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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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rechten großen Zeh ins Wasser. »Jetzt ist es wunderbar warm.« Sie ließ das große Tuch zu Boden gleiten und wand ihr langes Haar zu einem Zopf. »Setze trotzdem noch einmal den großen Kessel aufs Feuer.« Sie stieg in den Zuber und seufzte wohlig.
    »Ich habe das Holz schon bereitgelegt«, lächelte Bele mit ihrem zahnlosen Mund. Sie bückte sich und griff mit beiden Händen nach dem Kupferkessel, als es an die Stubentür klopfte.
    »Wer ist da?«, rief Aurelia.Von den Nachbarn störte keiner am Tag vor einer Verlobung, und Vater hatte sich den Bartscherer in seine Stube bestellt.
    »Ich bin’s, Rahel.« Die klare Stimme ihrer Freundin drang durch die Tür, bevor Bele öffnete.
    Aurelia klatschte vor Freude in die Hände. »Was für eine Überraschung!«
    »Wie das dampft …« Rahel blieb in der Tür stehen und bestaunte den Zuber. »Ich dachte mir, vielleicht brauchst du gerade jetzt ein paar flinke Hände, die dir die Zöpfe winden.« Sie trug die graue Judentracht mit den gelben Aufschlägen an den Ärmeln und die Haube. Am feinen Stoff jedoch erriet man leicht, dass Rahels Familie sehr wohlhabend war. Ihre Freundin schnupperte in der Kammer umher. »Was für ein
Duft.« Ihre grauen Augen glänzten, die Brauen hatte sie sich schmal wie eine Adelsfrau gezupft. »Wird dir nicht kalt, wenn du so frei dastehst? Pass lieber auf.«
    »Ach was. Ich habe beide Füße im heißen Wasser. Da werde ich so schnell nicht krank.« Dennoch ließ Aurelia sich in den Zuber gleiten. »Du kannst unten die Teigtaschen für morgen sieden, Bele. Ich rufe dich, wenn ich heißes Wasser brauche.«
    »Ja, Herrin.« Die Magd zog die Stubentür hinter sich zu.
    Rahel nahm sich den Hocker aus dem Winkel und spähte kurz aus dem Fensterchen nach draußen zum Hof. »Hier kann uns kein Helser beluchsen.«
    Manchmal verwendete Rahel seltsame Worte. Ihr Volk sprach fast so etwas wie eine eigene Sprache, so viele unverständliche Wendungen gab es. »Die Schmiede hier im Viertel bauen die Höfe so, dass keiner dem anderen hineinschauen kann. Nicht mal von der Wehrmauer herunter geht das.« Aurelia schöpfte sich warmes Wasser über die Schultern. »Die haben alle Angst, jemand würde nachzählen, wie viele Schwerter sie behauen.«
    »Wundert es dich? Danach wird die Steuer erhoben.« Rahel nahm den Kamm, der auf einem Kistchen lag. »Soll ich?«
    Aurelia griff nach ihrer Hand, die ungewohnt kühl war. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist, und ich nicht nach der Frau des Bartscherers schicken muss.«
    »Ich weiß schon. Die macht jeder die gleichen Flechten.« Rahel lächelte sie an, bevor sie sich hinter den Zuber setzte. »Dabei brauchst gerade du dich gewiss nicht sorgen. Du wirst nie einen Kopf wie die anderen Frauen haben.« Sie ließ Aurelias rotgoldene Strähnen durch den Kamm gleiten. »Nicht mit diesem Haar!«
    Aurelia streckte sich im Zuber aus und schloss die Augen. Früher schon hatten sie sich gegenseitig die Haare gebürstet, dabei gelacht und versucht, die aufgesteckten Zöpfe nachzuwinden,
die die hohen Frauen an den Festtagen im Dom trugen, auch wenn sie keine glitzernden Steine oder Perlen zum Einflechten besaßen.
    »Ich habe Romuald gestern stolz mit den Gesellen zum Zunfthaus ziehen sehen«, erzählte Rahel. »Einen weißen Ziegenbock hat er an der Leine geführt, die Gesellen sind wild um ihn herumgesprungen. Einer hat Pfeife gespielt, ein anderer hat die Schelle geschlagen. Lauter freches Wortwerk haben sie gerufen.« Rahel teilte Strähnen von Aurelias Locken ab. »Kein Wunder, dass sie neidisch sind. Romuald wird eine schöne Frau bekommen.«
    Aurelia blickte ins Wasser, durch dessen Oberfläche ihr Körper wie verkürzt aussah. Sie fand ihre Beine zu lang und die Hüften zu schmal, nur mit ihrem Busen war sie zufrieden. Nicht zu groß und nicht zu klein. Sie strich darüber. Romualds Berührungen waren nicht minder zärtlich. »Ich habe auch Glück mit ihm«, sagte sie lächelnd.
    »Oh ja. Er ist ein schöner Mann. Und dazu treu, was bestimmt wichtiger ist.« Rahel legte den Kamm zur Seite und schnürte ein Bündel auf, das sie zu ihren Füßen abgestellt hatte. »Ich habe dir etwas mitgebracht.«
    Aurelia ließ den Arm über den Rand des Zubers hängen. »Was bringst du mir?«, fragte sie, als Rahel in ihren Beutel griff. Ein Tiegel und ein Fläschchen aus rotem Ton kamen zum Vorschein. »Ihr habt immer so schönes Geschirr.« Sie lachte, doch dann erschrak sie über Rahels traurige Augen.
    Aurelia schlug die

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