Die Geliebte des Koenigs
lief ins angrenzende Bad, stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser voll auf.
Nachdem sie sich einigermaßen erfrischt fühlte, trocknete sie ihr von Natur aus lockiges Haar und ließ es lose über die Schultern herabfallen. Dann zog sie ein leichtes amethystblaues Reisekostüm an, zu dem sie einen passenden kurzen Mantel besaß.
Gerade schlüpfte sie in ihre sandfarbenen Pumps, als zwei von Sharifs Männern an ihre Zimmertür klopften. Sie kamen, um ihr Gepäck abzuholen und Jesslyn zum Wagen zu geleiten.
Sharif war nicht im Auto.
„Seine Hoheit wurde heute Morgen zu einem unerwarteten Meeting abberufen. Er wird Sie rechtzeitig vor dem Abflug am Terminal treffen.“ Der muskulöse Bodyguard hielt Jesslyn die Wagentür auf, während sein Kollege ihr Gepäck im Kofferraum verstaute.
Jesslyn war nicht überrascht über die Änderung der Pläne, denn Sharif war ein wichtiger Mann, der viel Verantwortung trug. Trotzdem konnte sie einen Anflug von Enttäuschung nicht verhehlen.
Und dieses Gefühl machte ihr Angst. Denn es zeigte, wie viel Sharif ihr immer noch bedeutete. Sie hatte sich nicht wieder auf ihn einlassen, hatte nicht wieder etwas für ihn empfinden wollen. Doch die Wahrheit war, dass sie schon längst die Kontrolle über ihre Gefühle verloren hatte. Was sollte sie tun? Es gab kein Zurück mehr …
Je näher sie dem Flughafen kamen, desto heftiger revoltierte ihr Magen. Vor lauter Nervosität hatte sie noch keinen Bissen zu sich genommen, und das rächte sich jetzt. Mit zitternden Fingern strich sie ihren Rock glatt. Er gehörte zu ihrem Lieblingskostüm. Sie wusste, dass es ihr ausgezeichnet stand. Und sie hatte es angezogen, um Sharif zu beeindrucken …
Damit beschwor sie Ärger geradezu herauf!
Sie war nicht seine Freundin. Sie war ihm nicht ebenbürtig. Sie war nicht seine Kollegin. Sie war nur die Lehrerin. Die Lehrerin, die Sharif engagiert hatte, damit sie sich den Sommer über um die königlichen Sprösslinge kümmerte.
Die Limousine hielt vor dem Flughafengebäude, und Jesslyns Magen zog sich erneut zusammen. Sie war da. Ihre Koffer waren da. Bald wäre sie auf dem Weg nach Sadad – dem Ort, den sie schon immer hatte sehen wollen.
Sie reiste also nach Sadad. Als Sharifs Angestellte …
Während sie aus dem Wagen stieg, versuchte sie, den bitteren Geschmack in ihrem Mund loszuwerden. Sharifs Sicherheitstruppe stand schon bereit. Seine Männer geleiteten sie in das mit kostbarem Marmor ausgekleidete, klimatisierte Gebäude und zu einem privaten Terminal. Von hier aus bestiegen die VIPs ihre Privatjets, um zu ihren Zielorten zu gelangen.
Es war ziemlich viel Betrieb. Jesslyn hielt sich etwas abseits und beobachtete fasziniert die Reichen und Berühmten. Sie beobachtete Araber in traditionellen Gewändern, Geschäftsleute aus aller Welt und internationale Berühmtheiten. Noch immer verfolgte Jesslyn fasziniert das bunte Treiben, als plötzlich die Glastür zum Terminal aufglitt, und eine Gruppe von Männern eintrat. Jesslyn kannte einen dieser Männer. Er war groß, trug ebenfalls das traditionelle Gewand und strahlte Selbstsicherheit und große Macht aus.
Augenblicklich veränderte sich die Atmosphäre im Terminal. Alle Köpfe wandten sich zu ihm um. Auch Jesslyn ließ sich von der elektrisierenden Spannung anstecken, die plötzlich in der Luft lag.
Sharif!
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Es war irgendwie klar, dass Sharif sogar den lebhaften Verkehr auf dem Dubai Executive Airport allein durch sein Erscheinen fast zum Erliegen bringen konnte.
Schon bevor er König geworden war, hatte er überall Aufsehen erregt. Das lag an seinem Charisma. Seit sie ihn kannte, vereinte er Charme, Anmut, Eleganz und einen brillanten Verstand in sich.
Sie liebte seinen Verstand, und über seinen prachtvollen Körper wollte Jesslyn lieber gar nicht erst nachdenken …
Während sie beobachtete, wie er durch das Terminalgebäude schritt, drangen immer wieder Satzfetzen zu ihr herüber. Und immer wieder tauchten die Worte „heiraten“ und „Hochzeit“ darin auf.
Jesslyn schluckte. Dachte Sharif tatsächlich über eine erneute Heirat nach? Hatte er vielleicht eine Braut gefunden? War die Entscheidung bereits gefallen? Wollte er deshalb, dass sie seinen Töchtern den Sommer über Nachhilfe gab? Um möglichen Schwierigkeiten vorzubeugen, bevor sie an die Öffentlichkeit sickerten?
Verwirrt sah sie ihm hinterher. Sharif ging auf den Ausgang am entgegengesetzten Ende des
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