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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hat sie nicht auf der Frachtliste stehen; wir hatten vereinbart, dass er sie mir ungesehen übergibt.»
    «Warum?»
    Luzia hob etwas verlegen die Schultern. «Ich wollte einfach sehen, ob ich es auch allein kann – ohne Martins Geld, ohne seine Anleitung. Und Duftessenzen oder auch Sandelholz boten sich einfach an. Konrad hat mir während des Jahrmarktes viel darüber erzählt; das hat mich fasziniert. Ich hatte die Bestellung beinahe vergessen in all der Aufregung. Erst als ich Albrecht heute in der Kirche traf und mir klarwurde, dass er hinter allem steckt, habe ich mich wieder daran erinnert.»
    «Wer ist Albrecht?»
    Luzia holte tief Luft und berichtete in kurzen Worten, was sich am heutigen Tag ereignet und welche Schlüsse sie daraus gezogen hatte.
    Augusta hörte ihr mit wachsendem Entsetzen zu. «Und Ihr seid ganz sicher?», fragte sie, nachdem Luzia ihren Bericht beendet hatte.
    «So sicher, wie man nur sein kann.»
    «Aber was, wenn dieser Albrecht die Waren von der
Ludwina
einem Fremden verkauft hat?»
    «Das glaube ich nicht. Warum sollte er das tun? Thal handelt ebenfalls mit Spezereien, niemand wird es seltsam finden, wenn er etwas davon verkauft. Und er hat es ja schon getan. Er hat Boos das Auripigment und den Alaun abgegeben.»
    «Glaubt Ihr wirklich, er ist so unvorsichtig?»
    Luzia schüttelte den Kopf. «Nicht unvorsichtig. Vielmehr ist er sich zu sicher. Er glaubt, er hätte das Spiel bereits gewonnen.»
    «Ihr nennt das ein Spiel?» Empört funkelte Augusta sie an.
    «Nicht ich nenne es so; er oder auch Albrecht scheint es so zu sehen.»
    «Und wenn Sie Eure Öle oder das Sandelholz längst gefunden haben?»
    «Das glaube ich nicht. Sie wissen ja nicht einmal davon. Ich vermute, der Kapitän hat die Phiolen und das Sandelholz irgendwo in der Ladung versteckt. Sobald Loerbek in Koblenz eintrifft, können wir ihn dazu befragen.»
    «Ihr seid sehr zuversichtlich», stellte Augusta überrascht fest.
    Luzia verschränkte die Hände ineinander. «Es ist unsere einzige Möglichkeit, Martins Unschuld zu beweisen.»
    «Ihr habt Euer Wort gehalten.»
    «Mein Wort?» Fragend hob Luzia den Blick.
    «Martin nicht im Stich zu lassen, auch wenn ich Euch nicht hierhaben will.»
    Luzia schwieg, spürte aber, wie sich eine leichte Röte in ihre Wangen schlich. Augusta sah sie mit einem unergründlichen Ausdruck an und trat auf sie zu. Einen langen Moment standen sie einander schweigend gegenüber.
    Unvermittelt streckte Augusta die Arme aus und zog Luzia an sich, umarmte sie gar. «Kind, es tut mir so leid», sagte sie mit gepresster Stimme und blickte nach unten. «Ich wollte nicht … habe nicht geglaubt …» Sie hob den Kopf und schaute Luzia in die Augen. «Ich wusste nicht, dass du Martin liebst.» Sie schüttelte den Kopf. «Nein, ich wollte es nicht wissen … konnte es nicht glauben … Nicht nach all dem Leid, dass er erdulden musste.» Sie schluchzte leise auf. «Ich habe alles falsch gemacht, nicht wahr? Du musst mir glauben, Kind, dass ich nicht … Ich bin nicht so eine Art von Mutter … oder Schwiegermutter. Ich würde niemals … O Luzia, bitte sag mir, dass du mich nicht hasst.»
    «Schwiegermutter?» Luzias Stimme schwankte, ihr Herz begann schon wieder zu rasen.
    Augusta kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und musterte sie mit einer Mischung aus Überraschung und Erheiterung. «Kind, du brauchst mir nichts vorzumachen. Martin hat seine Wahl doch längst getroffen. Und du …» Nachdenklich betrachtete sie Luzia; auf ihren Lippen formte sich ein Lächeln. «Du wusstest es selbst nicht, nicht wahr?»
    Zögernd blickte Luzia zu der Frau auf, die nun ihre Hände fest umfasst hielt. «Ich habe kein Recht dazu. Ihr habt selbst gesagt, dass ich seiner nicht würdig bin.»
    «O Gott, Luzia, wiederhole nicht, was ich gesagt habe!», rief Augusta erschüttert. «Liebe fragt nicht nach Recht und Pflicht. Und überhaupt – du hast dir doch wirklich jedes Recht dazu erworben. Wenn ich nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, darauf zu warten, dass du dich von ihm abwendest oder – schlimmer noch – ihn trotz deiner Abneigung zu verführen versuchst, hätte ich das längst erkennen müssen. Ich bewundere dich, Luzia. Das habe ich von Anfang an. Ich sagte mir, du seiest voll von unangebrachtem Stolz.» Verzagt schüttelte sie den Kopf. «Aber du darfst stolz sein. Du hast erreicht, was nur sehr wenigen Menschen jemals möglich sein wird. Das … das ist es, was mich von Beginn an

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