Die grosse Fahrt der Sable Keech
kopflos, und dem fünften fehlten außerdem die Gliedmaßen. Vrell erinnerte sich daran, dass er die Köpfe und Gliedmaßen auf der Fahrt hierher für Ebulans Genuss abgeschnitten hatte. Die ersten vier bildeten jetzt seit dem Ausfall der Kühlaggregate Egelmäuler an den Halsstümpfen aus. Beim fünften geschah dies auch an den Stellen, wo die Gliedmaßen abgetrennt worden waren. Alle bewegten sich ständig, wanden sich langsam an den durch die Brustkörbe getriebenen Fleischerhaken. Vrell wusste, dass sie sich ohne diese Haken auf dem Boden herumgeschlängelt und wahrscheinlich die übrigen hier greifbaren Lebensmittel gefressen hätten.
Er dachte über eine Möglichkeit nach, die sich hier bot. Die Entkernung erforderte es, das Großhirn des Tieres und einen Großteil seines autonomen Nervensystems zu entfernen. Damit aus dem Tier anschließend ein nützliches Werkzeug wurde, musste ein Prador-Sklavenregler anstelle der entfernten Teile installiert werden. Die Prador hatten herausgefunden, dass solch drastische Eingriffe nur bei im Königreich gezüchteten Tieren nötig waren, um mögliche Wetware-Hardware-Konflikte zu vermeiden, wenn sie Dinge tun mussten, die gegen ihre Instinkte gerichtet waren. Der Nachteil bestand dabei im Verlust an autonomer Funktion. Nur bestimmte unentkernte Tiere, die simple Aufgaben auszuführen hatten, konnten durch Spinnenregler gelenkt werden, die sich jeweils dort eingruben, wo es nötig wurde, und sich mit dem Nervensystem verbanden. Die Anpassung von Menschen an beide Prozesse hatte sich als schwierig erwiesen, musste man doch feststellen, dass beide Versklavungsmethoden den Wirt normalerweise umbrachten. Erst später eroberte Jay Hoop den Markt mit Menschen, die vom Spatterjay-Virus befallen waren und sich demzufolge als widerstandsfähig und schwer zu töten erwiesen. Ebulan fand zu seinem Leidwesen zu spät heraus, dass altere Hooper Spinnenregler abstoßen konnten. Bei ihnen war nur eine völlige Entkernung ein sicheres Verfahren.
Während er sein Großfaunasteak verdrückte, musterte Vrell weiter die fünf Menschenkörper, die sich in der Umwandlung zur Blutegelgestalt befanden. Der fünfte, gliedlose Körper war praktisch nutzlos, also pflückte Vrell ihn vom Haken, schnitt das zähe faserige Fleisch in Stücke und führte diese eines nach dem anderen in die eigenen Mandibeln. Vielleicht konnten sich die übrigen vier für ihn als ein bisschen nützlich erweisen, obwohl ihre Nervensysteme durch die Egeltransformation ernsthaft geschädigt sein würden. Unvermittelt warf er sich zur Tür herum.
Als Vrell auf den tropfenden Flur hinaustrat, knackte etwas entlang seiner Rückenschale. Er drehte ein Palpenauge zusammen mit dem Sehturm und den Mundpartien, die sich inzwischen vom Hauptpanzer gelöst hatten und auf einem kurzen, muskulösen Hals emporgewachsen waren; so betrachtete er sich einen langen Spalt in der Panzerschale, der gerade mit Fasern überspannt wurde, die beinahe an Reparaturgewebe für den Schiffsrumpf erinnerten. Ihm fiel ein, dass er noch nie von der Infektion eines seiner Artgenossen durch das Virus gehört hatte. Die Infektion durch befallenes Fleisch funktionierte nicht, da das Virus nicht lange in der Vitriolsäure überlebte, die den Prador als Verdauungssaft diente. Ein Prador konnte sich nur per Impfung durch die Panzerschale infizieren, wie es Vrell widerfahren war. Aber sicherlich hatte doch irgendein erwachsener Prador mal das Virus am eigenen Nachwuchs ausprobiert? Er musste in den Datenbanken des Schiffs nachsehen, ob er einen Hinweis darauf fand. Nichtjetzt jedoch: Es wurde Zeit, an die Arbeit zu gehen.
Erlin zertrümmerte das Haus der Froschschnecke mit einem Stein, riss die Stielaugen ab, weil sie sie vorwurfsvoll anstarrten, zog den Taschenlaser hervor und machte sich daran, das Fleisch zu kochen. In der Dämmerung wirkte das Licht aus dem Gerät grell, und Erlin bemerkte, dass die beiden normalen Segel auf Abstand zu ihr gingen, während sie weiter ihre Mollusken fraßen. Zephir blieb jedoch ungerührt, hatte er doch von dem Laser nichts zu befürchten. Einen Augenblick später stotterte das Gerät schon und gab auf während das Schneckenfleisch gerade ein wenig angesengt war. Erlin hatte das erwartet, da sie den Taschenlaser schon zweimal benutzt hatte: einmal an einem Stück Rhinowurm und einmal an einer anderen Schnecke. Es bereitete ihr keine Schwierigkeiten, rohes Fleisch zu essen; vielmehr hatte sie den Laser eher zur
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