Die Goblins 01 - Die Goblins
ähnelten übergroßen weißen Raupen. Der hier war zirka fünf Fuß lang, und die meisten seiner runden Segmente waren aufgebläht, wahrscheinlich dank der Überreste von Poraks Patrouille Jedes Segment besaß einen kreisförmigen Mund an der Unterseite und vier schwarze Füße, von denen der Wurm zwei benutzte, um sich Nahrung in den Mund zu schaufeln; mit den beiden anderen hielt er das Gleichgewicht auf dem Boden. Wenn ein Aaswurm zu lang wurde, pflanzte er sich fort, indem er auseinanderbrach, manchmal in bis zu sechs oder sieben kürzere Würmer. In Zeiten der Nahrungsknappheit gingen sie auch aufeinander los, und aus vielen verhungernden Würmern wurde ein einzelner, wohl genährter Aaswurm. Ein eleganter Zyklus und obendrein einer, der die Tunnel sauber hielt.
Aaswürmer waren blind, doch ihr Geruchs- und Gehörsinn waren unheimlich. Sie konnten eine Schlacht von der anderen Seite des Berges aus spüren, und sie ließen niemals auch nur einen Tropfen Blut zurück.
Dieser hier hatte an einem Knochensplitter gemampft, wahrscheinlich dem Stück eines Goblins, das er hierher gezerrt hatte, um sich daran gütlich zu tun. Beim Geräusch der Abenteurerstimmen umklammerte er den Knochen mit den Füßen seines Mittelsegments und hastete in die Dunkelheit davon, wobei er sich wie eine übergroße Raupe bewegte.
»Sie essen sogar die Waffen und die Kleider?«, fragte Barius.
»Die Kleider ja«, antwortete Jig. »Waffen schleppen sie zu ihren Nestern zurück. Sie mögen das Gefühl von Metall.«
»Was ist das?« Riana zeigte auf die dünne Spur einer Flüssigkeit auf dem Boden.
»Wurmpisse«, sagte Jig. Die Elbe rümpfte die Nase. »Sie benutzen sie, um ihren Weg zu markieren. So finden sie immer zurück, indem sie dem Geruch folgen, selbst im Dunkeln.«
Ryslind war der Einzige, den der Wurm nicht anekelte. Seine Augen glühten rot vor Aufregung, und er fuhr sich mit der Zunge über die dünnen Lippen, während er ihm nachstarrte. »Das war eine mittels Magie erschaffene Kreatur. Wie Drachen aus gewöhnlichen Eidechsen geboren wurden, so hat dieser Wurm seinen Ursprung in seinen einfacheren Vettern in der Erde. Das Zepter ist hier.«
Jigs Schultern schmerzten, und das Seil hatte seine Handgelenke schon wund gescheuert. Magisch erschaffene Kreaturen und Ellnoreins Zepter waren ihm egal. Er war hungrig und frustriert, und seine Furcht hatte begonnen, an Ausmaß einzubüßen. Einen solchen Pegel panischer Angst konnte er nur eine bestimmte Zeit lang aufrechterhalten; nach einer Weile trat Ungeduld an ihre Stelle. Sicher, Tod würde ihn früher oder später finden. Aber es schien, als ob Tod sich für den Weg hierher eine Panoramastraße ausgesucht hatte.
Darnak tauchte seinen Federkiel in Tinte. Das Tintenfass hatte er mit Hilfe eines Lederriemens in einem winzigen Tragegestell aus Schnüren am Gurt seines Rucksacks befestigt.
Der Zwerg kritzelte ein paar neue Linien auf sein Pergament – vermutlich trug er die Stelle ein, wo sie den Wurm gefunden hatten. Wozu diese Information allerdings taugen sollte, konnte sich Jig beim besten Willen nicht vorstellen.
Vielleicht ließ Tod ja auch deshalb auf sich warten, weil er beschlossen hatte, unterwegs eine Karte anzufertigen. Wenn das der Fall war, mochte Jig durchaus die Lebenszeit eines Elben bevorstehen.
»Wir wollen uns auf den Weg machen.« Barius zog an Jigs Seil, wodurch er ihn vorwärts zwang und ihm die Schulter verrenkte.
Glücklicherweise trafen sie auf keine Goblins. Möglicherweise hatte der andere Überlebende von Poraks Patrouille es nicht zurück in die Höhle geschafft. Wahrscheinlicher allerdings warteten sie auf sicherem Goblinterritorium und lauschten auf die Klänge der Schlacht. Vielleicht schlossen sie sogar Wetten ab, wie lange die Abenteurer gegen die Hobgoblins durchhalten würden. Jig fragte sich, wen sie wohl am Ende des Kampfes aussenden würden, um Leichen zu zählen. Für diese undankbare Aufgabe wurde häufig er ausgewählt, wobei er sich ein paar Münzen von den Goblins verdiente, die ihre Wetten gewonnen hatten, und von den Verlierern ein paar Schrammen einhandelte. Zur Abwechslung würde sich Jig diesmal stattdessen unter den Leichen befinden.
Sie kamen an der schmalen Spalte vorbei, die zurück zur Goblinhöhle führte. Ein leichter Luftzug trug den Geruch von brutzelndem Fleisch in den Tunnel.
»Was ist dort unten?«, wollte Darnak wissen. »Was ist das für ein entsetzlicher Gestank?«
Jig blickte sehnsüchtig auf den
Weitere Kostenlose Bücher