Die groeßten Faelschungen der Geschichte
lässt. Es gibt noch sehr viel mehr zur Französischen Revolution, als man auf den ersten Blick annehmen möchte. Es
gilt der Satz: Revolutionen werden immer gemacht und inszeniert; es gibt keine spontanen Revolutionen, selbst wenn es offensichtliche Auslöser gibt und Umstände, die sie scheinbar einfordern.
Wir müssen uns deshalb über die nackten Fakten erheben, die uns gemeinhin präsentiert werden. Sie verraten nur zum Teil, was hinter den Kulissen vor sich ging. Wenn wir die Französische Revolution korrekt bewerten wollen, betreten wir nolens volens das Gebiet der Geschichtsphilosophie. Noch einmal: Bis heute streiten sich die Gelehrten, ob diese Revolution – das vielleicht wichtigste Ereignis der europäischen Geschichte – gemacht und kaltblütig in Szene gesetzt wurde oder ob sie quasi notwendigerweise eintrat. Verläuft Geschichte also nach Gesetzmäßígkeiten, auf die wir keinen Einfluss ausüben können, oder wird sie von mächtigen Einzelpersönlichkeiten und einflussreichen, konkreten Organisationen bestimmt, die die Ereignisse vorantreiben?
Recherchiert man höchst sorgfältig und beobachtet Politik in der Gegenwart genau, die ja wenig später schon Geschichte ist, gelangt man notwendigerweise zu dem Schluss, dass sowohl Politik als auch Geschichte immer von konkreten Persönlichkeiten in Szene gesetzt werden. Nichts geschieht zufällig, nichts passiert automatisch. Wer eine „Automatik“ der Geschichte annimmt, hat gewöhnlich nicht hartnäckig genug recherchiert. Wer glaubt, dass Historie von selbst, nach bestimmten unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten abläuft, hat als Historiograf seine Hausaufgaben nicht gemacht. Gott, Götter, den Zufall oder das Chaos für den Verlauf der Geschichte verantwortlich zu machen, bedeutet im Normalfall nur, dass man sich nicht auf den Hosenboden gesetzt und die wahren Verursacher und Strippenzieher ausfindig gemacht hat. Noch deutlicher gesagt: Wer an einen Zufall in der Geschichte glaubt, ist ein Dummkopf.
Demzufolge wurde auch immer wieder die Frage gestellt, wer für die Französische Revolution wirklich verantwortlich war. Gab es Figuren, die ungesehen hinter den Kulissen agierten? Gab es Personen und Persönlichkeiten, die die Französische Revolution gezielt herbeiführten? Wer initiierte diese Revolution tatsächlich?
Mit solch unschuldigen Fragen betreten wir den heißesten Boden, den wir uns vorstellen können.
DIE VERURSACHER
Natürlich stimmt es, dass der dekadente Monarch Ludwig XVI. selbst höchst aktiv am Zustandekommen der Französischen Revolution mitarbeitete. Warum? Er unternahm nichts! Als er noch alle Fäden in der Hand hielt, als er das Ruder noch hätte herumreißen können, als er noch über alles Geld der Welt und Soldaten verfügte, verschlief dieser träge König jede historische Chance. Wohlwollende Historiografen bezeichnen ihn als gutmütig, aber bei Licht betrachtet war er ein Faulpelz und Einfaltspinsel. Er war weder dazu fähig, konkrete Probleme zu lösen, noch ergriff er ein einziges Mal die Initiative, als er noch die Möglichkeit dazu hatte. Die Fehler Ludwigs XVI. sind zu zahlreich, um sie alle aufzulisten. Dieser träge, feige, fressgierige Bauer auf dem Königsthron konnte nur scheitern! Er besaß weder Intelligenz noch Mut, weder Entschlusskraft noch Biss, weder Scharfsinn noch Gespür für seinen Beruf, den Beruf König . Tausendmal vor der Revolution hätte man den Königsthron retten und Reformen einleiten können. Und tausendmal nach der Revolution (nach der Gefangennahme durch den mordgierigen Pöbel) hätte man zumindest etwas unternehmen können. Marie Antoinette gelang es allenfalls, Größe im Unglück zu zeigen; aber auch ihre Fehler waren mannigfaltig. Beider Leben sind eine Reihe verpasster Möglichkeiten sowie ein Lehrstück dafür, dass kleine Leute zu große Stiefel nicht tragen können.
Historiker urteilen über Ludwig XVI. genau wie über seine Gemahlin Marie Antoinette deshalb heute im Allgemeinen vernichtend. Rührselige Schmonzetten wurden über das vorläufige Ende der Monarchie in Frankreich verfasst, aber sie alle ließen die Tatsache außer Acht, dass Politik ein brutales Geschäft ist, ein schnelles, aufregendes, adrenalinhaltiges Business, in dem Schlafmützen wie Ludwig XVI. nie gewinnen können.
Natürlich hatten viele Schreiberlinge auch bereits ihre Feder gewetzt und gegen die Monarchie angeschrieben. Als das Christentum an Reputation verlor, stürzte die französische Monarchie
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