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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sie nicht mit ihm übereinstimmte und sich große Sorgen um das Schicksal ihrer Brüder machte. Und sie vermisste Stephen verzweifelt. Je näher sie der Zeit der Niederkunft kam, desto mehr sehnte sie sich danach, dass er nach Hause kam, zu ihr.
    Kein Tag konnte für einen Ausflug besser sein, dachte Mary aufgeregt. Es war warm und angenehm, die Sonne lachte vom Himmel, und Häher lärmten in den Baumkronen. Die Gräfin und Isobel ritten auf Zeltern neben ihrer Sänfte; zwei Ritter und zwei Mägde begleiteten sie. Mary mutmaßte, dass die Gräfin sie mit dieser kleinen Exkursion von ihrer zunehmenden Langeweile und Furcht ablenken wollte. Die Schwangerschaft zog sich scheinbar endlos hin, und Marys Angst vor der Geburt nahm zu. Sie sehnte die Entbindung ebenso sehr herbei, wie sie sich davor fürchtete.
    Innerhalb von ein paar Minuten erreichten sie das Dorf gleich unterhalb von Alnwick. Mary bestand darauf, zu laufen, sie wollte ein wenig den geschäftigen sommerlichen Marktplatz erkunden. Außerdem plante sie, ein paar Schmuckstücke zu kaufen, und in der Sänfte konnte sie sich zwischen den Ständen und Händlern nicht frei bewegen. Auch für Stephen wollte sie etwas erstehen, ein Geschenk, das ihm sagen würde, wie sehr sie ihn vermisste, wie sehr sie ihn liebte. Doch so weit sollte es nicht kommen.
    Denn als sie mit der Gräfin und Isobel langsam auf einen Stand zuschlenderte, um sich Stoffe anzuschauen, rempelte jemand Lady Ceidre kräftig an.
    Mary sah es und war entsetzt, denn der Schurke hatte die Gräfin vorsätzlich gestoßen. Ceidre taumelte gegen den Tisch eines Händlers, sodass er umkippte und sämtliche Waren auf dem Boden landeten, was zu einem Aufschrei führte. Im selben Augenblick jedoch riss der Täter Mary grob an sich, presste eine Hand auf ihren Mund und erstickte ihren Schrei.
    Dann trug er sie rasch aus der tumultartigen Szene fort. Mary begriff, was er vorhatte, und begann, sich zu wehren, doch schon im nächsten Moment hatte er sie auf ein wartendes Pferd geworfen und saß hinter ihr auf. Mary schrie.
    Die Gräfin, die schließlich merkte, was geschah, schrie ebenfalls, und die beiden Ritter zogen ihre Schwerter.
    Entsetzt, nicht ihretwegen, sondern wegen des Babys, klammerte sich Mary an der Mähne des scheuenden Tiers fest. Ein zweiter Reiter, der plötzlich aus dem Gemenge auftauchte, schloss sich in hartem Galopp ihnen an. Käufer und Verkäufer sprangen zur Seite, als sie durch den Markt preschten, Stände und Karren und alles andere umrissen, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Mary hielt sich verzweifelt fest und blickte bestürzt über ihre Schulter. Sie sah die Gräfin zu Fuß hinter ihnen herlaufen, aber es war hoffnungslos. Der Lärm war ohrenbetäubend, doch Mary glaubte, jemanden schreien zu hören: »Sie haben die Gemahlin Seiner Lordschaft geraubt!« Dann tauchten die beiden Ritter aus der Menge auf und rannten zu ihren Rössern.
    Mary sank gegen den Hals des Pferds; sie begann zu zittern. Lieber Gott, heilige Mutter Maria, sie wurde entführt! Eiskalt, voller Berechnung entführt! Wohin brachten sie sie? Wer steckte dahinter? Und wie, lieber Gott, wie würden sie und ihr Baby dies überstehen?

28
    Stephen tobte.
    »Was meinst du damit, dass du keine Gefahr darin sahst, sie auf einen Ausflug mitzunehmen?«, brüllte er.
    Die Gräfin schreckte vor ihm zurück.
    »Sie hatte sich so darauf gefreut ...«
    Zweifel verzerrten seine Gesichtszüge. Er konnte nicht sprechen. Rolfe trat zwischen seinen Sohn und seine Gemahlin.
    »Deine Mutter ist todkrank vor Sorge. Diese Entführung war nicht ihre Schuld!«, erklärte der Graf barsch. »Wenn man jemandem eine Schuld zuweisen kann, dann Will und Ranulph.«
    Stephen biss die Zähne zusammen. Was sein Vater sagte, war offensichtlich, doch er konnte und wollte seiner Mutter nicht verzeihen. Er hatte ausdrücklich angeordnet, dass Mary innerhalb der Burg zu bleiben hatte. Kalt wandte er sich von Ceidre ab, ihre Verfassung missachtend. Lieber Gott, wenn Mary etwas zustieß ...
    Blankes Entsetzen hatte ihn erfasst. Nie in seinem Leben hatte er solche Angst gehabt. Sie war irgendwo da draußen, mit ihren Entführern, vielleicht verletzt und mit Schmerzen. Oder Schlimmeres. Er riss sich zusammen.
    Er hatte jetzt keine Zeit, alle Möglichkeiten zu durchdenken, er musste handeln. Stephen wandte den starren Blick auf die beiden Ritter, die bei ihrem Auftrag, Mary zu beschützen, gescheitert waren.
    »Erzählt mir noch einmal genau, was passiert

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