Die Gesichter der Zukunft
Ungetüm. Sein sackförmiger Körper hatte die Größe eines ansehnlichen Kürbisses, und seine acht Tentakel spannten gut und gern sieben Meter.
Eine Gestalt in einem unförmigen Druckanzug kam aus der Luftschleuse des Kuppelhauses, und Grant bewirkte mit einem Hebeldruck, daß der rechte Arm seines Anzugs zum Gruß erhoben wurde. Der Arm des anderen Anzugs erwiderte den Gruß, und die beiden Männer marschierten wie ungefüge Roboter aufeinander zu.
Der Oktopus schoß vorwärts und warf sich auf den anderen Anzug. Eine geübte Armbewegung wehrte ihn ab; Stahlfinger schlossen sich um einen Tentakel, und der Anzug marschierte weiter, den sich windenden Kraken an einem seiner acht Fangarme mitziehend.
»Hallo, Fremder«, sagte der Mann in dem anderen Anzug. »Freut mich, daß du hergefunden hast.«
»Und ich freue mich, dich zu sehen, Freund«, sagte Grant in seinen Sender. »Ich dachte schon, ich hätte den Weg verfehlt und würde mit meinem Vehikel über den Rand in den Graben fahren. Mein Name ist Grant Nagle, und ich suche einen, der Gus heißt. Vielleicht bist du es.«
»Der bin ich«, sagte der andere. »Butch hat dich angesprungen, wie?«
»Butch?« fragte Grant verwirrt.
»Klar, Butch. Butch ist mein Krake. Ich habe ihn aufgezogen. Zuerst war er kleiner als meine Hand, und ich hatte ihn in einem Aquarium. Dann pflegte er mit mir im Haus herumzusitzen, bis er zu groß wurde und ich ihn aussperren mußte. Er versucht immer noch, zu mir ’reinzuschlüpfen, wenn ich nicht achtgebe.«
Butch hockte abseits, den Fangarm schlaff in der Stahlhand seines Herrn. Seine großen Augen schienen im trüben Blaugrau des Wassers zu leuchten.
»Manchmal«, fuhr der alte Gus fort, »wird er übermütig, und ich muß ihn zurechtstutzen. Aber er ist trotzdem ein gutes und anhängliches Tier.«
»Du meinst«, sagte Grant in gelindem Entsetzen, »du hältst das Ding als eine Art Schoßhund.«
»Klar, warum nicht?« erklärte Gus. »Keine Gefahr, solange er nicht direkt an dich ’rankommt. Ein anderer Bursche, der ein Stück westlich von hier wohnt, hatte auch einen, und er machte ständig Propaganda, daß sein Krake alles erledigen könne, das schwimmt, also nahm ich Butch und besuchte ihn. Das war ein Kampf, kann ich dir sagen, wirklich sehenswert. Aber für Butch war dieser andere Oktopus kein Problem. Er war innerhalb einer Viertelstunde mit ihm fertig, und dann wollte er den Kadaver nicht mehr hergeben. Schleppte ihn noch tagelang ’rum und nahm seine Mahlzeiten davon.«
»Scheint ein harter Zeitgenosse zu sein«, sagte Grant.
»Butch«, sagte der, alte Gus, »kann richtig gemein sein, wenn er will.«
Gus erzählte, während er den Kaffee braute. »Dann und wann fühlt man sich hier unten schon einsam und freut sich über ein wenig Gesellschaft, selbst wenn es nur ein Ding wie Butch ist. Haie, zum Beispiel, können richtig freundlich und anhänglich sein, wenn sie dich länger kennen, aber sie taugen nicht als Haustiere. Sie wandern zuviel. Du weißt nie, wo sie sind. Aber Kraken sind häuslich. Butch wohnt dort oben in den Klippen, und wenn er mich sieht, kommt er jedesmal gehüpft.«
»Wie lange wohnst du schon hier?« fragte Grant.
»Erst vier oder fünf Jahre«, sagte Gus. »Früher wohnte ich oben in hundert Metern Tiefe, aber für einen Prospektor ist es hier unten lohnender. Und es gefällt mir besser. Alles in allem lebe ich seit bald vierzig Jahren auf dem Grund. Als ich letztes Mal oben an der Oberfläche war, hatte ich furchtbare Kopfschmerzen. Zu viele helle Farben, und dann diese blendende Sonne und die Hitze. Nichts für mich. Hier unten hast du nur blau, grau und violett. Es ist beruhigend.«
Der verlockende Duft von Kaffee erfüllte den Raum. Die Elektrolyseanlage murmelte im Hintergrund. Butch kauerte betrübt vor dem Kuppelhaus.
»Ist diese Kuppel von Snider-Quarz?« fragte Grant.
»Ja«, sagte Gus. »Ein bißchen klein, dafür teurer, he, he. Kostete mich zwei Jahreseinkommen, und dann mußte ich noch den Transport hierher bezahlen. Dachte, meine alte Badewanne würde es noch tun, aber es war zu riskant.«
»Wie ich hörte, sollen die Kuppeln von Snider nicht allzu gut halten«, sagte Grant. »Es heißt, daß das Quarzglas unter Druck bricht. Vielleicht ist was mit der Konstruktion nicht in Ordnung. Was meinst du?«
Der alte Mann nahm den Kaffeetopf vom Kocher und füllte zwei Tassen.
»Es hat viele Zusammenbrüche gegeben«, sagte Gus nach einer Weile bedächtig, »aber ich hatte
Weitere Kostenlose Bücher