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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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entgegengefahren.« Er seufzte. »Wobei es dazu im Fall der Cydonia-Expedition ja leider nicht mehr gekommen ist.«
    Carl nickte. Bis auf den heutigen Tag hatte man nie klären können, was damals eigentlich genau passiert war. Es war ein Rätsel, das immer noch schmerzte. Er konnte nur zu gut verstehen, dass Mutter Angst um ihn gehabt hatte. Der Mars war ihre Heimat, aber eben auch ein großer, geheimnisvoller, gefährlicher Planet.
    Montagnachmittags war es immer still in der Siedlung. Nach dem Fest auf der Plaza lief alles etwas ruhiger. Die Marssiedler fielen nur langsam wieder in ihren gewohnten Trott. Heute jedoch, fand Elinn, war es besonders still. Mutter hatte lange geschlafen und beim Frühstück nur davon geredet, wie froh und erleichtert sie war, dass die neuen Wohnungen endlich alle fertig waren, »und zwar fix und fertig, bis auf den letzten Tropfen Farbe«, wie sie sich ausgedrückt hatte. Dann hatte sie beschlossen heute mal einen Tag freizunehmen und war ins Wohnzimmer gegangen, um Musik zu hören. Dabei war sie wieder eingeschlafen.
    Es schien ganz so, als ob sie die Pause dringend brauchte. Als Elinn sich dazu entschied, ein wenig rauszugehen, brachte sie es nicht über sich, Mutter zu stören, wie sie dalag, den Kopf im Kissen vergraben, sodass nur die Haare herausschauten, die so rostrot und unzähmbar aussahen wie ihre eigenen.
    Mutter würde schon merken, dass sie nicht da war. Zur Not konnte sie AI-20 fragen; die Künstliche Intelligenz würde wissen, dass Elinn die Schleuse passiert hatte.
    Der Fahrstuhl zur Station jammerte leise. Auch im Schleusenvorraum war es still. Niemand sonst schien draußen zu sein; die Ladestationen waren alle belegt und die Anzüge sämtlich auf Grün.
    Elinn zog ihren Raumanzug bedächtig an. Er zwickte in letzter Zeit ein wenig, saß auch etwas stramm – sicher brauchte sie demnächst einen neuen, größeren. Mister Manning, der für die Raumanzüge zuständig war, würde wieder murren und seufzen und die buschigen Augenbrauen furchen; sie sah ihn förmlich vor sich.
    Nachdem sie den Helm aufgesetzt hatte, saß sie eine Weile auf der Sitzbank und starrte ins Leere. Carl fehlte ihr. So lange war er noch nie fort gewesen; es war total ungewohnt. Total. Es machte ihr ein regelrecht hohles Gefühl.
    Sie stand auf und ging zur Schleuse. Sie würde hinausgehen, irgendwohin, wo sie den Mars spüren konnte. Sie würde sich auf einen ihrer Lieblingsfelsen setzen und nachdenken. Oder auch einfach nur ins Leere schauen.
    Doch schon während sie draußen über den staubigen, zerfurchten Vorplatz ging, spürte sie ein Kribbeln, eine Vorahnung, ein elektrisierendes Gefühl, dass enorme Ereignisse bevorstanden, und es war so stark wie schon lange nicht mehr.
    Jurij Glenkow schlief noch, als sein Kommunikator klingelte. Er trank gerne einen zu viel auf den sonntäglichen Festen und befand sich noch tief im Land der Träume. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war.
    Dann hatte seine tastende Hand das Gerät gefunden. »Ja, Glenkow?«, hörte er sich brabbeln. Ktschjortu , das klang aber noch schlaftrunken!
    »Hier spricht AI-20«, vernahm er die unwandelbar gleichmütige Stimme der Künstlichen Intelligenz. »Sie wollten umgehend informiert werden, wenn es zu einem neuen Spannungsabfall in der Südleitung kommt.«
    Schlagartig war Glenkow hellwach. »Ja?«
    »Das von Ihnen installierte Überwachungssystem registriert seit dreiundfünfzig Sekunden einen Spannungsabfall zwischen den Messpunkten 600 und 700.«
    Das Leuchten ! Endlich wieder einmal. Sie meldeten sich wieder, die unsichtbaren Bewohner des Mars, nahmen wieder Kontakt mit ihr auf, wie sie es immer getan hatten. Endlich! Elinn schritt aus, ging schneller, folgte dem Leuchten , das vor ihr aufstieg, die Landschaft verhüllte wie Nebel, dem fremden Licht, das sie rief und lockte mit einem unhörbaren Ruf. Ihr Herz schlug heftig, ein Jauchzen erfüllte ihre Brust.
    Es drang hinter einer Gruppe größerer Felsen hervor, Findlingssteinen, die einst die Vulkane hierher geschleudert hatten. Und ja, es hatte sich verändert im Vergleich zu früher, deutlich sogar. Es war heller. Es war greller. Es wirkte regelrecht nervös, so, als hätten die Unbekannten keine Zeit mehr. Sie musste sich beeilen, musste dem Leuchten so schnell wie möglich folgen.
    Da! Sie bog um den ersten der dunklen, von Sandstürmen rund geschliffenen Felsbrocken und sah zum ersten Mal im Leben das Zentrum des Leuchtens , die Quelle des Lichts. Es war

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