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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Königin Felicianda hatte die Räder ins Rollen gebracht, um ihren eigenen Sohn auf den Thron zu bringen, und sie hatte die Welt um sich herum manipuliert, damit kein Risiko bestünde, ihr eigener Name oder Ruf würden durch das Machtgerangel besudelt.
    Noch während Rani die Wahrheit erkannte, bemerkte sie, dass Bardo noch immer sprach, noch immer die Geschichte des dunklen Kreises offenbarte, dem er sich angeschlossen hatte. »Königin Felicianda war unsere Gründerin. Sie war diejenige, die uns die Bruderschaft brachte, die uns unsere fehlerhafte Art hier in Morenia aufzeigte. In ihrem Land, im fernen Amanthia, gibt es keine Kasten, die Menschen binden. Sie haben nicht einmal einen vererbbaren Königstitel. Die stärksten Männer im ganzen Land kämpfen um den Titel, wenn es so weit ist.«
    »Und das ist besser?« Rani stellte sich die Kämpfe und das Blutvergießen vor – sie hatte die Geschichten der Barden über diesen Kampf gehört.
    Bardo lachte und zauste ihr das Haar. »Natürlich ist das besser. Der beste Mann siegt! Wir werden niemals wieder gezwungen sein, beim Händlerrat um Nahrung zu betteln. Wir werden niemals wieder um einen Hauch von Gerechtigkeit von Kasten beten müssen, die es nicht weniger kümmern könnte, die uns hassen.«
    »Aber was ist, wenn wir nicht die Besten sind?«
    Bardos Lachen erfüllte die Kathedrale. »Nicht die Besten! Solche Zweifel, und das bei einem so jungen Menschen!«
    »Was ist, wenn der König besser ist? Was ist, wenn Tuvashanoran der Beste war?«
    »Du weißt nicht, was du sagst. Der König ist ein alter Mann, Rani. Ich weiß, er war freundlich zu dir, und ich weiß, dass du das Gefühl hast, ihm etwas zu schulden, aber er ist ein böser Mann. Er ist der Grund dafür, dass die übrigen Kasten überleben. Er ist der Grund dafür, dass unser Vater so unglücklich war. Muss ich dich daran erinnern, dass er unsere Familie getötet hat?«
    »Aber das hat er nur getan, weil er dachte, dass wir Tuvashanoran getötet hätten! Der Prinz war seine ganze Hoffnung! Er wäre ein sehr guter König gewesen.«
    »Tuvashanoran hätte das alte Kastensystem sein ganzes Leben lang fortgeführt«, fauchte Bardo. »Er hätte geherrscht, bis er die Kasten und sich selbst und uns alle zu Grunde gerichtet hätte! Tuvashanoran war ein Lügner und ein Betrüger. Er hat sich der Bruderschaft versprochen. Er trug sogar unser Zeichen. Aber er wurde abtrünnig und vergaß unsere Ziele. Er wollte nicht darum wetteifern, uns anzuführen. Er dachte, der Titel ›König‹ gebühre ihm aufgrund seines Geburtsstatus. Als sein Vater beschloss, ihn den Verteidiger des Glaubens zu nennen, vergaß Tuvashanoran alles, was er jemals über die Bruderschaft und über Gleichheit wusste.«
    Allmählich begriff Rani die verdrehte Logik der Bruderschaft. Sie konnte das Muster hinter Bardos Worten erkennen. Sie söhnte sich mit seinen Gedanken und Taten aus. »Also«, begann sie sachte, »könnt ihr das alte System jetzt, wo Tuvashanoran tot ist, ändern. Wenn ihr euren eigenen König auf den Thron bringt, werdet ihr die Bruderschaft erfolgreich an die Macht bringen.«
    »Genau!«, lobte Bardo. »Und das ist der Moment, in dem du ins Spiel kommst. Es ist sehr wichtig, dass die anfängliche Veränderung wie Zufall wirkt. Wir wissen, dass die Menschen noch nicht für die Bruderschaft bereit sind. Die Kasten sind noch zu stark. Wir müssen den richtigen Mann auf den Thron bringen, und dann haben wir ein Leben lang, seine ganze Regentschaft über, Zeit, unsere Macht zu festigen. Wir wissen, dass die Bruderschaft nicht innerhalb eines Jahres die Führung übernehmen wird, oder innerhalb von zwei Jahren, oder vielleicht sogar innerhalb von zehn Jahren, aber wenn der Zeitfaktor für uns arbeitet…«
    »Und der richtige Mann ist…«
    »Bashanorandi«, vollendete Bardo ihren Satz. »Er ist beim Volk beliebt, und seine Mutter hat ihm die Art ihres Volkes beigebracht. Und wenn, in kommenden Jahren, gewisse Aufzeichnungen bekannt werden, die zeigen, dass König Bashanorandi kein wahrer Abkömmling der Linie Jairs ist, wird das Volk zu der Erkenntnis gelangen, dass ihre alten Hierarchien, ihre alten Kasten, vollkommen bedeutungslos sind. Die Bruderschaft wird siegen, ohne dass es ein Menschenleben kostet.«
    »Außer«, korrigierte Rani ihn, »Tuvashanoran, der der König gewesen wäre. Und Halaravilli – er ist der Kronprinz, nicht Bashi.«
    »Und, was das betrifft, König Shanoranvilli selbst«, stimmte Bardo ihr zu. »Aber

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