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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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die Feuertreppe. Dann schob er TC hinterher und wollte den beiden folgen, als er sich noch einmal umdrehte. Auf dem Monitor leuchteten die Informationen, die sie gefunden hatten. Es wäre furchtbar, dachte Tom, wenn der Rechner, der ihm immer ein treuer Verbündeter gewesen war, sie am Ende verraten würde.
    Er stürzte zum Computer zurück und schloss hastig ein Programm nach dem andern. Er war dabei, Windows herunterzufahren, als die Tür aufflog.
    Er hörte das krachende Splittern, ehe er es sah. Zwei Männer stürmten ins Apartment. Tom blickte hoch und sah einen von ihnen – groß und mit kräftigen Armen und glasklaren, scharfen blauen Augen. Im Handumdrehen beschloss Tom, etwas zu tun, wogegen alle seine Instinkte rebellierten: Er griff nach dem Stromkabel und riss es aus der Wand. Jetzt waren die Computer und alles, was damit zusammenhing, abgeschaltet.
    Aber diese Bewegungen war seinen ungebetenen Gästen zu plötzlich. Sie sahen nur einen Mann, der sich nach unten beugte, wie sie es auch gelernt hatten – jemanden, der nach einer Waffe griff. Während er noch an dem weißen Kabel riss, fuhr die Kugel in seine Brust. Er fiel zu Boden. Die Monitore wurden dunkel.
    Will sprang die Feuertreppe hinunter, immer drei Stufen auf einmal. In seinem Kopf dröhnte es. Wer war da hinter ihm her? Was war aus TC und Tom geworden? Wo sollte er jetzt hin?
    Aber während er die Treppe hinunterpolterte, überschlugen sich seine Gedanken an das, was er gerade gesehen hatte. Das Gesicht war unverwechselbar; TC hatte ihn sofort erkannt. Welcher Freud’sche Impuls hatte seinen Blick abgelenkt? Die Augen, das Kinn, die kraftvolle Nase: sein Vater.
    Andererseits: Eins wusste er über William Monroe Sr. ganz sicher: Er war ein erklärter Rationalist, ein kühl und weltlich denkender Mann, dessen Skepsis gegen alles Religiöse womöglich verhindert hatte, dass er sein höchstes Ziel erreicht hatte: das Richteramt am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. War es wirklich möglich, dass er einmal ein Bibelschwenker gewesen war – und noch dazu ein so ernsthafter?
    Noch drei Treppenabschnitte – und jetzt fühlte er, wie das eiserne Geländer vibrierte. Er schaute hoch und sah Schuhsohlen, die über ihm heruntersprangen, genauso schnell wie er. Noch eine Treppe. Will nahm sie fast mit einem Satz.
    Dann spurtete er die Smith Street hinunter und wich Leuten aus, die aus dem Restaurant Saloniki kamen. Er sah sich um; hinter ihm kam Unruhe auf, weil ein Mann durch das Gedränge gestürmt war. »Hey, pass doch auf, Arschloch!« Will hatte das Gefühl, dass sein Verfolger ziemlich blindlings drauflosstürmte.
    Will rannte um die Ecke und packte den Wagen eines Brezelverkäufers, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vor ihm war die Fourth Avenue: sechs Spuren mit schnell fließendem Verkehr. Bei der ersten Lücke stürzte er los.
    Dann stand er auf der schmalen unterbrochenen weißen Linie, die zwei dicht befahrene Verkehrsspuren voneinander trennte. Ringsum gellten Hupen; die Fahrer hielten ihn offensichtlich für einen Irren. Er sah sich um. Hinter der nächsten Autokolonne war sein Verfolger, der Mann, den er vor weniger als zwanzig Stunden beinahe auf frischer Tat bei einem Mord ertappt hätte. Durch den Verkehr geschützt, starrte Will ihn an, und der Blick, den der Mann erwiderte, war wie ein Laserstrahl, der ihn durchbohrte.
    Er wirbelte herum, entdeckte wieder eine Lücke im Verkehr und erwischte sie mit knapper Not. Als er sich umdrehte, sah er, dass seinem Verfolger das gleiche Manöver gelungen war. Die Breite eines einzelnen Autos trennte sie voneinander. Will sah eine Ausbeulung an der Hüfte des Mannes – vermutlich ein Pistolenhalfter.
    Er schaute nach vorn: Die Ampel war grün. Aber wie lange noch? Bald würde sie auf Rot umspringen, und dann könnte er auf die andere Straßenseite kommen, aber der Mann mit der Pistole ebenfalls. Er könnte aus nächster Nähe auf ihn schießen. Aber da war nirgends eine Lücke. Die Autos fahren zu schnell.
    Will hatte nur eine Möglichkeit: Er rannte nach links, als wolle er mit dem Autoverkehr Schritt halten, immer schneller, und ohne die Ampel aus den Augen zu lassen. Sowie sie rot wäre, würde er handeln. Na los, los. Er sah sich um. Der Mann stand immer noch auf der nächsten Fahrspur; er rührte sich kaum von der Stelle. Jetzt war der Augenblick da.
    Aus Grün wurde Rot, die Autos bremsten und stauten sich hintereinander auf. Jetzt konnte Will geduckt zwischen ihnen

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