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Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition)

Titel: Die Geliebte des gelben Mondes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Pilastro
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Möglichkeiten erhalten, Eure Fehler in einem neuen Leben wieder gut
zu machen.“
    Atemlos beobachtete ich die Szene und verstand
nicht, was hier vor sich ging. Wer waren die Reiter? Und warum wurden auf
Geheiß des Kaisers Männer zur Zwangsarbeit verpflichtet? Wusste Shenzong davon?
     
    Die Pferde setzten sich in Bewegung und nach einer
Weile fand ich genug Mut für eine Frage. „Wer seid Ihr?“
    „Das darf ich Euch nicht sagen. Ihr werdet Eure Fragen
jemand anderes stellen können, der Euch Antworten geben darf. Bis wir dort
angekommen sind, ruht Euch etwas aus.“
    An Ausruhen war gar nicht zu denken! Ich erkannte
den Weg und sah den Palast schon von weitem. Allerdings steuerten sie weder das
Seitentor noch das Haupttor an. Die Pferde betraten den Palast über ein anderes
Seitentor, welches ich nicht kannte, weil es sich auf der anderen Seite der
Palastanlage befand.
     
    Die Reiter stiegen ab und halfen uns von den
Pferden. Der erste Reiter verbeugte sich vor mir und wies mich mit einer
Handbewegung an, ihm zu folgen. Die restlichen Frauen wurden an einen anderen
Ort gebracht.
     
    Den Teil des Palastes, in den man mich führte,
hatte ich noch nie zuvor betreten. Der Reiter führte mich in einen Raum und
ließ mich dort alleine. Ohne Worte hatte er sich verabschiedet und war
gegangen. Weder hatte ich sein Gesicht gesehen, noch hatte er mir seinen Namen
genannt. Nie würde ich herausfinden, wer mein Retter gewesen war.
    Nach einer Weile kam eine Dienerin herein und
stellte mir eine Schale Tee hin. Wortlos hatte auch diese sich wieder entfernt
und ich wurde immer neugieriger und ängstlicher zugleich. Was erwartete mich?
    Schließlich öffnete sich eine Tür und herein kam:
die Ehrwürdige Hauptfrau. Sofort machte ich eine Verbeugung, als ich die Frau
erkannte.
     
    Suan-Jen blickte starr auf mich herab und erst
nach einer längeren Pause sprach sie mich an.
    „Ich habe von dir gehört. Du bist diese
Pferdefrau, von der man sich erzählt.“
    Ich wollte zur Verteidigung ansetzen.
    Doch Suan-Jen gebot mir mit einer abrupten Handbewegung
Einhalt. „Nein! Sei still!“ Ihr Gesichtsausdruck war nach wie vor verkniffen
und ich begriff, dass es besser war, zu schweigen und ihr zuzuhören.
    „Ich habe – wie gesagt – schon einiges von dir
gehört“, fuhr die Ehrwürdige Hauptfrau fort. „Du bist anders als die anderen
Frauen, die mein Mann sich zugelegt hat in der kurzen Zeit!“ Sie
schnaubte kurz auf. „Eigentlich habe ich es nicht nötig, mich mit
deinesgleichen abzugeben. Aber ich muss gestehen, dass du mich neugierig
gemacht hast.“
    Verunsichert beobachtete ich die Ehrwürdige Frau,
die mit kleinen Schritten im Raum auf und ab ging. „Du schläfst nicht gerne mit
ihm, nicht wahr?“ Suan-Jen fixierte mich und ich wusste nicht so recht, was
jetzt antworten sollte.
    „Ja, das stimmt“, entschied ich mich für die
Wahrheit. „Das ist allerdings auch kein Geheimnis. Jeder weiß, dass ich nicht
nach seinem Geschmack bin.“
    „In der Tat, das bist du nicht. Dennoch ermöglicht
er dir Dinge, von denen andere nur träumen. Wie kommt das?“
    „Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein.“
    „Aber ich weiß es.“ Sie sprach es heftig aus. „Er
bewundert deine Jugend und den daraus resultierenden Freiheitsdrang.“ Murmelnd
fügte sie hinzu: „Und nicht nur er.“ Dann verfiel sie für einige Momente in
Schweigen. „Er bewundert die Stärke, die du entwickelt hast, obwohl es dir hier
nicht gefällt“, fuhr sie schließlich fort. „Du musst wissen: Mir gefällt
es hier genauso wenig wie dir. Ich hatte andere Pläne mit meinem Leben, aber es
ist nicht so gekommen, wie ich es gerne gehabt hätte.“
    Woher kam diese Offenheit der Ehrwürdigen Frau und
was bezweckte sie damit?
    Anscheinend konnte man diese Frage in meinem Gesicht
deutlich erkennen.
    „Du hast noch nicht verstanden, um was es hier
geht, nicht wahr?“, fragte Suan-Jen. Ich zuckte vorsichtig mit den Schultern
und die Ältere fuhr fort: „Ich bin nicht sehr beliebt am Hofe, das weiß ich.
Aber das ist mir auch egal. Ich muss niemandem gefallen. Das einzige, was ich
endlich liefern muss, ist ein legitimer Nachkomme.“ Ihre Stimme klang
frustriert. „Dann habe ich meinen Nutzen endlich erfüllt. Aber wie du siehst,
habe ich es bis heute nicht geschafft!“
    Ich sah die Verzweiflung in den Augen der
Hauptfrau, verstand aber noch immer nicht, worauf diese hinaus wollte.
„Verzeiht, Ehrwürdige Frau. Aber was hat das alles mit mir zu tun?

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