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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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nicht den weiten Weg nach Linz auf sich nehmen müssen.« Amalias Hals brannte vom Weinen und Schreien, doch ihr Urteil war unumstößlich. Der alte Freund war gestorben, weil sie Unglück über alle brachte, die sie liebte.
    »Das dürfen Sie nicht sagen.« Marijke hob abwehrend die Hände, aber Amalia nahm ihre Worte nicht an.
    Willenlos ließ sie sich für die Nacht umkleiden, dann entließ sie Marijke, die seit Amalias Genesung wieder ihre privaten Räumlichkeiten bewohnte, und legte sich zu Bett. Er könnte noch leben , hämmerte es in ihrem Kopf. Wegen mir musste er nach Linz fahren, wegen mir ist er tot. Die Gedanken füllten sie vollständig aus. Einzig, weil sie so eine schlechte Frau war, musste der treue Diener die weite Reise auf sich nehmen. Einzig deshalb hatte er bis Linz fahren müssen, um eine Amme für Elena zu finden. Amalia wälzte sich auf ihrem Kissen hin und her. Die Geräusche im Schloss verstummten allmählich, der Doktor hatte längst seinen abendlichen Besuch bei ihr vorgenommen, ihr die üblichen Heilmittel verabreicht und sich in seine Räumlichkeiten zurückgezogen. Die Menschen schliefen oder waren tot. Amalia hielt es nicht länger in ihrem Bett aus. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie jeden Augenblick ersticken. Frierend stand sie auf, hüllte sich in einen dünnen Mantel, nahm einen Leuchter und verließ die Kammer. Ihr Weg führte zu Elena.
    Die Amme lag, neben sich den schlafenden Josef, in ihrem Bett. Das Kindermädchen Lotta schlief einen Raum weiter. Amalia stand an der Wiege ihrer Tochter, die friedlich an zwei Fingerchen nuckelte. Sie streichelte dem Mädchen die dunklen Locken aus der Stirn, das Haar ihres Vaters. Dann ging sie zurück, ein Hauch, der nach Ruß und Rosen duftete, umwehte sie.
    Ihre Füße trugen sie weiter durch das schlafende Schloss. Beständig hämmerte das Gefühl der Schuld in ihren Schläfen. Es begleitete sie auf dem Weg die Stufen hinunter über die leeren Gänge bis hin zu seiner Kammer.
    Andres, Caspar und Jelko hielten die Totenwache. Alle außer Andres schliefen, als Amalia in ihrem Nachtgewand und mit dem Kerzenleuchter in der Hand an die Bahre des toten Jägers trat. Sie beugte sich zu dem alten Freund hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
     
    *
     
    Lotta blickte starr in die Dunkelheit. Ein Geräusch hatte sie geweckt, das sie nicht einordnen konnte. Jetzt war es wieder ruhig, aber ein alarmierender Geruch hing in der Luft. Sie schnupperte noch einmal. Jähes Entsetzen fuhr ihr in die Glieder. Es war der Geruch von Feuer und brennenden Kerzen. Schlagartig erwachte sie und blinzelte in die Dunkelheit, kein Lichtschein zu sehen. Die Amme und ihr kleiner Bastard schliefen, die regelmäßigen Atemzüge ließen keinen anderen Schluss zu. Die Komtess nuckelte an ihren Fingern, sonst war alles still.
    Trotzdem, hier stimmte etwas nicht. Einmal mehr hatte sie fürchterliche Angst. Leise stand sie auf. Ihre nackten Füße berührten den kalten Steinboden. Sie schlich zur Tür, die ihre und der Amme Kammer voneinander trennte. Sie stand offen. Lotta war sich ganz sicher, dass sie sie geschlossen hatte, denn sie traute der Amme, von deren zweifelhafter Herkunft sie durch Marthe informiert war, nicht über den Weg. Jetzt stand die Tür zweifelsfrei offen. Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Händeringend ging sie in der engen Kammer auf und ab, stieß mit den Füßen an den Gebetsschemel. Sie kniete nieder und betete, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her, fand aber noch genügend Energie, um auf jedes Geräusch zu hören. Sie hörte das Atmen des Kindes und die Mäuse, die durch die dunklen Kammern huschten. Eine der Bestien, die noch immer in den Zwingern am Schloss untergebracht waren, heulte – eine Stufe knarrte. »Jetzt und in der Stunde unseres Todes …«, betete Lotta. Eiskalte Angst kroch in ihre Knochen, konnte doch die Stunde des Todes jederzeit kommen. Wer wusste schon, wann? Lotta betete weiter. Nachdem sie jedes Gebet gesprochen hatte, das sie kannte und nur wenig ruhiger geworden war, hörte sie Elenas Weinen. Das Kind hatte Hunger und die unnütze Amme lag im Nebenraum und schlief. Froh über die Aufgabe erhob sie sich, zündete die Kerzen an und war alsbald von ihrer täglichen Arbeit ausgefüllt.
     
    *
     
    Erasmus war trotz der späten Stunde noch immer wach und brütete über seinen Studien. Vom späten Abend bis zum frühen Morgen hatte er in seinen Büchern die verschiedenen Erscheinungen des Vampirismus

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