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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Gestank verschlug ihr den Atem.
    »Was geschieht nun mit mir?«, flüsterte sie.
    Der Kahlköpfige hob die Schultern. »Du wirst warten müssen, bis du drankommst. Hier geht es hübsch der Reihe nach.« Dann fiel die schwere Holztür hinter ihr ins Schloss.

17
     
    D ie Zelle, in die man Cristin gesperrt hatte, war winzig. Ein wenig Stroh auf dem Boden stellte das Schlaflager dar. In der Ecke unter dem Fenster, durch dessen Gitterstäbe sie die Mauern von St. Marien sehen konnte, war eine Rinne zu erkennen, die durch eine schmale Öffnung hinausführte. Sie legte die Hand vor den Mund, wagte kaum zu atmen. Hier also, zwischen den Exkrementen anderer, sollte sie ihre Notdurft verrichten. Wie behandelte man sie, eine anständige und unbescholtene Kaufmannsfrau, hier eigentlich? Mit welcher Berechtigung sperrte man sie wie Vieh in diese Zelle?
    Eine junge Ratte huschte an ihren Füßen vorbei und schnupperte an der zähen Masse, die in der Rinne zu erkennen war, während ein Schwarm Fliegen sich summend an den Ausscheidungen gütlich tat. Cristin stieß einen spitzen Schrei aus, wich zurück.
    Das Stroh roch nach Schimmel, da jedoch der Boden schmutzig und voller Flecken war, deren Ursprung sie lieber nicht ergründen wollte, setzte sie sich nieder. Ihr war kalt, und sie schlang die Arme um ihren Leib. Ein Geräusch ließ sie hochschrecken. Schaudernd verfolgte Cristin, wie das Nagetier von dem Unrat abließ und über den Zellenboden huschte, um in einem kleinen Loch in der Wand zu verschwinden. Minna und Mirke würden sich sicher um sie sorgen. Oder waren die Büttel längst in der Hunnestrate gewesen, um den Lohnarbeitern mitzuteilen, dass ihre Herrin festgenommen worden war? Sie starrte durch das vergitterte Fenster. Sonnenstrahlen fielen auf die Mauern der Kirche, und zwei junge Frauen, gekleidet in schlichte Gewänder, schlenderten kichernd am Fenster vorbei. Ein Spatz setzte sich zirpend auf einen der Gitterstäbe, legte den Kopf schief und lugte hinein. Bald würde jemand kommen, um sich für das Missverständnis in aller Form zu entschuldigen. Natürlich würde sie diese Unverschämtheit nicht einfach hinnehmen und den Vogt aufsuchen. Aber dann wäre sie wieder daheim. Viel Arbeit wartete auf sie, nun, da sie die Werkstatt ohne Lukas weiterführen musste. Elisabeth schrie gewiss schon vor Hunger. Cristin zog ihre Knie an und stützte den Kopf auf.
    Ein leises Geräusch hinter der Tür holte sie in die Wirklichkeit zurück. Der Riegel des Schlosses wurde zurückgezogen und die Tür geöffnet. Blitzschnell schlüpfte der Wächter in die Zelle und zog die Tür hinter sich zu. Breitbeinig stand er vor ihr und starrte sie unverhohlen an. Die enge Hose wölbte sich zwischen den kräftigen Schenkeln, seine Augen glänzten wie Kohle.
    »Willst du ein Geständnis ablegen, Weib? Dann gehe ich wieder.«
    »Ich habe nichts zu gestehen.«
    Mit einem Schritt war der Wärter bei ihr, zog sie an sich und presste eine Hand auf ihren Busen. Sein Atem stank nach billigem Wein und Knoblauch. »Lass mich los«, stieß sie empört hervor. »Sonst schreie ich!«
    Er entblößte seine schadhaften Zähne zu einem Grinsen. »Schrei nur! Hier unten hört dich niemand.«
    Sie starrte in die lüstern verzogene Miene, versuchte ihn abzuwehren, doch der Mann versetzte ihr eine Maulschelle, die sie nach Luft schnappen und ihre Haut wie Feuer brennen ließ. Seine Hand fuhr unter ihren Surcot und das Untergewand, schob ihr die Kleider bis zur Taille hoch. Jetzt packte der Kerl sie am Oberarm, drehte sie blitzschnell um und stieß sie gegen die kalte Steinwand.
    »Gut, wenn du es lieber nach Art der Hunde magst …«, hörte sie ihn an ihrem Hals keuchen. Ein Bein schob sich zwischen ihre Schenkel, drückte sie gewaltsam auseinander, dann spürte sie sein hartes Geschlecht an ihrem Gesäß.
    »Bitte nicht«, wimmerte Cristin, gefangen zwischen dem kalten Stein und ihrem Widersacher. Warum kam ihr niemand zu Hilfe? Da fasste der Wärter in ihr aufgelöstes Haar und drückte ihren Kopf gegen die Mauer, während seine andere Hand grob ihr Gesäß knetete. Im nächsten Moment stieß er in ihren Leib. Cristin schrie auf.
     
    Nach einer Ewigkeit ließ er endlich von ihr ab, und sie hörte die Tür ins Schloss fallen. Dann wurde der Riegel vorgeschoben. Zusammengekauert hockte sie in einer Ecke, spürte die Feuchtigkeit der Kerkerwand im Rücken. Sie ballte die Hände zu Fäusten, presste sie auf den Mund, während ihr Tränen über die Wangen liefen

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