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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ihr Volk zu berichten!
    Mary hörte schweigend zu. Nach der vorhergehenden katastrophalen Begegnung mit ihrem Gemahl war sie mürrisch und wachsam.
    Vom schnellen Fall Carlisles zu hören konnte diese Stimmung sicher nicht bessern.
    Außerdem war es das erstemal seit ihrer Bestrafung, dass Mary abgesehen von Stephen jemanden zu sehen bekam. Sie hatte sich des heimlichen Lauschens schuldig gemacht, nicht aber der Spionage. Dennoch fürchtete sie sich davor, der Gräfin ins Gesicht zu schauen. Sie wusste, wie klug diese Frau war, wie sehr sie ihren Gemahl und Alnwick liebte, das einst ein sächsisches Lehnsgut ihres Vaters gewesen war. Mary stellte sich vor, dass Lady Ceidre wütend auf sie war und entsetzlich enttäuscht.
    Umso mehr überraschte es sie, als die Gräfin sie freundlich ansprach.
    »Ich bin sicher, dass das schwierig für Euch ist, Mary.« Mary blickte auf und sah der Gräfin endlich in die Augen. »Entschuldigung, Madame?«
    »Wie schwierig muss es für Euch sein, mit meinem Sohn verheiratet zu sein, einem Normannen, der gegen Euer Land Krieg führt – und gegen Eure Familie.«
    Mary erbleichte. Sie spürte die Augen aller an dem langen Tisch unterhalb des Podiums auf sich gerichtet, und auch die ihres Gemahls, der neben ihr auf dem Podium saß. Doch die Gräfin war aufrichtig mitfühlend, dessen war sich Mary sicher. Aber wie konnte das sein?
    »Ja«, krächzte sie schließlich. »Es ist sehr schwierig, sehr beunruhigend.« Zu ihrem Entsetzen stahl sich eine Träne aus ihrem Auge.
    Die Gräfin saß an Stephens anderer Seite; nun beugte sie sich vor und streichelte Marys Hand.
    »Stephen hat es Euch wahrscheinlich nicht gesagt, Mary, aber alle aus Eurer Familie sind wohlauf.«
    Mary sog die Luft ein.
    Natürlich hatte sie sich Sorgen gemacht, dass vielleicht einer ihrer Brüder oder ihr Vater verwundet oder gar getötet worden war. Es schien, dass ihr Malcolm, trotz seiner Skrupellosigkeit, nicht gleichgültig sein konnte; er würde eben immer ihr Vater bleiben. Unfähig, ihre Stimme nicht übereifernd klingen zu lassen, schaute sie zum erstenmal, seit sie ihr Gemach verlassen hatte, zu ihrem Gemahl und fragte: »Seid Ihr dessen sicher?«
    »So sicher, wie man sein kann. Ich glaube, Edgar wurde verwundet, aber ich sah ihn bis zum Ende kämpfen; es kann also nicht schlimm gewesen sein.«
    »Edgar!« Mary tat das Herz weh. »Seid Ihr sicher, dass es nichts Schlimmes ist?«
    Stephen nickte und beobachtete sie stumm.
    Mary seufzte erleichtert, doch sie zitterte. Ihr wurde klar, dass ihre derzeitige Lage wesentlich beklagenswerter sein könnte. Sie und Stephen mochten in einer Sackgasse stecken, doch der Tod eines Menschen, den sie liebte, hätte die Situation noch um vieles verschlimmern können. Mary betete stumm, dass das nie geschehen möge. Doch wenn sich Northumberlands und Malcolms Streitkräfte ständig bekriegten, war so etwas dann nicht unvermeidlich? Eine schreckliche Vorahnung erfüllte sie.
    »Für mich war es früher auch nicht leicht«, sagte die Gräfin.
    Als Mary wieder zu ihr blickte, konnte sie nicht umhin, auch Stephen anzusehen, der nun grimmig auf seinen Becher Wein starrte. Hatte sie ihn schon wieder verärgert?
    Voller Neugier wandte sie sich seiner Mutter zu.
    »Weil Ihr Sächsin seid?«
    »Ich bin nicht nur Sächsin, sondern ein uneheliches Kind meines Vaters«, räumte Lady Ceidre freimütig ein. »Und Rolfe, das habt Ihr sicherlich gehört, war einer der engsten Vertrauten des Eroberers. Die Kluft zwischen uns hätte also nicht größer sein können, vor allem, da ihm persönlich die Aufgabe übertragen worden war, den Norden in die Knie zu zwingen. Wenngleich Wilhelm die Politik bestimmte, war sie dennoch grausam und brutal. Als ich meinen Gemahl kennenlernte, befahl er, ein kleines Dorf niederzubrennen, weil es sächsischen Bogenschützen Unterschlupf gewährt hatte, die seine Männer überfallen hatten. Er ließ alles komplett vernichten, sogar das Getreide, was bedeutete, dass die Menschen im Winter nicht nur frieren, sondern auch hungern mussten. Ich bat ihn um Gnade, doch er blieb unnachgiebig. Ich habe ihn sehr dafür gehasst.«
    Mary war verblüfft. »Aber – wenn Ihr ihn so gehasst habt, wie habt Ihr ihn dann so lieben gelernt, wie Ihres heute tut?« Während sie auf eine Antwort der Gräfin wartete, spürte sie überdeutlich Stephen, der neben ihr saß.
    Nur ein paar Zentimeter trennten ihre Körper; es war also unmöglich, sich seiner nicht bewusst und durch seine

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