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Die Gerechten

Die Gerechten

Titel: Die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bourne
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verabschieden. Mosche Menachem wird Ihnen Ihre Sachen zurückgeben. Viel Glück, Will.
    Einen guten Weg, und so Gott will, wird alles gut. Guten Schabbes.«
    Er hörte, wie der Rebbe sich von seinem Stuhl erhob und zur Tür ging, und in diesem Augenblick kam Unruhe auf. Es klang, als sei jemand hereingestürmt, und er schien dem Rebbe etwas zu zeigen. Die Mänñer diskutierten murmelnd miteinander. Die neue Stimme war erregt, ein lautes Flüstern. Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen; selbst bei dieser Lautstärke hörte Will nur, dass sie kein Englisch sprachen. Es klang wie Deutsch, mit vielen »ch«- und »sch«-Lauten. Jiddisch.
    Der Wortwechsel endete, und der Rebbe schien gegangen zu sein. Der Rotbart, Mosche Menachem, verließ seinen Posten an Wills Seite und trat vor ihn. Mit betretenem Blick reichte er ihm die Tasche, die er bei Shimon Shmuel zurückgelassen hatte. »Tut mir Leid, das vorhin«, murmelte er.
    Will nahm die Tasche und sah, dass sie auch sein Notizbuch hineingetan hatten. Sein Telefon war da, und auch den Blackberry hatten sie nicht angerührt. Er holte die Brieftasche hervor, ein wenig neugierig darauf, zu sehen, welcher Zettel, welcher Beleg ihn verraten hatte. Er fand, wie erwartet, Unmengen von anonymen Taxiquittungen. Er durchsuchte die Fächer für die Kreditkarten, die er dort nie hineinsteckte: In einem war ein Heft mit Briefmarken, in einem anderen die Visitenkarte eines längst vergessenen Interviewpartners. Im dritten – ein Passfoto von Beth.
    Er lächelte verbittert: Seine Braut hatte ihn verraten. Natürlich hatten sie sie erkannt. Sie hatte ihm das Bild geschenkt, als sie sich sechs Wochen kannten; es war im Sommer gewesen, und sie hatten das Wochenende über vor Sag Harbour gesegelt. An einem Fotoautomaten hatte sie nicht widerstehen können und auf der Stelle in der Kabine posiert.
    Will drehte das Bild um, und da stand es – die Botschaft, die ihnen gesagt hatte, was sie wissen wollten: Ich liebe dich, Will Monroe.
    Mit Tränen in den Augen blickte er auf. Er sah ein neues Gesicht vor sich; vermutlich war es der Mann, der soeben mit dem Rebbe diskutiert hatte. Er hatte ein weiches, rundes Gesicht mit Hamsterbacken, umrahmt von einem rabenschwarzen Bart. Er war dick, und mit seinem runden Kopf über dem runden Bauch sah er aus wie eine menschliche Acht. Will schätzte ihn auf Anfang zwanzig.
    »Kommen Sie, ich bringe Sie hinaus.«
    Er stand auf, und endlich sah er den Stuhl, auf dem der Rebbe während der Befragung gesessen hatte. Es war kein Thron, sondern ein einfacher Stuhl. Daneben stand ein kleiner Tisch, wie ihn ein Dozent für seine Notizen und ein Glas Wasser benutzen würde. Will schrak zusammen, als er sah, was darauf lag.
    Es war die New York Times , absichtlich so gefaltet, dass seine Story über Pat Baxters Leben und Tod oben lag. Das also hatte der rundgesichtige Mann dem Rebbe gezeigt, und darüber hatten sie diskutiert. Will konnte sich denken, was der junge Mann gesagt hatte. Der Kerl ist von der New York Times. Er wird niemals den Mund halten. Wir sollten ihn hier behalten, damit er nichts rumquatschen kann.
    Wenig später waren sie draußen; Will hielt das saubere weiße Hemd in der Hand, das die Chassiden ihm gegeben hatten und das er nicht angezogen hatte. Er hatte keine Lust gehabt, sich vor seinen Peinigern auszuziehen. Die Inspektion seiner Vorhaut und das Tauchbad in der Mikwe waren demütigend genug gewesen.
    Sie standen vor der schul. Noch immer gingen dort Männer ein und aus. Will sah auf die Uhr: viertel nach zehn. Ihm kam es vor, als sei es drei Uhr morgens.
    »Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen für das, was da drinnen geschehen ist.«
    Ja, ja, dachte Will. Hebt euch das für den Richter auf, wenn ich euch wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung und dieser ganzen verdammten Geschichte verklage.
    »Tja, besser als eine Entschuldigung wäre eigentlich eine Erklärung.«
    »Die kann ich Ihnen nicht geben, wohl aber einen guten Rat.« Er sah sich um, als wolle er sich vergewissern, dass niemand ihn beobachtete oder belauschte. »Ich heiße Josef Jitzhok. Ich tue sehr viel, um das Wort des Rebbe in die Welt zu bringen. Hören Sie, ich weiß, was Sie tun, und ich habe einen Vorschlag für Sie.« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerhaften Flüstern. »Wenn Sie wissen wollen, was hier vorgeht, denken Sie über Ihre Arbeit nach.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Das werden Sie schon. Aber Sie müssen sich Ihre Arbeit anschauen. Gehen

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