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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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hatte Bundschuhe aus weichem Leder genäht, die meine Füße vor
Verletzungen bewahren sollten, die ich ja wegen der Nervenschäden nicht sofort
bemerken würde. Mit ein wenig Wolle ausgestopft dämpften sie auch die noch
schmerzhaften Schritte ab, die vor allem in den Waden zu spüren waren. An den
Füßen verspürte ich keinen Schmerz.
     
    Es tat mir gut, mit wenigen Schritten um das Haus
sowohl die Aufwärts- als auch die Abwärtsbewegungen zu trainieren, auch wenn
mir mein Gleichgewichtssinn anfangs einige Streiche spielte. Doch mit jeder
Runde kam mein Körper mehr zu seinen alten Kräften und ich traute es mir
bereits nach einer Woche zu, mich etwa dreißig Chi vom Haus zu entfernen, um
die Gegend in der unmittelbaren Nähe zu erkunden.
    Im Tal hörte ich ein fließendes Gewässer; dem
lauten Geräusch nach war es ein Bergbach. Obwohl das Rauschen unüberhörbar war,
war der Wald voller Stille, die ich genoss.
    Noch hatte der Winter alles im Griff, doch man merkte,
dass die warmen Tage näher kamen. Immerhin stand der vierte Mondmonat vor der
Tür und die Sonne würde bald stark genug sein, allen Schnee zu schmelzen. Ich
war froh, dass die weißen Massen verschwunden sein würden, denn die
Erinnerungen an meinen Sturz waren mir noch sehr präsent. Manchmal träumte ich
davon und wachte schweißgebadet auf. Itosu saß dann meist an meinem Lager und
beruhigte mich.
     
    Die täglichen Spaziergänge machten mich bald so
kräftig und stabil, dass ich kleine Wanderungen unternehmen konnte. Der Schnee
wurde von Tag zu Tag weniger und der weiche Waldboden kam allmählich zum
Vorschein. Durch die vielen Nadeln, die überall lagen, merkte man auch kaum,
wie aufgeweicht der Boden war, und ich konnte mich sicher bewegen. Um an
Kondition zu gewinnen, ging ich gerne bergaufwärts. Mein schweres Schnaufen
verwandelte sich bald in angestrengtes Atmen und ich war stolz auf jede
Verbesserung, die ich bemerkte.
    Eines Morgens, ich war rechtzeitig losgegangen, betrachtete
ich den Sonnenaufgang, der sich mir auf der Kuppe des Hügels präsentierte. Das
Rot-Gold verdrängte immer mehr die Dunkelheit der Nacht und strahlend stieg die
Sonne empor. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme, die man sofort auf der
Haut spüren konnte. Der Duft des erwachenden Waldes stieg mir in die Nase und
der viele Sauerstoff prickelte mir im Hirn. Zufrieden sah ich in die Ferne und
dachte nach. Die größten Schwierigkeiten hatte ich überwunden, war gesund
geworden, obwohl ich eigentlich hätte tot sein müssen. Wieder einmal hatte ich Glück
gehabt, stellte ich erstaunt und doch zufrieden fest.
    Doch mit der Erkenntnis, die Krankheit hinter mir
gelassen zu haben, drängten sich andere Gedanken in den Vordergrund. Während
der letzten Woche hatte ich immer wieder an meine beiden liebsten Menschen
gedacht: meinen Geliebten und unseren Sohn.
    „Shao“, flüsterte ich und mein Herz verkrampfte,
„wo haben sie dich hingebracht?“
    Ich konnte nur hoffen, dass Cheng-Si das Leben des
kleinen Jungen gerettet hatte. Und was war mit Bao? Lebte er noch? Dachte er
noch an mich oder hatte er mich schon längst vergessen?
    Tränen füllten meine Augen.
    Die Sonne war mittlerweile vollständig aufgegangen
und ich war von hellem, goldgelbem Licht geblendet.
    „Was soll ich tun?“, fragte ich leise in Richtung
Horizont. „Wohin soll ich gehen?“
    Wann hatte sich dieser Gedanke das erste Mal
gebildet? War das möglich? Hatte ich den Wunsch, zu gehen? Nach all dem, was
Itosu für mich gemacht hatte?
    Schnell schob ich diese Überlegungen beiseite und
machte mich auf den Rückweg zur Hütte.
    Doch Itosu kannte mich mittlerweile sehr gut und
merkte, dass mir etwas durch den Kopf ging.
    „Ihr schlaft sehr unruhig in letzter Zeit“,
stellte er fest.
    „Es tut mir leid, Meister, wenn ich Euch störe.
Ich werde mich bemühen, leiser zu ein.“
    „Shao-Ma! Wir wissen doch beide, was Euch beschäftigt!
Ihr könnt Euch wieder selbstständig bewegen und mit dieser Freiheit kehrt auch
wieder die Freiheit in Eurem Kopf zurück.“ Er betrachtete mich nachdenklich.
„Noch seid Ihr nicht so weit, dass Ihr in Euer altes Leben zurückkehren könnt.
Aber das wird bald der Fall sein und bis dahin solltet Ihr Euch im Klaren sein,
was Ihr wollt. Ihr könnt auf Dauer nicht hier bleiben.“ Er bemerkte meinen
unsicheren Blick und beeilte sich hinzuzufügen: „Nicht, dass ich das nicht
wollte. Mir gefällt Eure Gesellschaft. Aber“, er wies um sich, „das hier ist
auf

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