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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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haben. Normalerweise gehorchen sie aufs Wort.»
    Luzia schmunzelte, weil der Gaukler sie nicht erkannt hatte. «Schon gut, Siegbert. Sie haben sich wahrscheinlich einfach an mich erinnert und wollten mich begrüßen.»
    Siegberts Kopf ruckte hoch. «Ihr kennt meinen … Heilige Maria!» Er bekreuzigte sich. «Luzia, bist du das?»
    «Ich bin es. Guten Tag, Siegbert.» Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Er starrte sie so verdattert an, dass sie lachen musste. Spontan umarmte sie ihn. «Wie geht es dir? Ich freue mich so, dich zu sehen!»
    Verlegen und etwas unbeholfen erwiderte er ihre Umarmung, dann trat er zurück und musterte sie eingehend. «Meine Güte, Luzia, ich hätte dich fast nicht erkannt. Du siehst so … wohlhabend aus. Wie eine reiche Bürgerin. Was tust du hier in Koblenz?» Er drehte sich zu seinem Bruder um, der sich inzwischen um die Hunde kümmerte. «Friedbert, komm her und sieh dir an, wer uns besucht!»
    Friedbert kam neugierig näher. «Bei allen Heiligen!», rief er. «Ist das etwa Luzia aus Kempenich?»
    «Wie sie leibt und lebt», bestätigte Siegbert. «Sieh sie dir nur an! Sie muss weit gekommen sein in der Welt. Bist du noch immer die Magd von Fräulein Elisabeth?»
    Luzia nickte. «Die Leibmagd der Gräfin Elisabeth von Manten, um genau zu sein.»
    «Ist nicht möglich!» Friedbert umarmte sie ebenfalls. «Das edle Fräulein hat Johann von Manten geheiratet? Ich dachte, die beiden konnten einander nicht ausstehen.»
    Luzia lachte wieder. «Sie führen eine sehr glückliche Ehe.»
    «Verrückt ist das», sagte Siegbert. «Und wie kommst du nun nach Koblenz? Besucht ihr den Jahrmarkt?»
    «Nicht ganz. Graf Johann hat ein Haus in der Stadt gekauft, dort wohnen wir jetzt. Und ich …» Sie zögerte kurz, entschied sich dann aber, den alten Freunden alles zu erzählen. «Ich helfe derzeit dem Kaufmann Martin Wied dabei, seinen Gewürzstand auf dem Florinshof zu führen.»
    «Du tust was?», riefen die Zwillinge wie im Chor. Die beiden starrten sie derart verblüfft an, dass sie lachen musste.
    «Ich verkaufe Gewürze.»
    «Nicht möglich», wiederholte Friedbert. «Wie geht denn so was? Du bist doch … Ich meine … Kannst du denn das überhaupt?»
    «Natürlich kann sie das», antwortete Siegbert. «Luzia ist ein kluges Mädchen, nicht wahr?»
    Luzia schenkte ihm ein fröhliches Lächeln. «Es ist nicht so schwer, wie ihr denkt. Nachdem Frau Elisabeth mir lesen und schreiben beigebracht hat …»
    «Ach du liebe Zeit, das kannst du?»
    «Ja, Siegbert, stell dir vor. Und rechnen auch. Sogar ziemlich gut. Und weil Herr Wied im Moment zu wenige Gehilfen hat, habe ich zugesagt, für ihn den Stand zu führen.»
    «Was es nicht alles gibt.» Bewundernd betrachtete Friedbert sie von Kopf bis Fuß. «Du hast es wirklich zu etwas gebracht, Luzia. Aber sag, wer ist dieser Wied, von dem du gerade gesprochen hast?»
    «Er ist ein Wein- und Gewürzhändler hier aus Koblenz. Vielleicht erinnert ihr euch an ihn. Er war hin und wieder auf Burg Kempenich.»
    «Das ist schon so lange her», sagte Friedbert mit einem bedauernden Kopfschütteln.
    «Warte!», rief Siegbert. «Ist Wied nicht dieser Kaufmann mit den scheußlichen Brandnarben? Der Freund von Johann von Manten, wenn ich mich recht entsinne.»
    «Genau der.» Luzia nickte.
    «Und für den arbeitest du jetzt? Ich dachte immer, du magst ihn nicht.» Siegbert neigte fragend den Kopf zur Seite.
    Luzia biss sich verlegen auf die Unterlippe. «Damals habe ich mich nicht gut mit ihm verstanden. Aber jetzt kenne ich ihn besser. Er ist ein guter Kaufmann.»
    «Du musst es ja wissen.» Siegbert hielt inne und wechselte einen kurzen Blick mit seinem Bruder. «Luzia, die anderen aus der Truppe sind dort drüben im Lager.» Er deutete auf ein Halbrund aus Karren und Wagen nahe dem Flussufer. Hinter einem der Karren stieg eine dünne Rauchsäule empor, dort war offenbar das Lagerfeuer.
    Unschlüssig blickte Luzia dorthin. Ihr Herz begann wieder heftig zu pochen. «Alle? Ich meine, ihr seid alle noch … Ich habe mir solche Sorgen gemacht während der großen Pestilenz.»
    «Uns allen geht es ausgezeichnet», versicherte Siegbert ihr rasch. «Wir haben uns eine Zeit lang von allen Städten und Dörfern ferngehalten, in denen die Krankheit grassierte. Heinrich meinte, das sei am sichersten. Wie wird er sich freuen, dich zu sehen. Und Veit und … Roland natürlich auch», setzte er nach kurzem Zögern hinzu. «Wie wird er erst …» Wieder tauschte er einen kurzen

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