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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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sind eure Kleider«, sagte die Wichtelfrau. Sie hielt
ein hübsches Kleid und ein Paar Mokassins hoch, alles gefertigt aus der Seide des Taschentuchs. Kendra nahm das Kleid entgegen, und die Wichtelfrau gab Seth ein Hemd, eine Jacke, eine Hose und Slipper, die aus dem gleichen Material genäht waren.
    »Also, das nenne ich Improvisation«, bemerkte Kendra. »Die Kleider sehen wunderbar aus.«
    »So liegt es in unserer Natur«, antwortete die Wichtelfrau mit einem kleinen Knicks.
    Die Wichtel hielten die Decken hoch, damit Kendra und Seth sich dahinter umziehen konnten. Kendra konnte nicht fassen, wie bequem das Kleid saß.
    »Genau meine Größe«, meinte Seth, als er in die Slipper schlüpfte.
    Kendra drehte den Knauf und öffnete die Tür. »Nochmal vielen Dank«, sagte sie.
    Die Wichtel nickten freundlich. Kendra und Seth traten durch die Tür, schlossen sie hinter sich und gingen den düsteren Tunnel hinab. »Das sind die kuscheligsten Kleider, die ich je hatte«, bemerkte Seth. »Ich werde sie als Schlafanzug benutzen.«
    »Sofern du jeden Abend einen Schrumpftrunk zu dir nimmst«, rief Kendra ihm ins Gedächtnis.
    »Ach, ja.«
    Der Tunnel war jetzt nicht mehr rund, sondern eckig, die Wände nicht mehr aus Erde, sondern aus Stein. Es roch auch nicht mehr nach Erde, und es wurde feuchter. »Ich denke, wir nähern uns dem Kerker«, sagte Kendra.
    »Gut, ich habe die Dunkelheit ziemlich satt«, erwiderte Seth.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es im Kerker heller sein wird«, bemerkte Kendra.
    »Vielleicht finden wir ja einen Lichtschalter«, meinte Seth.

    »Wir werden sehen.«
    Der Flur endete an einer kunstvoll gravierten Messingtür. »Ich glaube, wir sind da«, verkündete Kendra. Sie drückte die Klinke herunter, die Tür schwang auf und gab den Blick auf einen Raum frei, der von flackerndem Feuerschein erhellt wurde. Die Lichtquelle selbst blieb vor ihren Augen verborgen.
    »Ich kann wieder was sehen«, flüsterte Seth aufgeregt.
    »Ich denke, wir müssten es an den Barrieren vorbei geschafft haben«, stellte Kendra fest.
    Seth schob sich an ihr vorbei und betrat den Raum. Wände und Boden bestanden aus mit Mörtel zusammengefügten Steinquadern. Seth schaute nach links. »He, das ist der Raum, in dem sie die …«
    Plötzlich packte ihn eine riesige ädrige Hand. Der Handschuh, den er bei sich trug, fiel zu Boden, während Seth aus Kendras Blickfeld verschwand.
    »Seth!«, rief Kendra. Eine zweite Hand schoss durch die Tür in den Tunnel. Kendra versuchte noch, den tastenden Fingern auszuweichen, aber die geschickte Hand packte sie ohne Mühe.
    Die Hand zog Kendra aus dem Tunnel und hob sie hoch in die Luft. So klein, wie sie jetzt war, sah der Raum riesig aus. Als sie den großen Kessel entdeckte, der über dem Feuer blubberte, wurde ihr klar, dass dies der Raum war, in dem die Goblins den Brei für die Gefangenen zubereiteten. Im zuckenden Feuerschein erkannte Kendra den Goblin, der sie gefangen hatte. Es war Slaggo.
    »Voorsh, ich habe da ein paar Streuner gefunden, mit denen wir die Pampe süßen könnten«, knurrte Slaggo mit seiner kehligen Stimme.
    »Bist du bescheuert?«, höhnte Voorsh. »Wir dürfen keine Wichtel fangen.« Er saß auf einem Tisch in der Ecke und
bohrte mit einem Messer zwischen seinen Zähnen herum.
    »Das weiß ich, du Trottel«, meckerte Slaggo. »Das sind keine Wichtel. Riech mal.«
    Kendra versuchte, die Finger, die sie umklammert hielten, auseinanderzudrücken. Es hatte keinen Sinn; sie waren dicker als ihre Beine und mit Schwielen bedeckt, die so hart waren wie Stein. Slaggo hielt Kendra unter Voorshs Nase. Mit bebenden Nüstern schnupperte er ein paarmal.
    »Riecht wie Menschen«, bemerkte Voorsh. »Der Geruch kommt mir irgendwie bekannt …«
    »Wir sind Kendra und Seth«, rief Kendra mit ihrer Quiekstimme. »Unsere Großeltern sind die Verwalter von Fabelheim.«
    »Es spricht Koblisch«, sagte Slaggo erstaunt.
    »Sie denkt, sie ist ein Goblin«, kicherte Voorsh.
    »Ihr müsst uns helfen!«, rief Kendra.
    »Immer mit der Ruhe«, entgegnete Slaggo. »Du bist nicht in der Position, Befehle zu erteilen. Ich erinnere mich an die beiden. Ruth hat vor nicht allzu langer Zeit mit ihnen eine Führung hier unten gemacht.«
    »Recht hast du«, stimmte Voorsh zu. »Und wenn man bedenkt, wie die Dinge sich verändert haben …«
    »Was soll das heißen, wie die Dinge sich verändert haben?« , brüllte Kendra.
    »Er meint, wo eure Großeltern jetzt Gefangene in ihrem eigenen Kerker

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