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Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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geschäftsmäßiges Aussehen verliehen.
    Er war aufgestanden und schlug jetzt wieder denselben Weg ein, auf dem er die Halle des Hotels betreten hatte. Mit einer freundlichen Entschuldigung benutzte er wieder die zwei Türen des Friseursalons, warf ein unverbindliches „Bis später“ um sich und wanderte in der Fasanenstraße das kurze Stück am Hotelgebäude entlang bis zum Haupteingang zurück. Einer der Pagen in seiner grünen Uniform mit goldenen Litzen öffnete ihm die mittlere der drei Glastüren. Er spazierte direkt auf die Rezeption zu.
    „Für unseren Generaldirektor Klingelhöfer sind zwei Nächte durch ein Fernschreiben reserviert.“
    „Ja, in der sechsten Etage Nummer 605“, erwiderte der junge Angestellte, nachdem er in einer Liste geblättert hatte. Er trug einen gutsitzenden Stresemann mit grauer Weste und eine silberschimmernde Krawatte. „Wir nennen 605 die Bellevue-Suite.“
    „Der Generaldirektor landet um fünfzehn Uhr dreißig. Ich bin sein Sekretär, kann ihn aber leider wegen einer Besprechung in der Wirtschaftsabteilung des Senats nicht persönlich in Tegel abholen. Deshalb würde ich gern einige dringende Akten für ihn auf seinem Schreibtisch bereitlegen.“ Er brachte dabei den eindrucksvollen Stapel seiner schriftlichen Unterlagen ins Blickfeld des freundlichen Hotelangestellten. „Außerdem ist es eine Marotte von Herrn Klingelhöfer, daß er bei seiner Ankunft stets einen Strauß gelber Rosen und gewisse ausländische Zeitungen vorzufinden wünscht.“ Er lächelte ein wenig. „Wegen der Börsenberichte, alles übrige interessiert ihn nicht.“
    „Die gelben Rosen dürfen wir übernehmen“, schlug der junge Mann in dem frisch gebügelten schwarzen Anzug vor und lächelte nun auch seinerseits. Seine Aussprache ließ vermuten, daß er Schweizer war.
    „Sehr freundlich“, erwiderte Herr Bertram. „Dann bleibt mir nur noch der Rest zum Erledigen.“
    „Den Schlüssel zur Bellevue-Suite und ein Page“, rief der junge Mann der Rezeption zur Portiersloge hinüber, und zum vermeintlichen Sekretär des Generaldirektors sagte er: „Der Junge wird Ihnen den Weg zeigen. Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“
    „Besten Dank, wenn Sie an die Blumen denken...“ Der Rosafarbene schickte erneut ein Lächeln durch seine getönten Brillengläser. „Sie kommen aus der Schweiz, wenn ich richtig vermute?“
    „Dabei bilde ich mir ein, daß ich perfekt hochdeutsch spreche.“
    „Tun Sie auch“, unterbrach ihn der Besucher in dem beigefarbenen Seidenanzug. „Aber ich habe jahrelang in Zürich bei einer Bank gearbeitet, und da muß in meinem Ohr noch etwas hängengeblieben sein. Aber es ist lediglich ein gewisser Tonfall, der mich das vermuten ließ.“
    Kurz darauf fuhr Herr Bertram mit einem Hotelpagen im Lift zur sechsten Etage hinauf. Der Junge war für sein Alter ziemlich groß und mußte jedem sofort sympathisch sein, wenn er unter der hellblonden, lockigen und immer verwuschelten Mähne die fröhlichen, blitzblauen Augen sah. Seine Nase war frech und klein.
    „Bitte nach rechts“, sagte der Junge, als sich der Lift öffnete.
    Nach einer kleinen Wanderung durch ein Stück Korridor und über einen weichen Teppich schloß der Page die Tür auf und ließ den Gast an sich vorbei in die Bellevue-Suite eintreten. Er folgte ihm zwei Schritt und blieb stehen. „Soll ich die Vorhänge aufziehen?“ fragte er.
    Im selben Augenblick erschien auch schon ein Zimmermädchen in der Tür, die noch halb offenstand.
    „Ist der Gast schon eingetroffen?“ fragte sie den Pagen, weil der Mann mit der getönten Brille inzwischen das Bad besichtigte und vorübergehend verschwunden war. Als er wieder in den großen Wohnraum zurückkam, grüßte das Zimmermädchen höflich und fragte, ob sie etwas für ihn tun könnte.
    „Ich bin nicht der Gast“, erklärte das Dutzendgesicht. „Herr Generaldirektor Klingelhöfer kommt erst gegen sechzehn Uhr. Aber ich weiß, daß er immer eine besonders leichte Bettdecke wünscht. Aber das hat Zeit, wie gesagt. Besten Dank inzwischen.“
    „Ich werde die Bettdecke nicht vergessen“, versicherte das Zimmermädchen und verschwand.
    Herr Bertram warf noch einen Blick in das anliegende Schlafzimmer und setzte sich dann in dem geräumigen Wohnraum hinter den Schreibtisch.
    „Sehr schön“, bemerkte er und warf jetzt auch einen Blick auf die Sitzecke mit einem größeren Rauchtisch, einer ledernen Couch und drei

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