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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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schwindelte.
    Sie drückte sich an ihn, erwiderte sein Lachen und spürte, wie sich der Druck in ihrer Brust löste.
     
    Ein leises Lied auf den Lippen und mit weit ausholenden Schritten näherte Baldo sich Cristins Kammer, klopfte und trat ein. Lump folgte ihm auf leisen Pfoten.
    Piet und Cristin tanzten, feine Staubflocken schwirrten in der Luft, und das helle Lachen und der Übermut in ihren blitzenden Augen brachten eine Saite in ihm zum Klingen.
    Wie ertappt fuhren die beiden auseinander.
    »Ba… Adam«, meinte Cristin atemlos. »Ich habe dich gar nicht klopfen hören.«
    »Ewa, bitte bring uns etwas Warmes zu trinken«, bat sie die Kammerfrau, die mit gesenktem Kopf über einer Decke saß und nähte.
    Diese huschte hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Cristins Wangen waren erhitzt, und bei ihrem Anblick krampfte sich Baldos Herz zusammen.
    »Ich werde dann mal«, murmelte Piet, der von einem zum anderen sah. »Marianka, sie wartet auf mich.« Ein weiteres Mal klappte die Tür.
    Nun waren sie endlich unter sich.
    »Du bist früh zurück.« Cristin lächelte.
    Baldo verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
    »Ja, ich bin mit meiner Arbeit fertig.«
    »Welche Arbeit?«
    Ein zarter Duft umwehte ihn, als sie auf ihn zuging und abwartend zu ihm aufsah.
    »Hier, ich habe etwas für dich«, erwiderte er, ohne auf ihre Frage einzugehen, und hielt ihr seine geöffnete Handfläche hin.
    »Baldo! Wo … wo hast du das her?« Die Brosche war gerade groß genug, um Cristins Handfläche zu füllen. Mit leicht geöffnetem Mund strich sie zart über das kupferne Schmuckstück, in das ein Schiff eingearbeitet war, das im Licht der untergehenden Sonne aufleuchtete.
    »Ich habe sie für dich gemacht.«
    Ihre Augen waren groß und rund. »Baldo, das ist … das ist ja eine Kogge! Die Brosche ist … sie ist wundervoll!« Verblüffung machte sich auf ihrer Miene breit.
    »Du hast sie gemacht? Wie… ich verstehe kein Wort.« Cristins Wangen waren gerötet, und sie stand da, als wäre der Blitz in sie gefahren.
    Er lächelte. »Sie soll dir Glück bringen. Möge die Kogge dich sicher in die Heimat zurückgeleiten«, antwortete er ein wenig heiser. »Sie gehört dir.« Regungslos beobachtete Baldo, wie sie sich auf ihre Schlafstatt sinken ließ, die Brosche in der Hand.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du kannst schmieden? Wo hast du das gelernt? Bei Mariankas Vater?«, fragte sie, ohne den Blick von dem Schmuckstück zu wenden.
    Baldo setzte sich neben sie. »Ja, ich durfte ihm zusehen.« Wieder erfasste ihn Erregung über diese unglaubliche Erfahrung. »Eines Tages musste ich es selbst versuchen, verstehst du? Es war, als würde sich mir eine neue Welt offenbaren. Meine Hände sind tatsächlich zu etwas nütze.« In ihm wuchs das Bedürfnis, Cristin in die Arme zu nehmen, sie seinen vor Freude hüpfenden Herzschlag spüren zu lassen, damit sie begriff, was ihm die Entdeckung bedeutete.
    »Wieso sollten deine Hände nutzlos sein? Wie kommst du darauf?« Fassungslosigkeit spiegelte sich in ihrem Gesicht wider, als sie sachte seine Hände in ihre nahm und sie an die Wange schmiegte. Baldo schluckte.
    »Diese Hände«, flüsterte sie. »Diese Finger haben sich durch feuchte Erde gegraben und mich befreit. Sie haben mich aufgefangen, beschützt und sich so manches Mal bei einer Prügelei verletzt. Alles meinetwegen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Schlingen um Hälse haben sie gezogen, ohne Gnade. Rot vom Blut der Gerichteten sind sie gewesen. Sie haben Dinge getan, die zu grausam sind, um ausgesprochen zu werden«, presste er hervor und verstummte, weil er wieder jenen Ekel fühlte, der ihn ein Leben lang zu begleiten schien.
    »Du weißt …?«
    »Ich habe davon geträumt, schon öfter. Es war, als wäre es gerade geschehen.«
    Er wollte sich erheben, doch Cristin hielt ihn fest und sah ihn an.
    »Ja, das ist wahr, aber es ist ebenso wahr, dass diese Hände zu vielem anderen taugen, auch zu feinen Schmiedearbeiten.«
    Seine Fingerspitzen prickelten, wollten sich endlich um ihre Taille legen und ihre Wärme spüren. Mit enger Kehle entzog er sich ihr. Er musste sich beherrschen. Mit wenigen Schritten war er am knisternden Kamin, legte Holz nach und schaute in die Flammen, die sich wie gierige Zungen nach dem neuen Scheit ausstreckten und daran leckten. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, und er drehte sich jäh um. Cristins Gesicht zuckte, als würde sie einen inneren Kampf ausfechten, doch sie nahm ihre Hand nicht

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