Die Gerüchteköchin
irgendeine Frau geschwängert. Soviel zu der Schachtel Kondome. Kristie oder irgendeine Frau bekam Ems Halbbruder oder Halbschwester. Das war ja schön. Was zum Teufel hatte Brent sich dabei gedacht?
Sie musste etwas unternehmen. Das Ganze war schlimmer, als sie sich hatte träumen lassen. Und sie war diejenige, die Em alles erklären musste. »Du weißt doch, wie sehr du Kristie magst«, könnte sie sagen. »Nun, Daddy mochte sie auch sehr gern, und -«
Mit Ausnahme des Schwangerschaftsbriefes legte sie alle Briefe wieder in die Box zurück und schlug den Klappdeckel zu. Dann besah sie sich den Brief erneut. Die Handschrift kam ihr völlig unbekannt vor, und das Papier war auch keine Hilfe. Würde Kristie auf Notizbuchpapier schreiben? Es war alles zu verwirrend.
Sie stopfte das Blatt in ihr Portemonnaie, um die Schrift später im Büro mit irgendeiner Notiz von Kristie zu vergleichen. Sie legte den Kopf auf den Tisch, weil es darin wieder zu hämmern begonnen hatte. Sie war krank. Sie sollte nicht so ein Zeug lesen. Sie sollte nicht so ein Leben führen.
Es war zuviel. Sie musste etwas dagegen tun, aber im Moment brachten die Kopfschmerzen sie um.
Sie nahm drei Tabletten, in der Hoffnung, alle bewussten Gedanken auszulöschen, ging mit der Kiste und den Kondomen nach oben und versteckte sie unter dem Bett, wo Em nicht über sie stolpern würde. Dann kroch sie unter die Decke und fiel in tiefen Schlaf.
»Und, wie geht es deiner Mom?« fragte Mel, während sie und Em mit vollgehäuften Tellern mit Cannelloni und einer Schüssel Knoblauchbrot vor dem Fernseher saßen. Ace Ventura lief zum fünfzigsten Mal, aber beide taten sowieso nur so, als würden sie zuschauen.
»Sie sagt, es ginge ihr besser.« Em spießte eine Nudelrolle auf und biss vorsichtig ein Stück ab. Es schmeckte gut. »Sie macht nicht mehr so eine schreckliche Miene wie gestern, so, als würde sie jeden Moment losweinen.« Wieder stieß sie die Gabel in die Pasta, biss noch ein Stück ab und kaute darauf herum, während sie darüber nachdachte, wie sie den nächsten Satz am besten formulierte. »Mom und Dad haben sich gestern gestritten«, sagte sie schließlich. »So richtig.«
Mel riss die Augen auf. »Du machst Witze.«
»Nein. Sie haben zwar leise geredet, aber ich stand direkt daneben. Sie sahen so wütend aus, Mel.« Em blickte sie an versuchte, nicht zu weinen. »Sie sahen aus, als würden sie sich hassen. Und dann hat Dad mich hergebracht und sie allein gelassen. Es ist schrecklich.«
»Warum hast du mir das nicht erzählt? Das mit dem Streit, meine ich.« Mel hörte sich merkwürdig verkrampft an, nicht so überschwenglich wie sonst.
»Ich konnte einfach nicht darüber reden«, sagte Em. »Es ist furchtbar, wenn sich Eltern streiten. Ich weiß, du hast gesagt, deine streiten sich immer, aber so, als meinten sie es nicht ernst. Aber das gestern war ernst. Ich will gar nicht daran denken. Und heute war Mom ganz ruhig, und Dad habe ich gar nicht gesehen. Das ist wirklich schlimm, Mel.«
Mel sah so aus, als sei sie nicht sicher, ob sie das, was ihr auf der Zunge lag, wirklich sagen sollte. Em kam das komisch vor, weil Mel sich nie Gedanken darüber machte, was sie zu irgend jemandem sagte. »Da ist noch etwas«, sagte Mel.
»Was denn?« fragte Em mit einem Kloß im Hals.
Mel schluckte und rutschte auf der Couch hin und her. »Meine Mom ist ganz schön wütend auf deinen Dad. Ich habe sie heute morgen am Telefon gehört. Sie hat ihn angeschrien.«
Em ließ sich zurückfallen. »Woher weißt du denn, dass er es war?«
»Weil sie seinen Namen gebrüllt hat.« Mel sah elend aus. »Es war schrecklich, Em. Sie sagte, sie würde ihn umbringen, wenn er es irgendeinem erzählen würde.«
Em schluckte. »Was denn?«
»Keine Ahnung.« Mel schnitt ein Stück Nudelrolle ab und versuchte, sich unbeeindruckt zu zeigen, aber Em wusste, dass dem nicht so war. »Es kommt noch schlimmer. Nachdem sie aufgelegt hatte, kam mein Dad herein und fragte, mit wem sie gesprochen hätte. Mit Grandma, hat sie gesagt.« Eine Minute lang presste Mel ihren Mund zusammen. »Sie hat gelogen . Und dann haben sie sich auch richtig gestritten. Sie haben in ganz scharfem Ton geflüstert, und Mom hat mit der Hand auf den Tisch gehauen, und dann ist Dad hinausgegangen und hat die Tür zugeschlagen.« Sie schwieg und schluckte. »Nachdem Dad weg war, hat meine Mom angefangen zu weinen. Sie weint nie. Es war schrecklich. Ich will noch nicht mal darüber reden. Ich will,
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