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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Salz?«
    Offenbar hatte er noch nie von dem herrlichen Fettgebackenen gekostet, das Rahels Leute am Schabbes auftischten. Dann durfte Rahel nichts arbeiten, nur der Schabbes-Goj sprang in der Küche herum. Ihre Freundin war die Einzige, der sie ihre Gefühle für Romuald schon anvertraut hatte, als sie sie selbst noch kaum verstand.Aurelia deutete die Gasse hinunter. »Geh.
Frag dort nach der Rahel mit den hellen Augen und sage ihr, ich käme bald vorbei.«
    »Und wenn es zwei mit dem Namen gibt?«
    Sie rollte die Augen. Der Mann war ja neugierig wie ein Schuster. »Keine Sorge. Es gibt nur eine. Geh!«
    Aurelia nahm das Anfachholz am Tragriemen und setzte ihren Weg durch die Schmiedegasse fort. Die Häuser waren alle gut gebaut, jedes zweite sogar an der Straßenseite im Erdgeschoss aus Stein gemauert. Manch eines zeigte buntes Außenwerk über dem Türsturz. Engel, Eicheln, sogar eine grüne Maus fand sich dort eingehauen. In jeder Stadt gab es solch unverständliche Zeichen.
    Die Nachbarsknechte luden gerade eine Fuhre Rüstungen ab. Aurelia ging am Wagen vorbei und bemerkte rostbraune Spritzer auf dem Holz. Rasch wandte sie den Kopf ab. Sie wollte kein Kriegszeug mehr sehen. Die Landsknechte hatten ihr immer Unglück gebracht, egal auf welchen Landstraßen sie ihnen begegnet war.
    Sie setzte schon den Fuß auf die Schwelle ihres Hauses, hielt dann jedoch einen Augenblick inne. Hinter den Gauben über den Dächern der Nachbarn ragte die Spitze des Roten Turmes auf. Die Mainzer Mauern wurden jedes Jahr nach dem Winter erneuert, die Gräben vom Herbstlaub befreit. Die Stadt war sicher, wenige Leute scherten sich um den ewigen Streit der Fürsten draußen im Land. In der Stadt galten jene etwas, die mit Handel oder einem ehrbaren Handwerk reich wurden. Hier baute man schöne Häuser und trug teuren Stoff mit Perlenbesatz zur Schau.
    Friede durchströmte Aurelia, als sie die gelben Vögel im Käfig oben vor dem Fenster ihrer Kammer zwitschern hörte. Vater hatte so Recht gehabt, als er das Wandern aufgeben wollte. Schon im dritten Jahr lebten sie im gleichen Haus, und Aurelia empfand es als eine Wohltat. Die gleiche Magd, die
gleichen Händler auf dem Markt, endlich lernte sie die Menschen nicht nur flüchtig kennen.
    Sie griff zum Riegel der schweren Tür. Mochten die Frauen übel reden, doch sie entschieden nichts. Durch Romuald war sie mit der mächtigsten Zunft verbunden, und Vater bekam dann sicher bald Bürgerrecht in Mainz verliehen. Dann brauchten sie keine Vertreibung mehr zu fürchten, zumal Vater viele der Schreiber und Mönche kannte, die die alten Schriften verstanden. Mit einem Lächeln betrat sie das Haus.
    »Hier riecht es ja nach Gans!« Es sollte doch Huhn geben. »Hat mein Vater das befohlen?«
    Am Herd richtete sich die zahnlose Bele auf, dabei hielt sie sich das Kreuz. »Er braucht frisches Fett, sagt er.«
    Ausgelassenes Gänseschmalz verwendete er nur für Salben. Sie hatten doch alle Aufträge abgearbeitet, hatten sie eine Bestellung vergessen? »Ist er in der Werkstatt?«
    »Herausgekommen ist er noch nicht, er hat nur gerufen«, sagte die Magd.
    »Nimm das Holz und schichte es unter der Herdmauerung ein.« Aurelia ließ das Bündel auf den Dielenboden fallen. Die Stiege nach oben war frisch gefegt. Wenigstens tat Bele, was man sie hieß, wenn auch langsam.
    »Decke nachher oben in der Stube den Tisch«, trug Aurelia ihr noch auf. Gänsebraten war nicht schlecht. Zumal Bele schon den Weizenbrei angesetzt hatte und auf ihren Knien frischen Lauch auf einem Brett schnitt.
    Sie hörte oben im Haus Frauen lachen. »Die Wäscherinnen sind also schon zurückgekommen.« Aus Neugier wahrscheinlich, wie es im Hause des Goldmachers zuging.
    Bele nickte und zeigte zum Herd. »Sie haben schon Glut für die Bügeleisen geholt.«
    Aurelia nahm die Haube vom Kopf, die Haut darunter juckte. Im Haus war alles anbefohlen. Sie würde nach ihrem
Vater sehen. Frisches Gänsefett roch anders. Aurelia schmunzelte. Wenn sie den Duft, der durch das Türblatt zog, richtig erkannte, bereitete er für eine Hohe Frau Rosensalbe.
    Aurelia schüttelte freudig ihr Haar aus. Von der Salbe ließ sich gewiss ein bisschen was abzweigen für ihren großen Tag. Romuald mochte es, wenn sie nach der Blume der Liebe roch.

4
    B eles Gesicht glänzte rot vor Anstrengung. Die Magd goss aus dem Kupferkessel kochendes Wasser in den Badezuber nach und rührte mit dem Badequirl darin. »Ist es so recht, Herrin?«
    Aurelia streckte den

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