Die Grabstein-Clique
flüsterte Glenda.
»Wenn Sie es so nennen wollen, habe ich nichts dagegen. Man kann aber auch den Namen Teufel einsetzen.«
Ich nickte. »Sie wissen gut Bescheid.«
»Und Sie sind nicht überrascht?« fragte er mich. »Eigentlich hätten Sie es sein müssen.«
Ich lächelte schmal. »Nein, das sind wir nicht, Doktor. Gehen Sie einmal davon aus, daß wir uns mit diesen Dingen beschäftigen. Daß es einfach unser Job ist, das Böse aufzuspüren, wo immer es sich zeigt. Und das Grabmal gehört dazu.«
»Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Alles andere ist Ihre Sache, meine ich.«
»Nicht ganz«, warf ich ein.
»Wieso?«
»Wenn Sie ein derartiger Kenner der Materie sind, was ich Ihnen auch glaube, dann müßten Sie mehr über das Grabmal wissen. Sie haben sich bestimmt mit diesen Resten beschäftigt.«
»Kann man sagen.«
»Meiner Ansicht nach ist es alt. Aber es muß auch eine Funktion gehabt haben. Oder irre ich mich?«
»Bestimmt nicht.«
»Und welche?«
»Wenn ich Ihnen eine mythologisch gefärbte Antwort geben darf, würde ich es als einen höllischen Platz bezeichnen. Als einen Ort des Bösen, wo irgendwann einmal vor langer Zeit jemand begraben wurde, dessen Einfluß bis in die heutige Zeit hin ausstrahlt. Ich behaupte sogar, daß sich dort ein Hexer oder Tiamon befindet. Der ist da in die Erde gesenkt worden, er fand genau dort seine letzte Ruhestätte. Auch wenn ich in meinen Unterlagen nachsehen würde, käme nicht viel mehr dabei heraus, aber nehmen Sie mich beim Wort. Es ist so gewesen. Ein Schandfleck. Vor allen Dingen ein Ort, der von normalen Menschen gemieden werden sollte, falls man an gewisse Dinge glaubt«, fügte er noch mit einem breiten Lächeln hinzu.
»Wir glauben es«, sagte Suko.
Dean Howard nickte. »Und in welch einer Verbindung steht dies Grabmal zu den von ihnen erwähnten vier Mordtaten?«
»Das werden wir noch herausfinden müssen, Doktor. Und zwar so rasch wie möglich.«
»Viel Glück dabei.«
»Danke, Doc, aber Sie könnten uns noch einen Gefallen tun, falls möglich.«
»Gern. Welchen?«
»Wenn Sie das Grab so gut kennen«, sagte Suko, »dann können Sie uns sicher auch sagen, wo wir es finden.«
Dr. Dean Howard lächelte. »Die Frage habe ich natürlich erwartet, und ich kann sie Ihnen auch beantworten. Sie finden das Grab in Wales. Es liegt sehr einsam, wer immer sich dort aufgehalten hat, wollte das Risiko einer Entdeckung so klein wie möglich halten. Ich kann Ihnen nicht den genauen Punkt nennen, aber den ungefähren Ort schon, der in den Black Mountains liegt. Und ich kann Ihnen auch sagen, wie Sie dorthin kommen können.«
»Ja, Doktor, tun Sie das. Wenn wir es schaffen, ist Ihnen ein Orden sicher.«
Er blinzelte mir zu. »Kann es nicht auch eine Flasche vom besten Whisky sein?«
»Und ob!« rief ich und freute mich darüber, daß dieser ältere Herrauch so menschlich sein konnte…
***
Clara Moreno hatte sich an die Zunge gewöhnt!
Der Geschmack des Schwefeldampfes war bitter, rauh, irgendwo auch holzig, er klebte im Gaumen, doch es machte der Nonne nichts mehr aus, dachte sie doch an die weiteren, großen Aufgaben, und da mußte sie einfach über eine derartige Kleinigkeit hinwegsehen. Das gehörte eben zu den Prüfungen, die ihr der große Meister gestellt hatte.
Sie war nicht mehr mit der Clara Moreno zu vergleichen, die es einmal gegeben hatte und die hinter den dicken Mauern eines Klosters ihren Weg zu Gott hatte gehen wollen. Das alles zählte nicht mehr. Aus ihr war eine völlig andere Person geworden, das böse Tier hatte von ihr Besitz ergriffen.
Das Tier, das die Welt regieren sollte. Es zu Beginn der Zeiten schon versucht hatte, abgeschmettert worden war, aber niemals aufgab und immer wieder einen neuen Anlauf startete. Sich den Menschen in verschiedenen Verkleidungen nähernd, darauf hoffend, sie zu den Ufern des Bösen treiben zu können.
Oft gelang es. Immer dann tauchte der Verführer auf, wenn die Menschen mit ihm nicht rechneten.
Wie bei Clara Moreno!
Sie war eine völlig andere Person geworden und lachte scharf auf, als sie daran dachte, wie es ihre Zunge geschafft hatte, diese Laurie Warren zu ermorden. Kurzerhand erdrosselt, wie bei einer alten spanischen Garrotte.
Sie empfand nicht die leiseste Spur von Mitleid. Es war eben so, sie hatte es tun müssen, um ihm zu zeigen, daß sie zu ihm gehörte, daß der Meister sich voll und ganz auf sie verlassen konnte und es keiner mehr schaffte, das Band zwischen ihm und
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