Die Glamour Girls von Chestnut Hall 05 - Herzrasen
aus. »Er . . . wollte mich austricksen.« Ada hat einen Hicks und kämpft mit dem nächsten Schluchzer.
»Er ist sehr bestürzt und hat Sie überall gesucht.« Die Hausdame streichelt Adas Rücken.
Genau! Leiden soll er, wie ein Hund!
Madame Baldour seufzt. »Liebeskummer ist immer terrible .«
Schrecklich ist gar kein Ausdruck! Entsetzlich, katastrophal, unbeschreiblich schmerzhaft. Ada lehnt sich an ihre Schulter und hickst. Endlich jemand, der sie versteht.
Ganz leise beginnt Madame Baldour zu sprechen, wie zu sich selbst. »Amour - irgendwo ist sie immer, zuweilen über lange Zeit gut versteckt - liegt sie wie ein Raubtier auf der Lauer. Nie weiß man, wann sie angeschlichen kommt. Doch wenn sie zuschlägt, dann so heftig, dass der Mensch den Boden unter den Füßen verliert und farbenblind wird.«
Ada schnieft. »Was ist das für ein Gedicht?«
»Ich habe es irgendwo gelesen oder gehört. Je ne sais plus.« Madame Baldour lächelt sie an. »Aber ich finde es sehr schön.«
»Sehr treffend.« Ada bemüht sich, das Hicksen zu unterdrücken. Sie ist mehr als froh, nicht alleine zu sein.
»Was meinen Sie? Lassen wir heute die Welt draußen?« Ada starrt Madame Baldour an, die nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem strengen Hausdrachen gemein hat, den sie seit ihrer Ankunft im Internat abgrundtief hasst. Eins ist sicher: Sehen will sie heute rein gar niemanden mehr. Nur Madame Baldour, deren steinernes Herz scheinbar einen ganz weichen Kern hat.
»Ich bestelle das diner hierher. Und morgen sieht alles schon wieder ganz anders aus«, versucht sie, Ada zu trösten.
Die Auktion! Morgen wollen sie nach Cambridge fahren, schießt es Ada durch den Kopf. Das geht auf gar keinen Fall.
Adas Laune hat sich auch am nächsten Vormittag kein Stück gebessert.
»Sie können nicht immer weglaufen«, schimpft die Hausdame und packt ein paar Kleidungsstücke in Adas Louis-Vuitton- Koffer. »Sie werden sich mit Monsieur Sorento aussprechen und aufhören, bockig zu sein.«
Ada sitzt im Bett und verschränkt die Arme vor der Brust. Nein, niemand kann sie zwingen, auf diese blöde Auktion zu fahren, wenn sie nicht will!
»Sie haben es Mademoiselle Sancour versprochen und Sie werden Ihr Wort halten.« Madame Baldour schließt die Schnallen des Koffers. »Es sei denn, Sie ziehen es vor, am Wochenende den gesamten Unterricht nachzuholen, den Sie verpasst haben.«
Das ist Erpressung!
Es klopft. »Entrez«, ruft Madame Baldour durch die Tür.
Bel linst ins Zimmer. »Ada? Der Limousinenservice ist da. Wir kommen zu spät, wenn du . . .«
»Sie ist gleich so weit.« Madame Baldour reicht Bel den Koffer.
Mist, verdammter. Ada weiß, dass sie am kürzeren Hebel sitzt, solange sie im Einzugsbereich der Hausdame ist. Wortlos verschwindet sie im Bad. Ihr Spiegelbild kann Adas Stimmung auch nicht aufheitern. Die Augenlider sind noch immer geschwollen. Unglücklich pflegt sie ihr ramponiertes Äußeres. Madame Baldour hat jedenfalls einen Orden verdient: Sie ist mit Abstand die beste Trösterin der Welt! Vielleicht hat sie ja auch recht - ist Ärger im Verzug, läuft Ada weg. Das ist schließlich auch das Einfachste. Sie gibt allen anderen die Schuld und damit ist das Problem gelöst.
»Vite, vite!« Madame Baldour klopft ungeduldig an die Badezimmertür. Ada hat es alles andere als eilig, doch dem Druck der Hausdame kann sie sich hier nicht entziehen. Notdürftig geschminkt, mit einem Pferdeschwanz und einem Gesichtsausdruck wie zu einer Beerdigung öffnet sie die Tür.
»Voilá.« Die Hausdame reicht ihr eine große Sonnenbrille.
Ada muss unwillkürlich lächeln. »Merci.«
Madame Baldour begleitet sie zur Tür. »Viel Erfolg!«
Ada schiebt die Sonnenbrille in die Stirn und gibt der überraschten Hausdame ein klitzekleines Küsschen auf die Wange. »Für gestern Abend.«
Langsam geht sie Richtung Aufzug. Soll sich Ada einfach irgendwo verstecken? Natürlich würde sie Bel todunglücklich machen. Und die anderen, insbesondere Josi, hätten ohne Ende Munition gegen Ada.
Verdammt, warum hat sie sich nur so weit aus dem Fenster gelehnt wegen dem blöden Pferdekauf? Ada seufzt. Sie hat wirklich keine Wahl, sie muss nach Cambridge. Und irgendwie hat sie ja auch Mitleid mit Bel, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Pferd.
»Mensch Adaaa! Ich warte seit ’ner Ewigkeit!«, mault das dünne Mädchen, als sie die Stufen des Portals hinuntergeht. »Du bewegst dich ja langsamer als die Kontinentalverschiebung!«
Der
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