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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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schon sein Schicksal dich nicht rührt, dann denke wenigstens an mich. An uns!«
    »Eben weil mir unser aller Wohl am Herzen liegt, muss ich sehen, was sich unter Deck verbirgt«, erwiderte Mythor. Er war nicht bereit, den einmal gefassten Entschluss zu revidieren. Er fuhr fort: »Auf diesem Schiff liegt ein Zauber, in dessen Bann der Verdammte mit seinen Seelenlosen steht. Wenn es im Bauch des Schiffes etwas gibt, von dem diese Schwarze Magie ausgeht, dann kann ich den Zauber vielleicht löschen. Und dann wäre Prinz Nigomir unser Verbündeter. Darum muss ich es wagen, Nyala. Und du musst mir helfen.«
    In der mittleren Koje rührte sich etwas, dann tauchte dort das bärtige Gesicht Herzog Krudes auf. »Tu, was er verlangt, meine Tochter«, sagte Krude von Elvinon mit schwacher Stimme. »Mythor ist ein Mann, der weiß, was er will.«
    Nyala wechselte einen Blick mit ihrem Vater, dann nickte sie. »Also gut. Wenn auch du es sagst, dann werde ich Mythors Willen nachgeben. Aber ich kann mich der Ahnung nicht erwehren, dass dieses Vorhaben nicht zum Besseren führt.«
    Mythor drückte sie dankbar an sich, dann ließ er sie los. »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Nyala verhüllte ihr Gesicht mit einem Stück ihres roten Gewands und verließ mit Mythor die Kajüte. Die Goldene Galeere war immer noch in dichten Nebel gehüllt. Aber das Meer war nun nicht unnatürlich glatt, sondern ziemlich bewegt. Ein rauer Wind wehte. Nyala hielt mit einer Hand den Schleier vor dem Gesicht und schritt langsam und sich mit der anderen Hand an der Bordwand abstützend über Deck.
    Niemand von der seelenlosen Mannschaft schenkte ihr Beachtung. Es waren wieder sieben Mann an Deck, und Mythor mutmaßte, dass dies alle Getreuen waren, die Nigomir noch hatte. Mythor blieb bei den Heckaufbauten und tat, als wolle er den Nebel mit den Blicken durchdringen. Dabei beobachtete er jedoch unablässig die Männer und den Zugang zur Kapitänskajüte. Dort rührte sich nichts; Prinz Nigomir ließ sich nicht blicken.
    Jetzt bewegte sich Mythor langsam auf den abgedeckten Schacht zu, wo zwei Mann Wache standen.
    Als Mythor nur noch vier Schritte von ihnen entfernt war, sah er aus den Augenwinkeln, wie der Wind Nyala den Schleier aus der Hand riss und ihn davon wehte. Kaum war ihr Gesicht unbedeckt, da prallten die Seelenlosen wie geblendet zurück, wandten sich krächzend ab, taumelten davon.
    Mythor war mit drei schnellen Sätzen beim Schacht, hob die beiden Flügelklappen an und kletterte die schmale, senkrechte Leiter in die Tiefe. Er vermerkte sofort mit Unbehagen, dass auch hier unten nichts von den Gerüchen zu merken war, die Laderäume von Schiffen sonst an sich hatten.
    Es war düster, und schon beim ersten Schritt verfing er sich mit einem Bein in einem aufgerollten Tau. Gleich darauf stieß er gegen eine Truhe. Er öffnete sie. Als sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, sah er, dass die Truhe voller Frauenkleider war. Er holte ein Kleid heraus und stellte fest, dass es am Busen zerfetzt war und dunkle Flecken aufwies. Blut? Waren das Karens Kleider?
    Der Laderaum erstreckte sich an dieser Stelle über die ganze Schiffsbreite. An beiden Seiten konnte er die erhöhten Ruderbänke sehen, doch die Aussparungen für die Riemen waren leer. Aber wenigstens fiel etwas Tageslicht durch die Öffnungen .
    Heckwärts stapelten sich Fässer und Kisten. Auf der anderen Seite endete der Laderaum nach drei Schritten. Dort war eine Tür, die vermutlich in die Mannschaftsräume führte. Mythor versuchte sich an ihr, aber sie war so fest, als sei sie mit der Wand verwachsen.
    Er blickte sich um, konnte jedoch nichts entdecken, was ihn an Dämonen oder Zauberei gemahnte. Er kletterte zur Galerie mit den Ruderbänken hoch, konnte jedoch auch hier nichts Ungewöhnliches finden. Und er vermochte auch von hier nicht hinter die Trennwand zu gelangen, hinter der er die Mannschaftsunterkünfte vermutete, denn die Galerie war mit Brettern vernagelt. Auf der anderen Seite war es dasselbe.
    Was für ein seltsames Schiff! Hatte man einst auf der Goldenen Galeere die Rudersklaven eingemauert? Aber das war nicht das, was er wissen wollte. Er suchte nach dem Geheimnis, das der Leib dieses Schiffes barg.
    Nun wandte er sich dem Heck zu, den Stapeln vertäuter Kisten. Auch dort waren die Ruderbänke durch Verschläge abgesondert. Es hätte ihn nicht gewundert, angekettete Skelette vorzufinden. Aber nichts dergleichen, es gab hier unten keine Spuren menschlicher

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