Die Goblins 01 - Die Goblins
uns gehabt, und es ist Zeit aufzubrechen.« Er warf Jig einen Brocken von etwas Rundem und Braunem in den Schoß, dem ein paar Streifen Trockenfleisch folgten. »Du hast Glück, dass du überhaupt Fleisch kriegst. Seine Majestät hatte dir nur trockenes Brot zugedacht. Er meinte, du könntest dir mit Riana den Wasserschlauch teilen. Werd nicht gierig – ich weiß nicht, wann wir frisches Wasser finden werden, und Erdemacher ist ein viel beschäftigter Gott, der seine Zeit nicht gerne mit Wasserreinigungsmagie verschwendet.«
Jig nickte. Er zerriss das Fleisch mit den Zähnen, und augenblicklich lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal gegessen hatte? Sein Magen protestierte, als hätte er wochenlang keine Nahrung mehr gesehen. Konnte es tatsächlich erst gestern gewesen sein, als er daheim in der Goblinhöhle war und sich mit Schmodderdienst abgeplagt hatte?
Ein paar Sekunden später war das Fleisch verschwunden, und Jig betrachtete argwöhnisch das Brot. Golaka hatte einmal von diesem krustigen Zeug erzählt, aber Jig war ihm noch nie selbst begegnet. Golaka sagte, dass Abenteurer es oft als Bestandteil ihres Proviants mit sich führten, dass es aber für Goblingaumen ungeeignet sei. Bei näherer Betrachtung des Brotes war Jig geneigt, ihr Recht zu geben. Eine dunkelbraune Hülle bedeckte ein helleres Inneres aus trockenem Schaum, der dort zu Tage trat, wo Darnak den Brocken von dem größeren Laib abgerissen hatte. Er berührte es mit der Zungenspitze, doch das Brot hatte keinen Geschmack. Es war wie an Stein zu lecken.
Er versuchte einen kleinen Bissen. Es war auch wie auf Stein zu kauen. Aber die anderen aßen es, und die beiden Streifen Fleisch würden seinen Magen nicht lange bei Laune halten. Jig zuckte die Schulter und ließ die krustige Seite des Brotes auf einen seiner Fangzähne krachen. Rasch riss er es in handliche Brocken, und bald darauf leistete das Brot dem Fleisch in seinem Magen Gesellschaft.
Letzten Endes schmeckte Brot doch nicht wie Stein, entschied Jig. Schmeckte eigentlich überhaupt nicht nach irgendwas. Ihm fiel auf, dass die Menschen eine Art von gelber Schmiere auf ihres aufgetragen hatten. Ob das den Geschmack verbessern sollte oder das Schlucken erleichtern, konnte er allerdings nicht sagen.
»Wasser?« Riana reichte ihm einen aufgeblähten Schlauch und ging wieder weg, ohne ihm in die Augen zu sehen. War sie wütend auf ihn, weil er letzte Nacht nicht weggelaufen war? Oder war sie einfach nur wieder zu ihrem üblichen kühlen Selbst zurückgekehrt?
Nicht, dass es von Belang gewesen wäre. Jig fühlte sich wohler, wenn sie ihn wie einen Gefangenen behandelten oder wenigstens wie einen nicht vertrauenswürdigen Führer. Er war keine Freundlichkeit oder Rücksichtnahme von irgendjemandem gewöhnt und erwartete sie erst recht nicht von Leuten, die ihn gefangen genommen hatten.
Deshalb wusste er nicht, was er sagen sollte, als Riana ein paar Minuten später zurückkam und ihm einen langen, in einer Scheide steckenden Dolch reichte. Jig starrte ihn ungläubig an. »Woher stammt der?«
Sie deutete mit dem Finger den Tunnel hinab. Dort lagen zwei Hobgoblins, das Gesicht nach oben gerichtet, einer über dem anderen. Aus ihrem Nacken ragte jeweils ein schwarz gefiederter Pfeil. Jig schaute zu Ryslind hinüber. »Oh.«
Er begann, das Messer aus der Scheide zu ziehen. Es war eigentlich mehr ein kurzes Schwert. Die Klinge reichte ihm vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen, und sie war schwer. Knauf und Stichblatt waren aus einfachem Messing und das Heft aus nacktem Holz, aber dies war dennoch die großartigste Waffe, die Jig jemals in Händen gehalten hatte. Er schob die Klinge in die Scheide zurück und dann komplett wieder heraus.
»Bist du wahnsinnig?« Barius ragte mit gezogenem Schwert drohend über ihnen auf. »Lass diese Kreatur eine eigene Klinge besitzen, und du wirst diese Klinge bald im Rücken stecken haben!«
»Was ist, wenn wir wieder angegriffen werden?«, hielt ihm Riana entgegen. »Wo wären wir jetzt, wenn Jig nicht das alte Schwert gefunden hätte, als wir in der Hobgoblingrube gesteckt haben?«
»Du willst einem Goblin deine Verteidigung anvertrauen?« Barius schüttelte ungläubig den Kopf, doch sein Schwert blieb auf einer Höhe mit Jigs Kehle. »Ich könnte es verstehen, wenn du dir ein Messer für deine eigene Sicherheit besorgt hättest, aber es diesem blauhäutigen Monster zu überlassen ist absurd.«
Riana spuckte auf
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