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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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Bewegungen überwachen. Es gibt gute Indizien dafür, dass sie das jetzt bei neugeborenen Kindern tun, gleich im Kreißsaal. Ein elektronisches Überwachungssystem, das es der Regierung ermöglicht, uns buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre zu verfolgen.«
    »Aber warum sollten sie Pat Baxters Niere haben wollen?«
    »Die Bundesregierung wandelt auf geheimnisvollen Wegen, Mr. Monroe, um ihre Wunder zu vollbringen. Vielleicht wollten sie etwas in Pats Körper einpflanzen, und der Plan ging schief. Vielleicht ließ die Betäubung nach, und er fing an, sich zu wehren. Vielleicht haben sie ihm auch schon Vorjahren etwas eingepflanzt, und jetzt wollten sie es zurückhaben. Wer weiß das schon? Vielleicht wollte das FBI auch nur die DNA eines Dissidenten untersuchen, um das Gen zu finden, das einen echten freiheitsliebenden Amerikaner hervorbringt, und es dann auszumerzen.«
    »Das klingt ein bisschen weit hergeholt.«
    »Zugegeben. Aber wir reden hier über einen militärisch-industriellen Komplex, der Millionen von Dollars für die Entwicklung von Techniken zur Kontrolle über unsere Köpfe ausgegeben hat. Wissen Sie, dass es ein geheimes Pentagon-Projekt gab, bei dem sie herausfinden wollten, ob ein Mensch eine Ziege töten kann, indem er sie einfach anstarrt? Das hab ich mir nicht ausgedacht. Es mag weit hergeholt sein. Aber ich hab inzwischen gelernt, dass ›weit hergeholt und ›nicht wahr‹ zwei sehr verschiedene Dinge sind.«
    Irgendwann schaffte Will es, Bob Hill auf ein weniger irrsinniges Gelände zu bugsieren und nach den biographischen Details zu Baxters Leben zu fragen, die er benötigen würde. Ein paar konnte er aus Hill herausholen, unter anderem eine Hintergrundstory über Baxters Vater: Baxter Sr. war ein Veteran aus dem Zweiten Weltkrieg, der beide Hände verloren hatte. Er war verzweifelt, weil er nicht arbeiten konnte; von seiner GI-Rente konnte er seine Familie kaum ernähren. Hill meinte, Baxter sei ein Sohn gewesen, der im Groll gegen eine Regierung aufgewachsen war, die einen jungen Mann fortschickte, damit er für sein Land tötete und sein Leben riskierte, und ihn dann im Stich ließ, wenn er heimkehrte. Als die Geschichte sich für Baxters eigene Generation in Vietnam wiederholte, war seine Verbitterung vollkommen.
    Das war brauchbar: eine leicht verdauliche psychologische Erklärung, wie sie für jede gute Story benötigt wurde, in der Zeitung genauso wie im Kino. Der Artikel nahm allmählich Gestalt an.
    Er bat Hill, ihn zu Baxters Hütte zu führen. Sie nahmen Wills Allradwagen, und der Motor heulte laut, als sie auf dem zerfurchten Feldweg weiterfuhren. Nach kurzer Zeit sah Will das Gelb der polizeilichen Absperrbänder. »Weiter kommen wir nicht. Ist ein gesicherter Tatort.« Will griff in die Tasche. Als könne er Gedanken lesen, fügte Hill hinzu: »Ihr schicker New Yorker Presseausweis wird Sie auch nicht weiterbringen. Die Bude ist versiegelt.«
    Will stieg trotzdem aus, nur um ein Gefühl für den Schauplatz zu bekommen. Was da stand, sah aus wie ein Schuppen – eine simple Blockhütte, wie sie eine wohlhabende Familie zum Lagern von Kaminholz benutzen würde. Angesichts ihrer winzigen Ausmaße war es schwer zu glauben, dass hier ein Mann gewohnt hatte.
    Er bat Bob Hill, ihm das Innere zu beschreiben, so gut es ginge. »Ist einfach«, sagte sein Führer. »Da ist fast nichts drin.« Ein schmales eisernes Bettgestell, ein Stuhl, ein Herd, ein Kurzwellenradio.
    »Klingt wie eine Gefängniszelle.«
    »’ne militärische Unterkunft trifft’s eher. Pat Baxter hat gelebt wie ein Soldat.«
    »Spartanisch, meinen Sie?«
    »Yep.«
    Will wollte wissen, mit wem er sonst noch reden sollte. Freunde? Verwandte?
    »Die Militia of Montana war seine einzige Familie«, antwortete Hill – ein bisschen zu schnell, fand Will. »Und selbst wir haben ihn kaum gekannt. Hab diese Hütte das erste Mal gesehen, als die Polizei mich herkommen ließ. Da sollte ich identifizieren, welche Kleider ihm gehörten und was die Mörder vielleicht zurückgelassen hatten.«
    »Die Mörder – im Plural?«
    »Sie glauben doch nicht, dass jemand eine so große Operation allein vornimmt, oder? Dazu war ein Team nötig. Jeder Chirurg braucht eine Krankenschwester.«
    Will fuhr den Mann wieder zu seiner eigenen Hütte. Sie mochte primitiv sein, aber er hatte den Verdacht, dass Bob Hill woanders wohnte, in einem Haus, das nicht annähernd so karg war wie Baxters. Der Ermordete war offensichtlich ein extremer Extremist

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