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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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ein wirbelndes Etwas dicht über dem Boden, das aussah wie ein Strudel aus Elektrizität, wie ein Schwarm aus Myriaden winziger, leuchtender Feen, die schneller, als das menschliche Auge sehen konnte, an etwas arbeiteten, etwas zusammenbauten, das im Innern der glühenden Wolke verborgen war.
    Auf einmal scheute sich Elinn, näher heranzugehen. Das war ihr noch nie so gegangen. Früher war sie dem Leuchten bedenkenlos gefolgt, diesem sanften, allumfassenden, bläulich glimmenden Licht. Und dass es im Lautsprechersystem ihres Helms knatterte, elektrische Störgeräusche wie von tausend Maschinen in vollem Betrieb, hatte sie auch noch nie erlebt. Es machte ihr beinahe Angst.
    Sie verharrte. Widerstand dem Sog des Lichts. Starrte nur auf diese kochende, tobende, wirbelnde Wolke, die sich immer dichter zusammenzog und dabei hell aufglühte, bis es in den Augen wehtat und das Prasseln im Helm zu einem gellenden Schrei wurde.
    Dann, von einem Augenblick zum anderen, war es vorbei.
    Ein paar Minuten lang sah die Welt ringsum dunkel und trübe aus und Elinn musste mit den Augen blinzeln. Am liebsten hätte sie sie gerieben, aber das ging natürlich nicht mit dem Raumhelm. Es dauerte, bis sie sich wieder an das normale Licht gewöhnt hatte.
    Es wunderte sie nicht, ein flaches dunkles Etwas an der Stelle zu entdecken, an der das wirbelnde Licht gewesen war. Es war ein glänzender Stein, etwa so groß wie ein Handteller. Sie hob ihn auf und betrachtete ihn.
    Und musste noch einmal blinzeln, diesmal, weil sie nicht glauben konnte, was sie sah.
    Doch so unerwartet es war, es verschwand nicht.

16
    Abstieg in die Valles Marineris
    Am Dienstagmorgen, in aller Frühe, begann ein neuer Abschnitt der Expedition. Daran hatte Dr. Spencer keinen Zweifel gelassen.
    Noch am Vorabend hatten sie das Candor Chasma erreicht und ihr Lager in Sichtweite der Abrisskante aufgeschlagen, von der aus es hinabging in diesen östlichen Ausläufer der Valles Marineris. Heute sollte der Abstieg stattfinden. Um nicht in Zeitdruck zu geraten, hatte der Expeditionsleiter sie früh zu Bett geschickt und den Wecker so gestellt, dass sie einsatzbereit waren, kaum dass die Sonne am Himmel stand.
    Langsam, fast im Schritttempo, rollten die beiden Fahrzeuge auf die Felskante zu. Je näher sie ihr kamen, desto weiter öffnete sich der Blick hinab, auf ein Panorama, das einfach gewaltig war.
    »Wahnsinn«, hörte Carl jemanden ehrfürchtig flüstern.
    Eine schroffe, zerklüftete Tiefebene lag vor ihnen, deren Boden noch unter milchigem Dunst verborgen lag. Die Abhänge, die man sah, waren steil und zerrissen oder aber von hügeligen, staubartigen Rutschungen bedeckt. Der Blick verlor sich zwischen schrundigen Abgründen und jähen Felsvorsprüngen, rötlichgrau schimmernden Hügeln und nadelspitzen Felsen, und es überstieg alle Vorstellungskraft, sich auszumalen, was für Gewalten Derartiges hervorgebracht haben mochten.
    »Spencer an Wagen 2, kommen«, sagte der Expeditionsleiter in die Sprechanlage.
    »Wagen 2, Akira. Wir sind ganz Ohr.«
    »Haben Sie das erste Etappenziel ausgemacht?«
    »Der Felsvorsprung auf elf Uhr, in etwa trapezförmig, hundert Meter unter uns?«
    »Genau. Wir fahren jetzt bis auf fünfzig Meter an die Abrisskante heran, dann beginnen wir mit der Sicherung.«
    »Alles klar.«
    Sie hatten die Vorgehensweise am Vorabend anhand der Satellitenbilder eingehend besprochen. Der Abstieg hinab auf den Grund der Valles Marineris war alles andere als ein Spaziergang. Auf der Erde, hatte Dr. Spencer ihnen erklärt, hätte das, was sie vor sich hatten, einer Fahrt von den höchsten Ebenen des Himalaja-Gebirges bis hinunter auf Meereshöhe entsprochen – und das innerhalb eines einzigen Tages, denn sie taten gut daran, vor Sonnenuntergang unten anzukommen.
    »Zu unseren Gunsten sprechen die geringere Schwerkraft und die Detailliertheit der neuen Satellitenaufnahmen.«
    Die hatte Carl bei dieser Gelegenheit auch endlich einmal zu Gesicht bekommen. Man sah darauf nicht nur die Valles Marineris in erstaunlicher Klarheit, sondern außerdem das Geflecht der »Mäusegänge«, die Anlass ihrer Expedition waren. Ausgehend von dem geheimnisvollen Punkt im Eos Chasma, zogen sich dünne Linien – in zartem Violett, um zu verdeutlichen, dass es sich um Formationen unterhalb der Oberfläche handelte – in die verschiedensten Richtungen. Carl fand drei Linien, die parallel nebeneinander direkt auf den Olympus Mons zuliefen, an der Kante des Ophir Chasma endeten

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