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Die Geliebte des griechischen Reeders

Die Geliebte des griechischen Reeders

Titel: Die Geliebte des griechischen Reeders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Lynne
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ihr Unrecht tat. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig. „Ich habe nicht mit Ben geschlafen. Die vergangene Nacht habe ich hier unten auf dem Sofa verbracht.“
    Grimmig betrachtete Atreus das alte Möbelstück, das Bettzeug, das immer noch zerwühlt darauf lag, und wandte den Blick ab. Er glaubte ihr nicht. Sie konnte ihn nicht umstimmen. „Das geht mich nichts mehr an“, bemerkte er kühl. „Aber ich habe Grenzen überschritten, die ich hätte einhalten müssen. Es wird nicht wieder vorkommen.“
    Als er ging, blickte Lindy ihm verloren nach. Ihr war, als sei alles Blut aus ihrem Herzen gepresst worden. Es tat so weh, dass sie kaum noch atmen konnte.
    Vom Fenster aus verfolgte sie, wie Atreus davonritt, dann zog sie sich zurück und schlug die Hände vor das tränenüberströmte Gesicht. Ihr war wieder übel, und am liebsten hätte sie den Kopf gegen die Wand gerammt, um den unbändigen Schmerz in ihrem Herzen mit einem anderen Schmerz zu betäuben.
    Wie konnte sie nur so dumm sein, wieder mit Atreus ins Bett zu gehen – erst recht, nachdem er sie als Flittchen bezeichnet hatte. Wo war ihre Selbstachtung geblieben? Sie und Atreus trennten Welten. Für ihn war es eine bequeme Affäre gewesen. Ihr aber hatte diese Liebe das Herz gebrochen …

6. KAPITEL
    Als es zwei Tage später an der Haustür klingelte, verpackte Lindy gerade unermüdlich Ware für ihre Kunden, um alles rechtzeitig zur Post bringen zu können. Vor der Tür stand ein Postbote mit einem Einschreiben für sie. Verwundert quittierte sie den Erhalt, ließ sich den Umschlag aushändigen und riss ihn auf.
    Mit klopfendem Herzen las sie das Schreiben. Es enthielt die Aufforderung, aus The Lodge auszuziehen, weil sie seit Monaten mit der Miete im Rückstand sei. Sie habe das Torhaus innerhalb von zwei Wochen zu räumen.
    Ungläubig blickte Lindy auf die Zeilen. In den letzten Monaten hatte sie von der Gutsverwaltung von Chantry House bereits zwei Mahnungen wegen ausstehender Mietzahlungen erhalten. Als der zweite Brief kam, war sie persönlich ins Büro des Verwalters hinübergegangen, um die Situation zu klären: Sie habe die Miete regelmäßig bezahlt, diese sei jedoch jedes Mal sofort auf ihr Konto zurücküberwiesen worden.
    Der Gutsverwalter hatte sich entschuldigt und erklärt, es handele sich um computergesteuerte Briefe, die sie einfach ignorieren solle. Ihr Angebot, ihm einen Gesamtscheck über die ausstehenden Mietzahlungen auszustellen, hatte er abgelehnt und gemurmelt, das entspreche nicht Mr Dionides’ Wünschen. Mit dem Rat, weitere eingehende Schreiben dieser Art künftig einfach nicht zu beachten, hatte der Verwalter sie zur Tür begleitet.
    Als Lindy Atreus später von dem Missverständnis berichtet hatte, war er offenbar bereits informiert. Sie brauche sich deswegen nicht zu sorgen, hatte er gesagt, ein neuer Mitarbeiter habe eine Notiz übersehen, in Zukunft werde so etwas nicht mehr vorkommen.
    Jetzt jagte die bloße Erinnerung an diese Entwicklungen Lindy eisige Schauer über den Rücken. Unschwer konnte sie sich vorstellen, dass Atreus sie aus dem Torhaus vertreiben wollte, nachdem ihre Beziehung beendet war. War er tatsächlich so hinterhältig, die angeblich ausgebliebenen Mietzahlungen als Vorwand zu benutzen, um sie rauszuwerfen?
    Der Verdacht schockierte Lindy. Sie setzte sich und las den Brief noch einmal. Er war unmissverständlich verfasst und nannte sogar einen festen Termin, bis zu dem sie das Torhaus geräumt haben musste. Falls sie bereit sei, schon eher auszuziehen, würde sich der Betrag der Mietrückstände entsprechend mindern.
    Besonders dieser letzte Punkt bestätigte Lindys Verdacht, dass Atreus sie möglichst schnell von seinem Anwesen vertreiben wollte. Der Rausschmiss traf sie umso härter, als er die Grundfesten ihrer Existenz erschütterte.
    Sie hätte einen Anwalt einschalten müssen, doch das konnte sie sich nicht leisten. Wenn sie gezwungen war auszuziehen, musste sie mit jedem Penny geizen, um eine neue Unterkunft und den Umzug bezahlen zu können.
    Und falls Atreus entschlossen war, sie loszuwerden – sollte sie dann überhaupt darum kämpfen, im Torhaus bleiben zu können? Durfte sie das Risiko eingehen, dass ihre Affäre mit Atreus bei der Verhandlung vor dem Bezirksgericht in der näheren und weiteren Umgebung bekannt

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