Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
zu knabbern, hätte wohl niemand mehr daran gedacht, dass sich darunter eine Schaukel verbirgt.
Toby steuert auf die violette Biolette zu, nicht nur, weil sie mal muss, sondern auch, weil sie nicht an den Frühstückstisch will, bevor Swift-Fuchs ihn verlassen hat. Bewusst unterdrückt sie das Wort Schlampe : Eine Frau sollte so nicht über eine andere Frau reden, vor allem, wenn sie keinen Anlass dazu hat.
Wirklich nicht?, sagt die gehässige innere Stimme. Du hast die Blicke doch gesehen, die sie Zeb zuwirft. Wimpern wie Venus-Fliegenfallen und dieser anzügliche Seitenblick wie aus einer alten Discount-Prostibot-Werbung: mit keimresistenten Fasern, sauberer Säfteentsorgung, lebensechtem Stöhnen und Greif-O-Meter für die optimale Befriedigung.
Sie atmet einmal durch, beruft sich auf ihr Gärtner-Meditationstraining. Sie stellt sich bildhaft vor, wie sich ihre Wut wie ein Schneckenfühler durch ihre Haut schiebt, dann lässt sie die zornige kleine Knospe schrumpeln und zu Boden fallen. Sanftmütig lächelt sie zu Swift-Fuchs hinüber und denkt: Du willst doch nur die schnelle Nummer, du willst ihn nur, um dir zu beweisen, dass es geht. Um ihn zu deinen Trophäen an die Wand zu nageln. Du weißt nichts über ihn, du kannst ihn gar nicht wertschätzen, er gehört dir nicht, du hast keine Ahnung, wie lange ich gewartet habe …
Was überhaupt nicht zählt. Es interessiert niemanden. Es gibt keine Gerechtigkeit, es gibt keinen Besitz. Sie hat keinerlei Ansprüche. Wenn Zeb mit Swift-Fuchs ins Bett fallen würde – oder schleichen oder schmelzen –, hätte sie in dieser Sache nicht das Geringste zu melden. Könnte ja sein, dass er sie im Kuschelmodus zurücklässt – wobei sie vielleicht doch etwas zu sehr wie beste Kumpel, ein bisschen zu freundschaftlich miteinander sind, oder? –, aber noch immer hungrig ist und zur Nächsten weiterzieht; raus aus der Tür und, unersättlich wie er ist, rein in die unersättliche Swift-Fuchs.
Sie darf gar nicht daran denken, also tut sie’s nicht. Sie will nicht daran denken. Sie zwingt sich dazu, nicht daran zu denken .
Die violetten Bioletten gehören zum ursprünglichen Parkinventar: drei Häuschen für Männer, drei für Frauen. Die Solarzellen sind noch funktionstüchtig, sie betreiben die ultravioletten LED -Leuchten und die kleinen Belüftungsmotoren. Solange sie noch funktionieren, müssen die MaddAddamiten weder Klohäuschen bauen noch Senkgruben ausheben. Zum Glück findet sich in den nahegelegenen Straßen jede Menge Klopapier, denn das wurde während der Plünderungsphase der Seuche nicht gerade schwerpunktmäßig erbeutet. Was sollte man mit einem Packen Klopapier? Besaufen konnte man sich nicht damit.
Die Innenwände der Biolette sind immer noch mit Plebsland-Inschriften übersät: mehrere Generationen davon, eine Schicht über der anderen. Es gab Zeiten, da hatten Leute im Zuge der Wahrung irgendwelcher Anstandsnormen versucht, die Schmierereien zu übermalen, doch ein paar auf Selbstverwirklichung und Anarchie drängende Jugendliche waren in der Lage, innerhalb von einer Stunde eine Oberfläche zu zerstören, die ein Malertrupp drei Tage lang geweißt hatte.
Daryn, lass mich deine Matratze sein,
Ich <3 dich über alles
Fkt die Konzerne
Loris ist ne eingebildete Fotze
Ich hoffe du wirst von 10 0 000 pitbulls vergewalticht
Wer ein Klo mit Scheiß vollschreibt, den wird man nicht vergessen, und wer sich an der Kunst erfreut, der soll die Scheiße fressen
Ruf mich an / nur das Geilste für deine $$ / 24/7 Lustschreie und du ertrinkst in deiner Wichse
BLEIB MIR VOM HALS A- LOCH SONST STECH ICH DICH AB
Und schüchtern, unvollendet: Versuch’s mit Liebe, die Welt braucht
Was soll man essen, wo soll man scheißen, wie sucht man Schutz, wen und was soll man töten: Sind das die Grundlagen des Lebens?, fragt sich Toby. Sind wir schon so weit gekommen, an diesen Tiefpunkt, oder kommt man immer wieder dorthin zurück?
Und wen liebt man? Und von wem wird man geliebt? Und wer liebt einen nicht? Und – auch das – von wem wird man ernsthaft gehasst?
Augenzwinkern
Unter den Bäumen liegt Jimmy noch immer in tiefem Schlummer. Toby kontrolliert seinen Pulsschag – sehr viel ruhiger; sie wechselt seine Maden – sein Fuß hat aufgehört zu eitern – und sie flößt ihm Pilzelixier ein, versetzt mit etwas Mohn.
Einige Stühle stehen im Oval um die Hängematte herum, als wäre Jimmy die zentrale Opfergabe eines Festgelages: ein gigantischer
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