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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Treppenabsatz hinaus. »Bringt Lady Ranita etwas Wasser«, befahl sie, als einer der mit einem Löwen tätowierten Soldaten auf den Treppenabsatz sprang. »Einen Krug frisches Wasser.«
    Das Unberührbaren-Mädchen wandte sich wieder zu Rani um und ließ die Tür einen Spalt offen, damit die Mädchen hören konnten, wenn der Soldat zurückkehrte. »Dreh dich um. Lass mich diese Bänder öffnen.«
    Rani bewegte sich wie ein erschöpftes Kind. Mair zog die Bänder einen kleinen Moment fester, aber dann löste sich der unerträgliche Druck auf Ranis Rippen, ihrer Taille, ihren Hüften. Sie fühlte sich einen Augenblick leicht wie ein Vogel, und dann begann ihre befreite Haut zu schmerzen. Sie legte die Arme um sich und wiegte sich leicht, als sie einen harten Schritt auf der Treppe hörte.
    »Rasch. Hinter die Vorhänge.« Mair deutete auf das Bett, und Rani kam der Aufforderung nach. Sie ließ den schweren Samt zurückfallen, damit der Wächter sie nicht unbekleidet sähe.
    Als Rani tief einatmete, schwand ihre trunkene Benommenheit allmählich. Sie betastete die Matratze unter sich, klammerte sich fest, um den Schwindel in ihrem Kopf zu beruhigen. Große Klumpen waren über das Bett verstreut, als wäre unter den Leinenlaken ein Kartoffelfeld angelegt worden. Rani bemühte sich, die Tränen zu ignorieren, die in ihre Augenwinkel traten, und erkannte rasch, dass die Klumpen stoffbedeckt waren. Tatsächlich waren es große Tuchknoten. Sie konnte kaum warten, bis sie die Tür sich schließen hörte, bevor sie aus dem Bett sprang.
    »Mair! Was…«
    »Still. Trink.« Mair nahm einen Zinnbecher von einem niedrigen Tisch und zwang Rani einen erfrischenden Schluck auf. »Wir haben nicht viel Zeit. Hör mir zu.« In Mairs Stimme klang wieder der alte Befehlston mit. Rani dachte an die Schar, die das Unberührbaren-Mädchen in den Straßen der Stadt angeführt hatte, die Kinder, die gut gegessen und das Schlimmste überlebt hatten, was die Wache des Königs zu bieten hatte. Rani schluckte ihren Protest zusammen mit dem Wasser hinunter und wurde mit ruhiger werdendem Pulsschlag und einem leichten Rückgang des Weindunstes belohnt. »Wir verlassen den Palast heute Nacht. Wir klettern den Turm hinab.«
    »Das können wir nicht tun! Er muss so hoch sein wie ein Dutzend Männer.«
    »Ich habe für uns eine Leiter gefertigt. Ich habe heute Abend unsere Kleider und unsere Laken zerrissen.«
    »Aber ich kann heute Nacht nicht gehen. Ich bin zu müde.« Rani dachte an Sin Hazar, erinnerte sich, wie seine Lippen über ihre Handfläche streiften. »Es ist zu spät.«
    »Sei keine Närrin!«, zischte Mair. »Natürlich müssen wir gehen, wenn es spät ist. Das ist unsere einzige Hoffnung. Und heute Nacht zu gehen, wenn sie glauben, du hättest genug getrunken, um eine gesamte Garnison auszuschalten, könnte sich sogar zu unserem Vorteil erweisen.«
    »Aber was ist mit deinem Arm? Du kannst mit einem gebrochenen Arm nicht klettern.«
    »Er ist heiler, als ich vorgegeben habe. Ich habe dein Kleid geschnürt, oder?« Darauf konnte Rani nichts erwidern. Sie ließ die Finger behutsam über ihre Taille gleiten. Diese würde am Morgen blaue Flecke aufweisen vom Nareeth. »Dann komm«, brummte Mair. »Ich will dir zeigen, was ich gemacht habe.«
    Rani sah zu, wie Mair vom Bett zurücktrat und den verknoteten Stoff nach und nach hervorzog. Rani staunte, dass so viel Stoff zum Zerreißen verfügbar gewesen war, so viele Laken und Röcke, um sie zu einem Seil zu verknüpfen. »Aber was ist mit dem Schloss? Die Tür wurde heute Nachmittag verschlossen.«
    »Ich habe es geknackt.«
    »Du hast was?«
    Mair suchte zwischen den Kissen herum. Sie brachte einige zerrissene Stoffstücke zum Vorschein, die zu einem goldfarbenen Zopf zusammengenäht waren. Rani erkannte den Haarschmuck, den sie erst heute Nachmittag getragen hatte. Mair drehte die Stoffbänder und enthüllte den langen Metallstreifen, der den kunstvollen Zierrat befestigt hatte. »Ich habe es geknackt. Das war der schwierigste Teil, die Ketten zu verschieben, ohne dass die Wächter es hörten. Aber es ist leichter, ein Schloss zu knacken, als einen Wächter loszuwerden. Darum habe ich Bashi heute Nachmittag so hart bedrängt – damit die Wache vom Dach abgezogen wurde.« Mair ließ die Überreste des Haarschmucks fallen. »Männer vertrauen Eisen und Schlössern zu sehr.«
    Rani konnte kaum mehr tun, als Mair mit offenem Munde anzustarren. »Mair, das ist Wahnsinn! Wir können uns nicht

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