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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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schaden.
    Als Parion in der Audienzhalle eintraf, nahm er die Szene mit raschem Blick auf. Die Handvoll Meister der Gilde standen vorne im Raum, sich von der Mauer aus Öfen abhebend, die einst Jin gedient hatten. Sie unterhielten sich leise miteinander, eindeutig besorgt über diese neue Entwicklung und offensichtlich verwundert über Parions Absicht, die Verräterin in ihre Mitte zu bringen.
    Parion erinnerte sich zurück. Wie viele von ihnen hatten das Mädchen tatsächlich gekannt, als sie ein Lehrling war? Delion nicht. Er stammte ursprünglich aus Brianta, wie auch Framia und Cordio. Yalinta war aus Zarithia gekommen und hatte zwei junge Meister mitgebracht. Die übrigen Gildeleute dieses Ranges waren jedoch Morenianer. Einige hatten ihren Rang bereits erreicht, als die Verräterin unter ihnen tätig war. Sieben waren Gesellen gewesen und hatten sich so den größten Teil der Rache des Königs erspart. Fünf waren jedoch Lehrlinge gewesen, die inzwischen in den Meisterstatus erhoben wurden. Trotz der Hilfsmittel, die sie benutzen mussten, um ihre Arbeiten zu vollenden, der Handprothesen, die sie benutzten, um in ihrem Gewerbe zu funktionieren…
    Dreizehn, die die Verräterin gekannt hatten, und sechs, für die das nicht galt. Dreizehn, die das Mädchen genauso gut töten wie in den Rang einer Meisterin erheben könnten – und dabei hatte er noch nicht die Gesellen mitgezählt, die sich unter einem anderen System abgemüht hatten, die eher mit ihren eigenen Meilensteinen und Markierungen gerungen hatten, als sich darauf zu verlassen, dass irgendeine launische Gauklertruppe ihre Arbeit bestätigte.
    Das wäre ein weiteres Element, das dieses Treffen zu einer Herausforderung machte. Die Verräterin brachte ihren Komplizen mit – den Gaukler, der sein eigenes Glasmalersystem errichtet hatte.
    Parion schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er die richtige Wahl getroffen hatte, die Verräterin hier zu empfangen, öffentlich. In Wahrheit hatte er keine Wahl. Die Gilde war wegen ihrer Ankunft bereits in Aufruhr. Die zwanzig Gesellen hatten ihm am Vortag einen formellen Brief geschickt, in dem sie sich darüber beklagten, dass er in Erwägung zog, die Verräterin in den Meisterstand zu erheben. Vermutlich hatte Larinda das initiiert. Sie hatte eine Art, andere dazu zu bringen, ihrem Willen zu folgen. Die Gesellen hatten jedoch Recht. Die Verräterin beanspruchte einen Status, der nie offiziell von der Gilde bestätigt wurde.
    Bis auf acht Gesellen waren alle morenianische Lehrlinge gewesen. Bis auf acht arbeiteten sie alle ohne Daumen.
    Parions rasche Zählung zeigte ihm, dass auch die Mehrheit seiner Lehrlinge anwesend war – fast drei Dutzend von ihnen. Sie kauerten am entgegengesetzten Ende der Halle, wollten die großen Ereignisse ihrer Gilde eifrig bezeugen, befürchteten aber, zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Für einen Lehrling bedeutete Aufmerksamkeit Verpflichtungen. Pflichten. Von der übrigen Gilde übertragene Arbeiten. Parion konnte sich an die Zeit erinnern, als er selbst als Lehrling gedient hatte – vor langer Zeit, in glücklicheren Tagen. Zu einer Zeit, in der die Gilde nicht mit religiösen Fanatikern verhandeln musste, nicht an jeder Wegbiegung Priester entlohnen musste. Zeiten, in denen sie sich nicht mit Verrätern abgeben musste…
    Nun, die Gilde musste sich nicht mit dieser Verräterin abgeben. Er musste es. Parion allein. Er war der Gildemeister, er hatte den Brief im Namen der Gefolgschaft geschrieben, und er hatte diese Konfrontation herbeigeführt.
    Als müsse er sich an die Gründe hinter seiner Entscheidung erinnern, betrachtete er erneut die Gesellen und die Meister, welche die neuen liantinischen Handprothesen trugen. Jeder verletzte Glasmaler war mit dem Mechanismus ausgestattet worden. Jeder besaß nun das neueste Hilfsmittel, um die Last eines verstümmelten Handwerkers zu erleichtern. Die Gefolgschaft hatte sich letztendlich wahrhaft verhalten – sie hatten anscheinend nur lange genug gewartet, um sicher zu sein, dass Parion seinen Brief abgeschickt hatte, und dann hatten sie die Handprothesen freigegeben.
    Es war jedoch nicht das einzige Interesse der Gefolgschaft an der Gilde. Parion schaute in die schattigen Nischen der Halle, in die Ecken, wo einst Türen gewesen waren, Durchgänge zu dunklen Vorratskammern, die Jins Bäckereien gespeist hatten. Als er blinzelte, konnte er zwei schattenhafte Gestalten ausmachen, die in der Dunkelheit drohten, durch – ihre

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