lippen.
    »Ich glaub, ich krieg ’nen Herzinfarkt.«
    »Das ist jetzt nicht der richtige Moment dafür«, schimpfte Josiane.
    »Gib mir deinen Arm, ich schwanke!«
    Dr. Troussard beruhigte sie. Alles war in Ordnung. Sowohl bei Josiane als auch bei Marcel. Resultate wie bei jungen Eltern! Jetzt brauchten sie nur noch die Ärmel hochzukrempeln und sich ans Werk zu machen.
    »Aber wir tun doch gar nichts anderes mehr!«, rief Marcel.
    »Und es klappt nicht! Woran liegt das denn?«, stöhnte Josiane.
    Dr. Troussard breitete die Arme aus, um anzudeuten, dass er da auch nichts tun könne.
    »Ich bin wie ein Mechaniker, ich öffne die Motorhaube und stelle die Diagnose: alles in bester Ordnung, alles funktioniert. Jetzt sitzen Sie am Steuer und fahren!«
    Er stand auf, reichte ihnen ihre Unterlagen und begleitete sie nach draußen.
    »Aber …«, setzte Josiane erneut an.
    »Hören Sie auf, sich Gedanken zu machen!«, unterbrach er sie. »Sonst müssen wir Ihren Kopf analysieren. Und, glauben Sie mir, das ist viel komplizierter!«
    Marcel bezahlte das Honorar, hundertfünfzig Euro, während Josiane
seufzte: Tausend Francs, um sich anzuhören, dass alles in Ordnung war. Ein teurer Spaß!
    Draußen auf der Straße nahm Marcel Josianes Arm, und sie gingen schweigend ein Stück. Dann blieb Marcel stehen, sah Josiane in die Augen und fragte: »Bist du sicher, dass du dieses Kind auch wirklich willst?«
    »Ganz sicher. Warum?«
    »Weil …«
    »Weil du glaubst, dass ich dir nur was vorspiele, dass ich eigentlich gar keins will?«
    »Nein. Ich hab mich nur gefragt, ob du vielleicht Angst hast … wegen deiner Mutter?«
    »Das hab ich mich

Weitere Kostenlose Bücher